Interview Karin Maag (CDU)

„Von mir aus müssen wir das Honorar-Gutachten nicht aufgreifen“

Berlin - 05.03.2018, 07:00 Uhr

Die neue gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, will das Honorar-Gutachten des BMWi nicht von sich aus aufgreifen, um die Vergütung der Apotheker zu reformieren. (Foto: Külker)

Die neue gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, will das Honorar-Gutachten des BMWi nicht von sich aus aufgreifen, um die Vergütung der Apotheker zu reformieren. (Foto: Külker)


Europa und die Apotheker

DAZ.online: Auf für Apotheker werden europapolitische Fragen immer wichtiger. Erst entscheidet der EuGH, dass sich EU-Versandapotheken nicht an die hiesige Preisbindung halten müssen, dann beschließt das EU-Parlament eine neue Dienstleistungsrichtlinie, die sich negativ auf die Freien Berufe auswirken könnte. War nicht eigentlich ausgemacht, dass sich Europa aus den Gesundheitssystemen der Nationalstaaten heraushält?

Maag: Und das soll auch genau so bleiben. Auch ich sehe, dass sich Europa mit Hinweis auf den freien Binnenmarkt immer mehr Krümel vom Kuchen sichern will. Ich setze mich dafür ein, dass die Grenze für das Gesundheitswesen eingehalten wird. Es gibt klare Zuständigkeiten – wenn sich jeder daran hält, gibt es auch keinen Ärger. Ich bin eine klare Europa-Befürworterin. In vielen Bereichen macht eine engere Zusammenarbeit Sinn, etwa in der Verteidigung oder in der Außenpolitik. In der Gesundheitspolitik macht eine weitere Angleichung der Systeme wenig Sinn, vor allem wenn Qualitätsstandards abgesenkt werden

DAZ.online: Also schmeckt es Ihnen vermutlich auch nicht, dass niederländische Versandapotheken hierzulande aggressiv um die Rezepte von Chronikern werben?

Maag: Richtig, das gefällt mir überhaupt nicht. Schon am selben Abend des EuGH-Urteils konnte man vor der Tagesschau die Boni-Versprechungen der EU-Versender sehen. Aus meiner Sicht sollten wir die Überlebensfähigkeit unserer eigenen Apotheken sichern, bevor wir uns um das Wohl der ausländischen Versandapotheken kümmern. Deswegen setzen wir uns auch für ein Rx-Versandverbot ein.

Karin Maag und DAZ.online-Chefredakteur Benjamin Rohrer im Gespräch. (Foto: Külker)

DAZ.online: Warum steht da eigentlich „nur“ „Einsetzen“ im Koalitionsvertrag?

Maag: Weil auch das Rx-Versandverbot kein leichtes Unterfangen ist. Die Juristen des BMG werden sehr genau und klug formulieren müssen, um das Vorhaben rechtssicher zu machen. Aber zumindest der politische Druck sollte nun wegfallen, schließlich müsste sich auch die SPD an den Vertrag halten.

DAZ.online: Gibt es denn schon einen Zeitplan für das Verbot?

Maag: Nein, das wäre noch zu früh. Wir haben ja noch nicht einmal eine Regierung. Aber zu lange werden wir nicht warten, denn auch das Notifizierungsverfahren wird einige Zeit in Anspruch nehmen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Digitalisierung un RX

von Pharmie am 05.03.2018 um 14:59 Uhr

Endlich erkennt mal jemand was RX mit Digitalisierung zu tun hat... nämlich NIX!

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Da wäre es ja schon

von Stefan Haydn am 05.03.2018 um 11:45 Uhr

Darauf haben wir alle gewartet!

Noch mal zum Mitdenken: Das RX Versandverbot dient in erster Linie dem Verbraucher/Patienten, auch wenn es keiner wahr haben will. Diverse Tests der online Anbiter sollten dafür ausreichen.

Das hat aber nichts mit unserem Honorar zu tun. Sollen die Apotheken erneut auf den Inflationsausgleich und eine vernünftige Kostenrechnung verzichten?

Gerne, wenn das alle Übrigen im Gesundheitswesen und in Deutschland Tätigen auch freiwillig machen.
Unsere Politiker können da ja mal mit leuchtendem Beispiel vorangehen.
Davor darf aber gerne noch das Defizit der letzten Jahre ausgeglichen werden.

Auch der Verzicht auf Schulgeld bei den PTAs ist keine Wohltat für die Apotheke, sondern längst überfällig, nachdem auch die Heilerziehungspfleger kein Schulgeld mehr bezahlen müssen. Wie immer ist die Politik hier über drei Jahre zu spät dran.

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RX Versand

von Dr. Radman am 05.03.2018 um 9:30 Uhr

Es darf nicht den Eindruck entstehen, dass RX Vorsandverbot eine Gefälligkeit für die Apotheke sein wird. Es ist im Interesse der Versorgung der Bevölkerung und Erhalt der Apothekenstruktur in ländlichen Gebieten. Also ; bitte vorsichtig mit Formulierung, dass nur die Apotheker das wollen, sondern die betroffenen Menschen auf dem Land.

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ja klar, nicht übertreiben

von Karl Friedrich Müller am 05.03.2018 um 8:49 Uhr

wenn wir die gleichen Anpassungen bekommen, wie die Abgeordneten seit 2004, dann ist nichts übertrieben, oder?

DA MÜSST IHR ABER NOCH GANZ SCHÖN NACHLEGEN!

Was soll dieses dumme Gewäsch? Sind wir etwa Menschen 2. Klasse? Wie so viele Berufe im Gesundheitswesen? (Außer Ärzte)
Immer mehr Kosten! Immer mehr Aufwand!
Und unsere Mitarbeiter? Die Tarife sind VIEL zu niedrig!

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AW: ja klar, nicht übertreiben

von DaKl am 06.03.2018 um 9:12 Uhr

Mag sein, aber das allerwichtigste und alles entscheidende politische Ziel, das um JEDEN Preis erreicht werden soll, ist doch eine Initiative gegen den RX-Versand, richtig? Das hat die Standesvertretung doch mehr als deutlich gemacht. Alles andere ist offenbar sekundär.

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