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Der Hammer der Woche: Die 17+17 Apothekerorganisationen sollen über eine halbe Mio. Euro mehr an die ABDA überweisen. Wofür? Z. B. auch für Online-Kommunikation. Kann schweigende Kommunikation so teuer sein? Das lassen sich nicht alle gefallen. Die Kammer Nordrhein will nicht zustimmen. Und die TGL-Vorsitzende Hoch fragt: Warum liefert die ABDA nicht? Der brandenburgische Kammerpräsident meint, man könnte glauben, die ABDA existiert nicht mehr und verschläft die Entwicklungen bei der Digitalisierung. Das glaubt wohl auch Spahn und lädt die ABDA erst gar nicht zum Telemedizin-Gipfel: E-Rezept-Gespräche ohne Apotheker!
11. Juni 2018
Mal ganz nüchtern betrachtet sieht die Lage für ein mögliches Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel so aus: Das Gesetzgebungsverfahren für ein Rx-Versandverbot dümpelt vor sich hin. Vielleicht, irgendwann im Herbst, wird Spahn Zeit finden, sich damit zu befassen. Vielleicht, wenn es diese Regierung überhaupt noch gibt angesichts des Streits zwischen CDU und CSU. Die Oppositionsparteien, mit Ausnahme der Linken, sind mehr denn je dagegen. Anfragen an die Bundesregierung zum Rx-Versandverbot, beispielsweise von den Grünen und jüngst von der FDP, weicht die Regierung aus, lässt sie weitgehend unbeantwortet und teilt nur stereotyp mit, man befinde sich noch im Meinungsbildungsprozess (voll krass, oder?). Die Petition unseres Kollegen Redmann für ein Rx-Versandverbot ist löblich, aber bei der ABDA wird sie offiziell – und das ist noch krasser – überhaupt nicht unterstützt. Und von unseren Kolleginnen und Kollegen nur schleppend unterzeichnet, warum auch immer. Es fehlen noch rund 26.000 Unterschriften. Desinteresse? (Wenn Sie unterzeichnen wollen, klicken Sie hier!) Spricht man mit Juristen über die Chancen eines Rx-Versandverbots, winken viele ab: Kommt in der EU nicht durch, meinen einige. Und wenn man dann noch die jüngste Nachricht liest, dass auch die niederländische Regierung Rabatz macht und sich bei unserem Außenminister beschwert, weil ein Versandverbot im Konflikt mit dem freien Binnenverkehr in der EU stehe und angeblich 1100 Arbeitsplätze in niederländischen Unternehmen betroffen seien, dann, ja dann, mein liebes Tagebuch, muss es schon mit dem Teufel zugehen, wenn da eine positive Lösung herauskommen soll. Manchmal, so sagt man, soll er ja mit im Spiel sein, der Teufel.
Sie mag die Apotheken und die Apotheker, sie steht unserem Apothekensystem sehr aufgeschlossen gegenüber: Melanie Huml, Bayerns Gesundheitsministerin. Das macht sie auch immer wieder deutlich, wenn es beispielsweise ums Rx-Versandverbot geht oder um den Erhalt des Fremd- und Mehrbesitzverbots. Aber sie redet den Apothekern nicht nach dem Mund und sagt auch, wenn sie anderer Meinung ist. Zum Beispiel auf dem vergangenen Bayerischen Apothekertag. Dort machte sie deutlich, dass das Fernbehandlungsverbot, die Telemedizin, auch Konsequenzen für die Apotheker hat. Und sie erwartet schon einen Vorschlag, wie man die Apotheker beteiligen kann: „Man kann nicht immer nur Nein sagen.“ Mein liebes Tagebuch, das sieht sie vollkommen richtig. Aber, mein Gott, das Dumme ist nur, dass sie von dieser unserer derzeitigen Führung leider nichts erwarten kann. Sie ist nicht die erste Politikerin, die Vorschläge von den Apothekern anmahnt. Aber aus Berlin kommt nichts, weder zur Einbindung der Apotheker in neue Versorgungsformen wie Telemedizin geschweige denn zu neuen Honorarvorstellungen. Es kommt einfach nichts. Halt, mein liebes Tagebuch, es kommt schon was, nämlich Bedenken über Bedenken und Worthülsen wie „Sicherheit first, digital second“ oder die Befürchtungen, dass es bei Online-Behandlungen zu erhöhter Suchtgefahr kommen könnte, dass Erstversorgung persönlich bleiben müsse und die Bedenken, ob die Entscheidung der Ärzte pro Fernbehandlung so gut durchdacht gewesen sei. Mag ja einiges überlegenswert davon sein, aber was draußen ankommt, ist: Von den Apothekern kommt nur Zurückhaltung, Zögern, Bedenken. Mein liebes Tagebuch, ich finde diese Abwehrhaltung schlimm, ganz schlimm. Irgendwann werden wir Apothekers abgehängt von der gesellschaftlichen Entwicklung oder die Politik weist uns über unsere Köpfe hinweg Rollen zu, bei denen wir nicht mehr mitreden können. Warum, in aller Welt, kommen von uns keine konstruktiven Vorschläge?
14 Kommentare
„Bequemlichkeit schlägt alles“ ...
von Reinhard Rodiger am 18.06.2018 um 14:39 Uhr
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@Katja
von Gunnar Müller, Detmold am 17.06.2018 um 20:54 Uhr
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Heiko Maas
von Christian Redmann am 17.06.2018 um 19:56 Uhr
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AW: Leider, lieber Christian,
von gabriela aures am 17.06.2018 um 20:52 Uhr
AW: Nachtrag :
von gabriela aures am 17.06.2018 um 20:55 Uhr
Haushalt
von Dr.Diefenbach am 17.06.2018 um 15:47 Uhr
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Lex DocMorris?
von Uwe Hüsgen am 17.06.2018 um 15:10 Uhr
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Abdataucht
von Reinhard Rodiger am 17.06.2018 um 14:33 Uhr
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Klare Kante ABDA (2)
von Gunnar Müller, Detmold am 17.06.2018 um 13:18 Uhr
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Abda
von Conny am 17.06.2018 um 11:41 Uhr
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Schweigen. nix sagen, nix wagen!
von Christian Giese am 17.06.2018 um 9:17 Uhr
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Wer schweigt , ist mitverantwortlich
von Ulrich Ströh am 17.06.2018 um 8:44 Uhr
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AW: Wer schweigt , ist mitverantwortlich
von Katja Neueree am 17.06.2018 um 19:42 Uhr
AW: Wer schweigt , ist mitverantwortlich
von Ulrich Ströh am 17.06.2018 um 23:26 Uhr
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