Betäubungsmittel

Substitution: Noch ein langer Weg zur optimalen Versorgung

Berlin - 16.03.2018, 15:45 Uhr

Das politische Panel nahm die Botschaften der Leistungsträger bei der Substitutionstherapie den Nachwuchs zu fördern, die Bürokratie abzubauen und die Vergütung der Leistungsträger zu verbessern, entgegen.Von links nach rechts: Marlene Mortler (Drogenbeauftragte der
Bundesregierung), Dr. Wieland Schinnenburg (FDP), Dr. Kirsten Kappert-Gonther
(Grüne), Sieglinde Schneider (Moderatorin), Dirk Heidenblut (SPD), Niema
Movassat (LINKE) (Foto: Sanofi)

Das politische Panel nahm die Botschaften der Leistungsträger bei der Substitutionstherapie den Nachwuchs zu fördern, die Bürokratie abzubauen und die Vergütung der Leistungsträger zu verbessern, entgegen.Von links nach rechts: Marlene Mortler (Drogenbeauftragte der Bundesregierung), Dr. Wieland Schinnenburg (FDP), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), Sieglinde Schneider (Moderatorin), Dirk Heidenblut (SPD), Niema Movassat (LINKE) (Foto: Sanofi)


Man muss übers Geld reden

Dadurch entstünde eine erschreckend schlechte Versorgungssituation. Den Aspekt der mangelnden Bereitschaft zur Durchführung der Substitutionstherapie wurde auch den Apothekern vorgeworfen. So falle die Abgabe einer „take-home“ - Verschreibung unter den Kontrahierungszwang, dennoch würden sich einige Apotheken weigern, beklagte ein Mediziner am vergangenen Dienstag in Berlin. Dieser räumte jedoch ein, dass bedauerlicherweise in vielen Bundesländern die Apotheken nicht für die Sichtabgabe honoriert werden würden. Es erstaune ihn, dass sich die ABDA diesbezüglich nicht wahrnehmbar engagiert hätte. „Man muss miteinander reden, auch über Geld“, adressierte er an die anwesenden Politiker.

Die Wortmeldungen der Apotheker griffen die Thematik der heterogen geregelten Honorierung auf. So beklagte Apotheker Heinrich Ferdinand Queckenberg aus Westfalen-Lippe, dass im Gegensatz zu Baden-Württemberg in seinem Bundesland die Sichtabgabe nicht honoriert werde, was sich verständlicherweise dort auf die Motivation der Apotheker auswirke. „Ich sehe es als meine Rolle, Apotheker zu motivieren. Wir machen das gerne, aber das sollte vergütet werden“, erklärte der Pharmazeut.

Eine Apothekerkollegin wies auf den erheblichen Dokumentationsaufwand in der Apotheke im Rahmen der Methadonabgabe an Abhängige hin. „Mein Mitleid mit den Ärzten bezüglich Bürokratie ist begrenzt. Apotheken haben da den größeren Aufwand“, betonte sie.

Sanofi
Apotheker Queckenberg brachte die Rolle seines Berufsstandes in Spiel.

Botschaften überwiegend angekommen

In der Schlussrunde transportierten die anwesenden Bundestagsabgeordneten, dass die Botschaften der Leistungsträger überwiegend angekommen seien. In den abschließenden Statements bestand ein Konsens darüber, dass die Nachwuchsförderung, die Entbürokratisierung sowie eine bessere Vergütung der Substitutionsärzte vorangebracht werden sollten. Auch war es für die drogenpolitischen Sprecher schlüssig, dass die Apotheken für ihre Dienstleistungen im Rahmen der Substitutionstherapie honoriert werden müssten. Über die Höhe einer solchen Apothekenvergütung wurde aber nicht gesprochen.

Die Flexibilisierung in der Substitutionsbehandlung wurde grundsätzlich positiv gesehen, jedoch gab es dabei Nuancen bezüglich einzelner Aspekte. Beispielsweise ist für Niema Movassat (Linke) die Ausweitung der take-home-Verordnungen auf 30 Tage ein Schritt in die richtige Richtung, der aus seiner Sicht noch größer hätte ausfallen können. Die Rolle des öffentlichen Gesundheitsdienstes bei der Substitutionstherapie bewerteten die Parteien unterschiedlich. So zeigten sich die Vertreter von SPD und FDP im Gegensatz zu den beiden anderen drogenpolitischen Sprechern skeptisch, dass dort auch Opiate abgegeben werden sollten.

Darüber hinaus nahmen Schinnenburg, Movassat und Kappert-Gonther die Substitutions-Diskussion zum Anlass, einen grundsätzlichen Dogmenwechsel in der bisherigen Drogenpolitik zu propagieren. Für den SPD-Bundesabgeordneten Dirk Heidenblut jedoch sollte der Aspekt der Substitutionsbehandlung von der allgemeinen Drogenpolitik abgekoppelt werden.

Die Debatte hätte an dieser Stelle noch deutlich kontroverser sein können, denn die Union und AfD sind für eine konservative Drogenpolitik bekannt. Da Frau Mortler die Veranstaltung vorzeitig verließ, war keine der beiden Parteien in der Abschlussdiskussion vertreten.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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