Großhändlerr Gehe äußert sich

Valsartan-Rückruf: „Rabattverträge führen zu Engpässen“

Stuttgart - 10.07.2018, 11:35 Uhr

Der Großhändler Gehe erwartet Engpässe bei Valsartan. (c / Foto: Gehe)

Der Großhändler Gehe erwartet Engpässe bei Valsartan. (c / Foto: Gehe)


Derzeit rufen viele Hersteller Chargen Valsartan-haltiger Arzneimittel zurück. Der Stuttgarter Großhändler Gehe geht davon aus, dass weitreichende Engpässe im Bereich von Valsartan-haltigen Arzneimitteln entstehen werden. Verantwortlich dafür ist nach Ansicht der Gehe die globale Konzentration der Wirkstoffproduktion, die durch den enormen Preisdruck der Rabattverträge verstärkt wird. Die Politik solle daher die Systematik der Rabattverträge grundsätzlich auf den Prüfstand stellen. 

Aufgrund einer Verunreinigung eines Wirkstoffes bei einem chinesischen Hersteller werden derzeit im großen Stil Valsartan-Packungen aus Apotheken und beim Großhandel zurückgerufen. Allein beim Stuttgarter Pharmagroßhändler Gehe sind nach eigener Aussage Rückruf-bedingt aktuell mehr als 15.000 Packungen in Quarantäne – Tendenz steigend. Zudem bringen verunsicherte Patienten ihre Packungen in die Apotheke zurück – obwohl hier kein Rückruf erfolgt ist und nach Aussage der Hersteller keine akute Gefahr für die Patienten besteht. Aufgrund der aktuell hohen Nachfrage rechnet die Gehe mit weitreichenden Engpässen im Bereich bei Valsartan-haltigen Arzneimitteln.

Um in Zukunft die Versorgung zu verbessern, bekräftigt der Vorsitzende der Gehe-Geschäftsführung, Dr. Peter Schreiner, die Forderung, die Systematik der Rabattverträge grundsätzlich zu überdenken: „Wenn wir in Zukunft die Qualität der Versorgung verbessern und ähnlichen Fällen vorbeugen wollen, müssen Rabattverträge auf den Prüfstand. Denn neben der Anzahl von Rabattverträgen nimmt parallel auch die Anzahl der Rückrufe stetig zu. 2017 erfolgten in Deutschland 289 Rückrufe, im laufenden Jahr waren es bereits 209.“

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Die Systematik der Rabattverträge liege auf der Hand, heißt es weiter. Wer am günstigsten produziere und niedrigste Margen akzeptiere, maximiere seine Chancen, den Zuschlag der ausschreibenden Krankenkasse zu erhalten. Pharmazeutische Hersteller seien daher gezwungen, ihre Wirkstoffe in einem globalisierten Markt möglichst billig zu beschaffen, insbesondere im ostasiatischen Raum. Das Problem dabei: Diese Systematik führe zu einer weltweiten Konzentration auf wenige Produktionsstätten – zum Teil bleibt auch nur noch eine –, die einen bestimmten Wirkstoff herstellten, schreibt die Gehe weiter. Fällt eine Charge aus, beispielsweise durch Verunreinigung wie im Fall der Valsartan-haltigen Arzneimittel, könne dies nicht kompensiert werden, um den globalen Bedarf zu decken. Nicht nur die verminderte Qualität der Versorgung sei ein Effekt dieser Entwicklung, sondern auch eine große Verunsicherung der betroffenen Patienten.

Der Vorsitzende der Gehe-Geschäftsführung fordert daher: „Die Politik ist aufgerufen, Anreize für die pharmazeutische Industrie zu schaffen, um Arzneimittel und Wirkstoffe zukünftig wieder stärker in Europa zu produzieren. Hierzu muss vor allem die Wirkungsweise der Rabattverträge auf den Prüfstand.“


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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