Tag der Organspende

So stehen die Deutschen zur Organspende

Stuttgart - 28.05.2018, 15:30 Uhr

„Egal wie Sie ihn tragen, Hauptsache, Sie haben ihn: Den Organspendeausweis!“ So lautet der Slogan einer Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (Foto: BZgA)

„Egal wie Sie ihn tragen, Hauptsache, Sie haben ihn: Den Organspendeausweis!“ So lautet der Slogan einer Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (Foto: BZgA)


Zum Tag der Organspende am 2. Juni ruft Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dazu auf, sich mit der Organspende auseinanderzusetzen. Die Auseinandersetzung müsse „für uns alle zur Selbstverständlichkeit werden“, sagte Spahn gegenüber der dpa. Einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge stehen die Deutschen der Organspende so positiv gegeüber wie noch nie. Einen Organspendeausweis besitzen dennoch nur 36 Prozent. Wäre die Widerspruchslösung ein Modell für Deutschland?

Jeder sollte für sich eine Entscheidung zur Organspende treffen und sie entsprechend auf einem Organspendeausweis dokumentieren: „Das sind wir den mehr als 10.000 Menschen schuldig, die voller Hoffnung auf ein Organ warten“, sagte Jens Spahn (CDU) anlässlich des Tags der Organspende am kommenden Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Wie die Deutschen mittlerweile zur Organspende stehen, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht. Sie hat vorab bereits einige Daten veröffentlicht. 

Von November 2017 bis Februar 2018 wurden dazu 4000 Bürger im Alter von 14 bis 75 Jahren befragt. Einen Organspendeausweis haben demnach 36 Prozent, 2012 waren es nur 22 Prozent. Positiver als die Zahl der Organspendeausweis-Besitzer vermuten lässt, sind die Deutschen gegenüber dem Thema Organ- und Gewebespende derzeit eingestellt: 84 Prozent stehen dem Thema eher positiv gegenüber, acht Prozent eher negativ und weitere acht Prozent bezeichneten sich in der Umfrage der BZgA als neutral. Die Diskrepanz zwischen der Zahl der zum Thema positiv Eingestellten und der tatsächlichen Besitzer eines Organspendeausweises könnte man damit erklären, dass die Menschen nicht ausreichend informiert sind, um sich letztlich für den Ausweis zu entscheiden. 46 Prozent schätzen sich selbst als gut informiert ein, 38 Prozent halten sich selbst für weniger gut informiert. 44 Prozent der Befragten hätten gerne mehr Informationen zum Thema.

Von den Personen, die sich bezüglich der Organspende entschieden haben (56 Prozent), stimmen 72 Prozent der Organ- und Gewebespende zu. 17 Prozent haben ihre Entscheidung zwar getroffen, aber nicht dokumentiert. 73 Prozent derer, die im Organspendeausweis der Spende zustimmen, gaben als Motiv an, dass sie anderen Menschen helfen wollen.

Viele denken, nicht für die Organspende geeignet zu sein

14 Prozent derer, die sich entschieden haben, widersprechen der Spende, neun Prozent übertragen die Entscheidung auf eine andere Person und fünf Prozent machen eine andere Angabe, heißt es in einer Pressemitteilung der BZgA.

Von den Menschen, die wiederum noch keine Entscheidung getroffen haben, wird dies zu 43 Prozent damit begründet, dass sie sich bisher zu wenig mit dem Thema beschäftigt haben. Wichtigster Grund für die Ablehnung der Spende im Organspendeausweis ist für 24 Prozent der Befragten, dass sie glauben, als Spender nicht geeignet zu sein. 22 Prozent äußern Angst vor Missbrauch beziehungsweise haben mangelndes Vertrauen aufgrund negativer Berichterstattung.

Braucht die Organspende in Deutschland neue Regeln?

Auf der anderen Seite berichtet die dpa nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) darüber, dass die Zahl der Organspender im vergangenen Jahr mit 797 Spendern einen Tiefpunkt erreichte. Als Ursache sei weniger die mangelnde Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung zu sehen, sondern eher die Leistungsverdichtung in den Kliniken. Die Bundesregierung wolle Transplantationsbeauftragte in den Kliniken stärken und die Vergütung verbessern, sagte Spahn zum Thema.

Mehrere Stimmen fordern außerdem nach dem Vorbild europäischer Nachbarstaaten, die Organspende neu zu regeln – mit einer sogenannten Widerspruchslösung. Zuletzt wurde diese in den Niederlanden eingeführt: Damit kommt jeder, der nicht widerspricht, automatisch nach seinem Tod als Organspender in Frage. Als „Idealfall“ bezeichnete der Präsident der Bundesärztekammer eine solche Regelung gegenüber der dpa. Genauso sieht das der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach: „Für mich ist das ganz klar die Lösung, die ich bevorzuge – als Politiker und als Arzt“, sagte er der dpa.

Kritische Stimmen zur Widerspruchslösung gibt es aber auch: Der Vorsitzende der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund bezweifelt, dass eine Widerspruchslösung das Vertrauen in das Transplantationswesen stärkt. Er befürchte eher das Gegenteil. Stattdessen solle man die Menschen überzeugen und die Strukturen verbessern.

Bislang schreibt das Transplantationsgesetz vor, dass Krankenkassen ihre Versicherten ab dem vollendeten 16. Lebensjahr alle zwei Jahre über die Möglichkeiten einer Organ- und Gewebespende informieren



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Zwangsabgabe

von Reiner Tiroch am 14.06.2019 um 18:50 Uhr

Nun sagt der geisteskranke Sphan, dass die Organe der Bürger dem Staat gehören. Nur so können sich die Politiker und die Elite aus Millionen Bürgern die besten Werte geben lassen. Wer dagegen ist ist ein Popolist, was?

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Süß!

von Jennifer Schulz am 08.01.2019 um 13:43 Uhr

Nette Kampagne.

#ORIGANI

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Quergedacht

von reiner tiroch am 03.09.2018 um 9:30 Uhr

Wenn die Organspende für alle kommt, dann hat die Elite ja keine Probleme mehr mit dem Nachschub, gell?

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