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Anhörung im Landtag
Becker: „Die Komplementärmedizin ist ein Wirtschaftsfaktor für die Apotheken“
Der Sozialausschuss des Landtages in Baden-Württemberg hat sich am gestrigen Donnerstag mit der Komplementärmedizin und Naturheilverfahren beschäftigt. Experten aus dem Gesundheitsbereich diskutierten unter anderem über die wirtschaftliche Bedeutung von Phytopharmaka und Homöopathika und deren Apothekenpflicht. LAV-Präsident Fritz Becker unterstrich die Bedeutung der Komplementärmedizin für die Apotheker.
Länger als 2,5 Stunden beschäftigte sich der Ausschuss für Soziales und Integration am gestrigen Donnerstag mit dem Thema „Komplementärmedizin und Naturheilverfahren als Gesundheits- und Wirtschaftsfaktor – Kernkompetenz in Baden-Württemberg“. Eingeladen waren neben Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) und Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) auch Vertreter der Ärzteschaft, des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen und Vertreter der pharmazeutischen Industrie.
Peter Braun, Chef der Deutschen Homöopathie-Union (DHU), verteidigte die Homöopathie als Behandlungsmethode und wies auf die Bedeutung der Homöopathie-Hersteller für die Versorgung und die Wirtschaft hin. Laut Braun haben die Homöopathie-Hersteller 2016 rund 170 Millionen Packungen hergestellt und ausgeliefert. Ein Drittel aller abgegebenen Selbstmedikationspackungen gehörten dem Bereich der besonderen Therapierichtungen an. „Das zeigt, wie wichtig dieser Bereich ist.“ Braun wies auch Vorwürfe zurück, nach denen Homöopathie-Produkte unter schlechteren Sicherheitsbedingungen hergestellt würden. „Wir haben das gleiche Regelwerk, es ist ein professionelles Management in der Herstellung.“ Der DHU-Chef verteidigte auch die Apothekenpflicht von Homöopathika: Die Apotheker seien für die Beratung ein wichtiger und kompetenter Partner. „Die Natur-Medizin braucht kompetente Erklärung.“
LAV-Chef Fritz Becker sprach insbesondere über die wirtschaftliche Bedeutung der besonderen Therapierichtungen für die Apotheker. Zu den besonderen Therapierichtungen zählen neben den homöopathischen Arzneimitteln auch antroposophische sowie Phytopharmaka. Laut Becker sind in Deutschland derzeit 7563 Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen in Verkehr. Was den Umsatz betrifft, spaltet sich der OTC-Markt laut Becker folgendermaßen auf: „70 Prozent synthetisch hergestellte Arzneimittel, 20 Prozent Phytopharmaka, 10 Prozent Homöopathika.“ Becker unterstrich: „Diese Produkte sind für uns ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.“
Lucha: Alternative Arzneimittel in den Leistungskatalog!
Becker erklärte zudem, dass die Apotheker für den Erhalt der Apothekenpflicht auch in diesem Bereich „kämpfen“. Aus seiner Sicht ist die Apothekenpflicht ein „aktiver Bestandteil des Verbraucherschutzes“. Becker bedankte sich an dieser Stelle auch bei der pharmazeutischen Industrie, die sich ebenfalls für den Erhalt der Apothekenpflicht einsetze. Erneut wies der LAV-Präsident auch auf die Bedeutung des Grünen Rezeptes hin. Laut Becker werden pro Jahr etwa 21 Millionen solcher OTC-Rezepte ausgestellt.
Etwas Gegenwind in die Debatte brachte Thomas Rösel vom medizinischen Dienst der Krankenkassen. Rösel sagte: „Bei wesentlichen Elementen der Homöopathie, wie der Ähnlichkeitsregel, also Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln, oder auch die Potenzierung […], gibt es das Problem, dass sie außerhalb des klassisch-naturwissenschaftlichen Verständnisses von Wirksamkeit von Arzneimitteln stehen.“ Als ein weiteres Beispiel nannte er die Dosis-Wirkungs-Beziehung. „Das ist von sich aus ein Konflikt“, so Rösel.
Minister Lucha verteidigt Forderung der Apotheker und Industrie
Schließlich bezog Minister Manne Lucha Stellung und schlug sich deutlich auf die Seite der Apotheker und Hersteller. Lucha sagte, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger die Anerkennung und Erstattung der Komplementärmedizin wünschten. Und: „In Baden-Württemberg gibt es 1678 Ärzte für Naturheilkunde. Das ist eine ganze Menge“, so Lucha. Der Minister wies auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der Industrie hin: „Baden-Württemberg ist da der führende Standort in Europa: Wala, DHU, Weleda – um nur einige Unternehmen zu nennen.“
Und so machte er den Homöopathie-Herstellern und Patienten sogar Hoffnung: „Wir wollen langfristig die alternativen Arzneimittel in der Regelversorgung integrieren und in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufnehmen.“
1 Kommentar
Wirtschaftsfaktor Alternative Arzneimittel
von Dr. Edmund Berndt am 23.04.2018 um 16:59 Uhr
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