infektionen bei Kleinkindern

Warum Bakterien Badeentchen lieben

Berlin - 28.03.2018, 10:15 Uhr

Badeentchen können Augen- und Ohreninfektionen bei Kleinkindern verursachen. (Foto: Imago)

Badeentchen können Augen- und Ohreninfektionen bei Kleinkindern verursachen. (Foto: Imago)


Sollten kleine Kinder lieber ohne Quietscheente in die Wanne steigen? Forscher haben herausgefunden, dass sich innerhalb weniger Wochen Millionen von Keimen in den Plastikentchen ansammeln können. Etwa vier Fünftel davon sind potenziell pathogen.

Mikroorganismen fühlen sich in einer warmen und feuchten Atmosphäre, wie sie beispielsweise im Badezimmer herrscht, bekanntlich wohl. Dies gilt auch für die Badeentchen aus Plastik. Verbleibt Wasser für längere Zeit im Inneren des Plastiktiers, wachsen dort Bakterien und Pilze. Drücken Kinder beim Baden ihr Spielzeug zusammen, verspritzen sie mit dem Wasser die Mikroorganismen auf sich selbst oder in das Gesicht des Geschwisterchens.

Wie gefährlich sind diese Keime und welche Faktoren lassen sie besonders schnell gedeihen? Ein Forscherteam aus Mikrobiologen von der ETH-Zürich, dem Schweizer Eawag-Institut und der Universität Illinois haben die Biofilme auf 19 real benutzen Badeenten analysiert. Außerdem haben die Wissenschaftler sechs fabrikneue Gummientchen elf Wochen lang entweder sauberem Trinkwasser oder schmutzigem Badewasser ausgesetzt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind am vergangenen Dienstag im dem Nature-Journal npj Biofilms and Microbiomes erschienen.

Badespielzeug als Bakterienfarm

Die Wissenschaftler fanden im Inneren aller Plastiktiere Millionen von Keimen. Die Kontrollproben, welche nur mit sauberem Trinkwasser in Kontakt kamen, beherbergten nach elf Wochen fünfeinhalb Millionen Zellen pro Quadratzentimeter. Bei den Plastiktieren, die Schmutzwasser ausgesetzt waren, wuchsen 73 Millionen Mikroorganismen. Dazwischen lagen die Plastikentchen, die aus normalen Haushalten stammten, mit neuneinhalb Millionen Zellen.

Das Spektrum der Mikroorganismen war bei den Probentypen unterschiedlich. So waren alle drei Kontrollentchen, die mit Schmutzwasser behandelt wurden, nicht nur mit Bakterien, sondern auch mit Pilzen besiedelt. Auch auf 60 Prozent der tatsächlich in Haushalten benutzten Badeentchen gesellten sich Pilze zu den Bakterien. Auf den drei Kontrollproben, die lediglich sauberem Trinkwasser ausgesetzt waren,  befanden sich jedoch keine Pilzarten.

Potenzielle Krankheitserreger auf 80 Prozent der Gummitiere

Bei 80 Prozent aller Proben identifizierten die Forscher potenziell pathogene Keime. Auf 61 Prozent der Badeentchen aus Haushalten und auf sämtlichen Kontrollproben wuchsen Listerien und Pseudomonas aeruginosa. Zwei Drittel der Trinkwasser-Probeentchen, ein Drittel der Realproben und sämtliche mit Schmutzwasser behandelten Badeentchen waren mit Legionella pneumophila kontaminiert. Auf einem Fünftel  der Plastiktiere aus normalen Haushalten befanden sich Enterokokken.  

Coliforme Bakterien mit Ausnahme von Escherichia coli wurden lediglich auf den mit sauberen Trinkwasser behandelten Entchen identifiziert. Escherichia coli wiederum befand sich auf den Schmutzwasser-Kontrollentchen.

Kleine Kinder sind anfällig für Infektionen. Nach Ansicht der Autoren können die Kleinen zwar theoretisch ihr Immunsystem stärken, wenn sie sich mit verkeimten Wasser bespritzen. Gelangt die kontaminierte Flüssigkeit jedoch in Augen, Ohren oder offene Wunden können sich dort leicht Infektionen bilden. Auch Magen-Darm-Infekte sind möglich.

Plastik-Abbauprodukte nähren Mikroorganismen

Zusätzlich zu den Keimanalysen untersuchten die Mikrobiologen, weshalb die Mikroorganismen in den Plastiktieren eigentlich so erfolgreich wachsen können. Dabei fanden sie heraus, dass die Badeentchen selbst die Vermehrung der Keime beschleunigen. Denn das weiche Plastikmaterial setzt durch den Polymerzerfall organische Kohlenstoffverbindungen frei.  Zusammen mit den Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus dem Schmutz der Badenden oder Seifenresten bildet sich eine Nährstoffbrühe, die für das Wachstum von Mikroorganismen ideal ist.

Kleinkindern ihre Badespielzeuge wegzunehmen, ist aus Sicht der Forscher zwar die sicherste Alternative. Jedoch stößt dieser Vorschlag innerhalb der Familie nicht immer auf Gegenliebe. Um das Infektionsrisiko zu mindern, bietet es sich auch an, die Badeentchen öfter mal auszuwechseln, zwischendurch das gesammelte Wasser zu entfernen oder auszukochen. Darüber hinaus plädieren die Forscher für strengere Vorschriften bei den Materialien für Badespielzeuge. Nach ihrer Ansicht sollten für Plastiktiere Polymere verwendet werden, die weniger Kohlenstoff freisetzten.  



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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