Deutschland im Mittelfeld

17 Länder in Europa schon mit E-Rezept

Berlin - 17.07.2018, 17:30 Uhr

Rezept per Klick: In 17 Ländern in Europa brauchen Ärzte zum Verordnen kein Papier mehr. (s / Foto: karim / stock.adobe.com)

Rezept per Klick: In 17 Ländern in Europa brauchen Ärzte zum Verordnen kein Papier mehr. (s / Foto: karim / stock.adobe.com)


Es tut sich was in Deutschland in Sachen E-Rezept: So hat die ABDA vor kurzem bekannt gegeben, ein eigenes E-Rezept entwickeln zu wollen. Eine Vorreiterrolle nimmt man damit in Europa jedoch nicht ein: In Europa haben laut „Euro Health Consumer Index 2017“ bereits 17 Länder das E-Rezept eingeführt. CDU-Politiker Tino Sorge lobt den Vorstoß der Apotheker und spricht sich für international gängige Datenstandards und Interoperabilität aus.  

Die ABDA will beim E-Rezept Gas geben. Mit ihrem eigenen E-Rezept will sie bis zur Einführung des „offiziellen“ ein „Übergangsprojekt“ schaffen. Die ABDA und ihre Partner, die Softwarehäuser und Rechenzentren, setzen auf Geschwindigkeit und wollen nicht auf den schleppenden Ausbau der Telematikinfrastruktur warten. Das eigene Projekt soll aber später in die Telematikinfrastruktur, so sie denn fertig ist, überführt werden.

In Europa befindet man sich mit diesem Vorstoß allerdings nur im Mittelfeld. Laut „Euro Health Consumer Index 2017“ (EHCI) haben bereits 17 Länder ein elektronisches Rezept eingeführt. Im EHCI 2017 werden 35 Länder miteinander vergleichen, indem für 48 Indikatoren in sechs Teilbereichen Punkte für die jeweiligen Gesundheitssysteme vergeben werden. Ziel ist, Schwächen und Stärken der einzelnen Staaten aufzuzeigen. E-Rezepte gibt es demnach in UK, der Schweiz, Schweden, Spanien, Slowenien, Rumänien, Portugal, Norwegen, den Niederlanden, Montenegro, Litauen, Lettland, Island, Finnland, Estland, Dänemark und in Kroatien. Damit nutzen fünf weitere Länder die Technologie als es im Jahr zuvor der Fall war. Neben Deutschland befinden sich auch Österreich, Mazedonien, Belgien, Ungarn, Irland, Italien, Malta und Serbien auf dem Weg zum E-Rezept. Außerhalb Europas wird die Nichtnutzung des E-Rezepts sogar schon sanktioniert: In New York sollen Ärzte bestraft werden, die Rezepte nicht elektronisch verschreiben.

Dass sich die deutschen Versandapotheken über die Beschleunigung des Projekts „E-Rezepts“ freuen, verwundert kaum. Wie ihr Verband, der BVDVA, mitteilt, hätten Versandapotheken schon vor einem Jahrzehnt beispielsweise mit dem Fraunhofer Institut die Entwicklung des E-Rezepts vorangetrieben und ein Projekt zur sicheren Übertragung von Gesundheitsdaten begleitet. Damals sollten die Verordnungen des Arztes als elektronisches Rezept auf der Gesundheitskarte gespeichert werden. In der Apotheke vor Ort hätte man die Karte gezeigt und das Medikament erhalten. Versandapotheken hätten Bestellungen über das Internet ganz ohne Papier entgegennehmen können – dokumentenecht und übertragungssicher. Das wäre eine enorme Erleichterung für Patienten gewesen, so der BVDVA. Und das bereits vor zehn Jahren. Die deutschen Versandapotheken seien gerne bereit, die konkrete Umsetzung mit ihrem Know-how zu unterstützen, sagt Verbandsvorsitzender Christian Buse. Man beteilige sich gerne an Konzepten, Kooperationen, Pilotprojekten und der konkreten Umsetzung.

CDU-Politiker Tino Sorge begrüßt Vorstöße der Apotheker

Auch CDU-PolitikerTino Sorge begrüßt die aktuellen Vorstöße der Apotheker – ebenso wie die von Jens Spahn zur elektronischen Patientenakte. Der Bundesgesundheitsminister hatte vor kurzem erklärt,  die Einführung der elektronischen Patientenakte beschleunigen zu wollen. In diesem Zuge will er auch dafür sorgen, dass Versicherte ihre Krankheitsdaten künftig schnell und sicher über ihr Handy oder Tablet einsehen können. Spahn hat angekündigt die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen zu wollen. Sorge erklärt in einer Pressemeldung vom heutigen Mittwoch: „Bei ePA und E-Rezept, zwei Kernvorhaben im Bereich E-Health, geht es endlich voran. Bei der Patientenakte ist es gut, dass wir uns angesichts neuer technischer Möglichkeiten für weitergehende Anwendungen öffnen und nicht allein auf die elektronische Gesundheitskarte fokussieren“. Es sei „zeitgemäß, nach der Lockerung des Fernbehandlungsverbotes auch die Möglichkeit eines Fernrezeptes zu etablieren“, so Sorge. 

Sorge für international gängige Datenstandards 

Sorge, der Mitglied des Gesundheitsausschusses sowie Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für Digitalisierung und Gesundheitswirtschaft ist, weist aber auch darauf hin, dass man bei beiden Vorhaben darauf achten müsse, hohe, einheitliche und moderne Standards so zu schaffen, dass die neuen Anwendungen auch zukunftssicher und international anschlussfähig sind. Es sollten unbedingt international gängige Datenstandards genutzt und von ausschließlich deutschlandweiten, neu geschaffenen abgesehen werden, so der Magdeburger Bundestagsabgeordnete.



jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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