Leserbrief an den Tagesspiegel

AMK verteidigt Apotheker im „Pille danach-Konflikt“

Berlin - 13.03.2018, 15:30 Uhr

Die Gynäkologen haben in einer Pressemitteilung die Apotheker mitverantwortlich für die Zunahme der Abtreibungen in 2017 gemacht. Die Apotheker setzten sich gegen die Vorwürfe heftig zur Wehr. (Foto: Imago)

Die Gynäkologen haben in einer Pressemitteilung die Apotheker mitverantwortlich für die Zunahme der Abtreibungen in 2017 gemacht. Die Apotheker setzten sich gegen die Vorwürfe heftig zur Wehr. (Foto: Imago)


Apotheker sind gründlich vorbereitet

Den Vorwurf der Gynäkologen bezüglich einer unzureichenden Beratung weist Schulz entschieden zurück: „Die pauschal-plakative Behauptung, dass Apotheker nicht zuverlässig zur ,Pille danach' beraten würden, entbehrt ebenfalls jeder Grundlage. In unzähligen Fortbildungsveranstaltungen wurden die Apothekerinnen und Apotheker qualitätsgesichert geschult.“  

Als Basis für die Fortbildungen des pharmazeutischen Personals und als offizieller Leitfaden über die Beratung rund um die Notfallkontrazeption hat die Bundesapothekerkammer konkrete Handlungsempfehlungen verfasst, die vor wenigen Tagen aktualisiert wurden.

Schulz verweist dabei auf die interdisziplinäre Vorgehensweise: „An deren Erstellung und Aktualisierung waren unter anderem das Bundesgesundheitsministerium (BMG), pro familia und Gynäkologenverbände beteiligt. Auch der bvf war eingebunden. Das BMG hatte in Abstimmung mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu allen Aktualisierungswünschen, auch des bvf, abschließend Stellung genommen. Diese Fassung wurde aktuell von der BAK veröffentlicht.“

Spahn: Notfallkontrazeptiva sind keine Smarties

Damit möchte Schulz zeigen, dass die Apotheker auch im Hinblick einer möglichen Qualitätsüberprüfung durch das BMG für die Beratung über die „Pille danach“ bestens gewappnet sind. Denn das BMG hatte im Zuge des OTC-Switch eine Evaluierung angekündigt. „Wir gehen davon aus, dass der neue Gesundheitsminister diese Zusage einlösen und die Qualität der Apothekenberatung kritisch überprüfen wird", sagte Albring in der Pressemeldung der vergangenen Woche.

Bundesgesundheitsminister in spe Jens Spahn hatte sich bereits in der Vergangenheit ablehnend zu der Rezeptfreigabe der Notfallverhütung geäußert. So forderte der CDU-Politiker laut mehreren Medienberichten 2014: „Die Pille danach ist kein Smartie. Ihre Abgabe muss verschreibungspflichtig bleiben."

Dieses mehrere Jahre zurückliegende Statement bewegte anlässlich Spahns Nominierung in sozialen Netzwerken erneut die Gemüter. So schrieb ein Twitter-User am Tag der Nominierung: „Es wird kälter werden in Deutschland mit Jens Spahn als Gesundheitsminister. Keine Hüften für ältere Menschen und die Pille danach sind nur die ersten Beispiele. Armes Deutschland“.

„Ich fürchte, dass die Pille danach im Fall #spahn zu spät kommt“, ironisiert eine weitere Twitter-Nutzerin. „Wenn Jens Spahn Gesundheitsminister wird, führt er dann endlich endlich ein, dass es die Pille danach in verschiedenen Farben gibt? Da machen uns Mädels die Smartie-Parties gleich viel mehr Spass“, versucht es eine andere Userin mit Humor.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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