Atemwegsinfektionen bei Kindern

Cochrane-Review: Homöopathie zeigt keinen Nutzen

Stuttgart - 23.04.2018, 07:00 Uhr

Homöopathika helfen nicht bei akuten Atemwegsinfekten: Der neue Cochrane-Review deckt sich mit früheren systematischen Untersuchungen zu Homöopathika. (Foto: Imago)

Homöopathika helfen nicht bei akuten Atemwegsinfekten: Der neue Cochrane-Review deckt sich mit früheren systematischen Untersuchungen zu Homöopathika. (Foto: Imago)


Helfen homöopathische Arzneimittel bei akuten Infektionen der oberen Atemwege im Kindesalter? Oder verhindern Homöopathika bei Kindern wiederkehrende Atemwegsinfekte? Diesen Fragen geht ein Cochrane-Review nach. Das Fazit ist für die Globulin ernüchternd. Die Frage, die Cochrane stellt: Macht Forschung bei Homöopathie überhaupt Sinn?

Etwa drei- bis sechsmal pro Jahr erkranken Kinder normalerweise an einer akuten Atemwegsinfektion. In der Regel sind diese Infektionen selbstlimitierend, dennoch möchten die meisten Eltern den Heilungsprozess ihrer Kinder gern unterstützen. Bei Erkältungskrankheiten verfolgen viele Behandlungsansätze das Ziel, Symptome zu lindern oder die Krankheitsdauer zu verkürzen. Häufig ist der Nutzen gering, die Evidenz für klassische Expektoranzien wie Ambroxol oder Acetylcystein bei akuten Atemwegsinfekten ist schlecht. Für einige Phytopharmaka liegen inzwischen verschiedene neuere klinische Untersuchungen vor, die eine Überlegenheit gegenüber Placebo nahelegen. Das konnte laut Degam-Leitlinie Husten unter anderem für Myrtol, einen Thymian-Efeu- und einen Pelargonium-sidoides-Extrakt gezeigt werden 

Homöopathie gut verträglich – doch hilft sie auch?

Manche Eltern greifen zu homöopathischen Arzneimitteln. Diese könnten eine Rolle in der Behandlung akuter Atemwegsinfektionen bei Kindern spielen, wenn die Wirksamkeit nachgewiesen sei – dieser Meinung sind zumindest eine handvoll Wissenschaftler, die sich im Auftrag der Cochrane Collaboration eben dieses Ziel gesetzt haben: Die Wirksamkeit und Sicherheit oraler homöopathischer Arzneimittel im Vergleich zu Placebo oder konventioneller Arzneimitteltherapie bei akuten Atemwegsinfektionen im Kindesalter. Hierbei interessierte die Wissenschaftler sowohl die akute Therapie als auch die Prävention weiterer Infektionen.

Sie durchforsteten Datenbanken – unter anderem Medline und Embase – nach kontrollierten doppelblind randomisierten Studien. Inhalt der acht auswertbaren Untersuchungen war der Vergleich oraler Homöopathika mit Placebo oder mit einer selbstgewählten konventionellen Therapie. Die 1562 pädiatrischen Patienten waren im Alter zwischen 0 und 16 Jahren. Je vier Studien untersuchten entweder die Therapie oder die Prävention akuter Infektionen der oberen Atemwege. Bei der Prävention erhielten die Kinder in der akuten Behandlungsphase – ein bis drei Monate – homöopathische Arzneimittel und wurden im Anschluss für das restliche Jahr auf wiederkehrende Infektionen überwacht. Alle Homöopathika waren orale Präparate und hochverdünnt (potenziert). Das Spektrum umfasste bei den Homöopathika sowohl patientenindividuelle Zubereitungen, als auch kommerziell verfügbare Fertigarzneimittel.

Macht Forschung bei Homöopathie Sinn?

Das Fazit der Studienautoren: Die Ergebnisse der Studien könnten den Einsatz homöopathischer Arzneimittel bei akuten Infektionen der Atemwegen im klinischen Alltag nicht stützen. Homöopathika bewiesen weder in der Akuttherapie noch in der Prävention einen konsistenten Nutzen hinsichtlich Heilung, der Schwere der Erkrankung oder dem Wiederauftreten von Atemwegsinfekten.

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Weitere Punkte wie Dauer der Erkrankung, Krankenhausaufenthalt, Lebensqualität der Kinder, schwere Nebenwirkungen und Fehltage in der Schule oder in der Arbeit (Eltern) sowie den  Antibiotikabedarf untersuchten die Studien entweder gar nicht, die Qualität der vorliegenden Daten war zur Auswertung zu schlecht oder die Autoren fanden keinen Unterschied bei der homöopathischen Behandlungen zur konventionellen Therapie oder Placebogabe. Nach Ansicht der Studienautoren decken sich die Ergebnisse des aktuellen Reviews mit denen vorangegangener systematischer Reviews zur Homöopathie.

Daten zur Nebenwirkungen schwach erfasst

Zwar wurden ernste Nebenwirkungen unter der homöopathischen Therapie nicht berichtet, allerdings, relativieren die Studienautoren, seien diese seien in den Untersuchungen nocht konsistent und nur wenig erfasst worden. Unklar sei auch, ob eine individualisierte, klassische homöopathische Behandlung irgendeinen Vorteil zu konventionellen Präparaten gebe.

Die Cochrane-Autoren geben einen weiteren Punkt zu bedenken: Die Frage, ob weitere Forschung und Untersuchungen im Bereich der Homöopathie das Wissen hier erweitert und voranbringt - vor dem Hintergrund, dass der Wirkmechanismus unklar sei und mit der Diskussion, wie ein Fehlen an messbarer Wirkstoffkonzentration die Arzneimittel wirksam machen könne.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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Jedo Forschung über Wirkung und auch der Nachweis mit Statistik ist nichts anderes als der Versuch eines Gottesbeweises.
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