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Thomas Preis (AV Nordrhein)
„Berlin muss schnellstens handeln“
Das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung hängt wie ein Damoklesschwert über dem Apothekerhimmel – auch bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Nordrhein am Mittwoch in Düsseldorf appellierte Verbandschef Thomas Preis hierfür an eine „maximal geschlossene Gegenwehr“ der Apothekerschaft. Doch auch Positives weiß Preis aus dem vergangenen Jahr zu berichten.
Auch 18 Monate nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Rx-Preisbindung ist dieses Thema bei der Apothekerschaft brandaktuell und längst nicht vom Tisch. „Dieses Urteil zur Preisbindung hat unseren Berufsstand zu einer maximal geschlossenen Gegenwehr herausgefordert“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, bei der gestrigen Mitgliederversammlung in Düsseldorf. Nach Ansicht von Preis besteht die einzige ordnungspolitisch wirksame und konsequente Lösung im Verbot des Rx-Versandhandels. Der Verbandschef sieht eine sichere Zugangsmöglichkeit zu einer umfassenden Arzneimittelversorgung – und zwar 24 Stunden am Tag an 365 Tagen des Jahres – als Kernleistung eines funktionierenden Gesundheitssystems in Deutschland.
Aus Preis' Sicht ist der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD positiv zu bewerten, schließlich hätten sich die Koalitionäre dazu entschlossen dem „unsäglichen EuGH-Urteil entschieden entgegentreten“ zu wollen.
Nur: „Jetzt muss in Berlin aber auch schnellstens gehandelt werden“, findet Preis. Weiteres
Zuwarten führe zu einer noch stärkeren Schieflage in der Versorgung und zum Nachteil
der Patienten, die auf ein sicheres, flächendeckendes Apothekensystem
angewiesen seien. Ohne diese zügigen Gegenmaßnahmen falle die sichere und
flächendeckende Infrastruktur der öffentlichen Apotheke unweigerlich den ausländischen Marktkräften
zum Opfer.
Nicht ganz so optimistisch sieht allerdings Gesundheitsminister Jens Spahn die Umsetzbarkeit der Vorgaben im Koalitionsvertrag zum Rx-Versandverbot. Der Minister äußerte – nach Informationen von DAZ.online – am gestrigen Mittwoch juristische Zweifel im Gesundheitsausschuss des Bundestages, ob dieses Unterfangen aus europarechtlicher Sicht auch umzusetzen sei.
„Leicht positive Entwicklungen im Honorarbereich“
Doch auch Positives wusste Verbandschef Preis zu berichten. So seien langjährige Forderungen des Berufsstandes endlich politisch umgesetzt worden – beispielsweise die Ausschreibungspraxis für Impfstoffe sei 2017 trotz des massiven Gegendrucks der Krankenkassen abgeschafft worden. Ähnlich erfolgreich einzustufen sei, dass die Politik konsequent gegen Exklusivverträge bei der Zytostatikaversorgung vorgegangen sei.
Hervorheben möchte Preis auch die im letzten Jahr in Kraft getretenen Erhöhungen bei der Rezepturvergütung und bei den Dokumentationsgebühren von Betäubungsmittel- und T-Rezepten. „Endlich werden die bei der Abgabe dieser Arzneimittel verbundenen pharmazeutischen Leistungen und der damit verbundene Dokumentationsaufwand etwas besser honoriert.“ Allerdings könnten diese „nur sehr leicht positiven Entwicklungen im Honorarbereich“ nicht darüber hinwegtäuschen, dass zur langfristigen wirtschaftlichen Sicherung der Apotheken eine Erhöhung des Fixhonorars benötigt werde.
Kein Medikationsplan ohne Apotheker
Finanziell angemessen honoriert sehen will der Verbandschef aus Nordrhein auch pharmazeutische Tätigkeiten beim elektronischen Medikationsplan. „Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: Den Medikationsplan ohne das fachliche Engagement der Apotheker darf es spätestens mit der zum 1. Januar 2019 geplanten Einführung des digitalen Medikationsplans nicht mehr geben.“ Nur so sei eine vollumfängliche Nutzung im Sinne von einem Mehr an Therapiesicherheit für die Patienten in den Apotheken zu erreichen. Wie auch die Regierung wollten Heilberufler wie Apotheker und Ärzte die Digitalisierung voranbringen – allerdings in einem heilberuflich sinnvollen Umfang.
Und auch ein grundsätzliches Statement zur Digitalisierung teilte Preis den Verbandsmitgliedern noch mit: „Digitalisierung hat für uns lediglich einen dienenden Charakter und kann niemals die heilberufliche Entscheidung von Ärzten und Apothekern und den persönlichen Kontakt zum Patienten ersetzen. Es mag bald autonomes Fahren geben, aber bitte niemals eine autonome, ausschließlich digital gesteuerte Therapie- und Arzneimittelentscheidung“, erklärte der Verbandschef.
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