Österreich

Wettbewerbsbehörde fordert Deregulierungen im Apothekenmarkt

Berlin - 18.05.2018, 15:35 Uhr

(Foto:Imago)

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Wettbewerbshüter warnen vor Ketten-Einfluss

Das sind die konkreten Forderungen der Wettbewerbsbehörde:

  • Wegfall der Bedarfsplanung. Dadurch erhofft sich die Behörde eine bessere Versorgung der Verbraucher durch eine gesteigerte Zahl an Apotheken, einen gesteigerten Qualitätswettbewerb zwischen Apotheken sowie Preiswettbewerb im OTC-Bereich.
  • Deregulierung des Filialsystems. Hier wird auf Deutschland und Dänemark verwiesen, wo das Mehrbesitzverbot in den vergangenen Jahren gelockert wurde. Die Behörde erhofft sich dadurch: Erzielung von Skaleneffekten sowie die Sicherung der Heilmittelversorgung insbesondere in ländlichen Gebieten.
  • Deregulierung der Öffnungszeiten. Derzeit dürfen die Apotheken in Österreich maximal 48 Stunden pro Woche geöffnet haben und müssen täglich eine zweistündige „Mittagssperre“ einhalten, also während der Mittagszeit schließen. Die Behörde will damit eine verbesserte Versorgung der Konsumenten mit Arzneimitteln erreichen.
  • Mehr Apotheken-Dienstleistungen. Aus Sicht der Behörde sind die von den Apothekern anzubietenden Leistungen zu eingeschränkt. Ohne konkrete Beispiele zu nennen, erhofft sich die BWB mehr „Qualitätswettbewerb“ und „Leistungsdifferenzierung“ zwischen den Apotheken.

  • Liberalisierung des Online-Handels. Der Online-Handel ist in Österreich erst seit 2015 erlaubt und auch nur mit OTC-Präparaten. Bislang ist der Markt recht überschaubar: 52 Apotheken haben erst eine Versandhandelserlaubnis erhalten. Allerdings versenden auch einige EU-Versender nach Österreich. Die Wettbewerbsbehörde wünscht sich nun, dass die Pflicht gestrichen wird, dass der Versandhandel nur von Apothekern betrieben werden darf. Die Behörde ist offenbar der Meinung, dass Apotheker bei OTC-Produkten ohnehin schlecht bis gar nicht beraten würden, eine Deregulierung sei daher ohne Auswirkungen: „Von Gegnern des Online-Handels mit Arzneimitteln wird häufig vorgebracht, dass auch rezeptfreie Arzneimittel zu gesundheitlichen Gefährdungen führen können, wenn der Konsument leichtfertig damit umgeht. Hier ist allerdings entgegenzuhalten, dass gerade im Bereich der OTC- Produkte zumeist keine umfassende Beratung in der öffentlichen Apotheke stattfindet und der Konsument auch mehrere Apotheken aufsuchen kann, um Arzneimittel zu erwerben, wenn ihm der Kauf in einer bestimmten Apotheke verwehrt wird.“ Immerhin: Von einer Aufhebung des Rx-Versandverbotes ist nicht die Rede. Allerdings wünschen sich die Wettbewerbshüter auch, dass Versandhändler stärker Preiswerbung für OTC betrieben dürfen. Ihrer Meinung würde die Deregulierung in diesem Bereich zu niedrigeren Preisen, einem belebtem Wettbewerb und sogar zu besserer Beratungsqualität führen.

  • Deregulierung des Botendienstes. Derzeit dürfen Österreichs Apotheker Patienten in einem Umkreis von 6 Kilometern per Botendienst beliefern. Die Behörde wünscht sich, dass diese Umkreis-Regulierung aufgehoben wird.

  • Deregulierung der OTC-Apothekenpflicht. Die BWB beschreibt, dass Apotheker aufgrund der „Monopolisierung“ und der Bedarfsplanung einen „garantierten Kundenstock“ haben – es gebe daher keinen Anlass, in einen Preiswettbewerb einzutreten. Für eine Liberalisierung sehen die Wettbewerbshüter nun mehrere Möglichkeiten: Erstens: Der Verkauf von bestimmten OTC-Präparaten in der Freiwahl bei Beibehaltung der Apothekenpflicht und Öffnung der Werberegulierung. Zweitens: Bestimmte OTC-Produkte ausgliedern und für den Verkauf außerhalb von Apotheken gestatten. Allerdings warnt die Wettbewerbsbehörde hier selbst vor dem Einfluss von „Ketten“, da hier eine „erhebliche Marktmacht“ aufgebaut werden könnte, die etwa in einer Verknappung der Sortimentstiefe und -breite resultieren könnte. Drittens: Die komplette Aufhebung der OTC-Apothekenpflicht. Hier erklären die Marktbeobachter allerdings, dass eine „schrankenlose Marktöffnung“ nicht empfehlenswert sei, da das öffentliche Interesse an einer sicheren Versorgung nicht mehr gewährleistet wäre.

Ebenso kritisch sehen die Wettbewerbshüter eine Aufhebung des Fremdbesitzverbotes. Die Behörde fürchtet, dass sich die ohnehin schon sehr konzertierte Struktur im Großhandelsbereich dann auch im Apothekenmarkt niederschlagen würde. „Dies würde bei der derzeitigen Struktur des Großhandels zu einer Verstärkung des Oligopols mit den damit verbundenen negativen Folgen führen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Wettbewerbsbehörde in Ö genauso schlecht wie in D

von Ratatosk am 18.05.2018 um 18:55 Uhr

Der war gut

"Sicherung der Heilmittelversorgung insbesondere in ländlichen Gebieten."
Gefahr von Ketten, die aber durch die empfohlenen Maßnamen erst richtig durchstarten würden, vor allem wenn Versand durch Nichtapotheker/innen. Sollten mal in ihrer sog. Literatur nachschauen was in den USA mit den Benefit Managern und den Arzneimittelpreisen passiert. Können ja google Übersetzer nehmen, wenn mit dem Englischen hapert, ansonsten käme man ja nicht auf solchen Unsinn.

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