Neue Leitlinie

Kopfschmerzen bei Übergebrauch von Schmerzmitteln

Stuttgart - 17.07.2018, 14:30 Uhr

Edukative Maßnahmen, kontrollierte Schmerzmittelreduktion, Medikamentenpause- und Entzug sind Mittel der Wahl bei Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln. (m / Foto: freshidea / stock.adobe.com)

Edukative Maßnahmen, kontrollierte Schmerzmittelreduktion, Medikamentenpause- und Entzug sind Mittel der Wahl bei Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln. (m / Foto: freshidea / stock.adobe.com)


Erhöhen Kombinationsanalgetika mit Coffein das Risiko für MOH?

Machen kombinierte Schmerzmittel, die Coffein als eine Komponente enthalten, schneller „abhängig“ und führen leichter zu Kopfschmerzen durch Übergebrauch als Monopräparate? Diese Frage ist abschließend derzeit nicht geklärt. Die Experten der Leitlinie finden diese Beurteilung schwer, „da der Konsum von Coffein in der Bevölkerung grundsätzlich hoch ist“, schreibt die Leitlinie. Allerdings habe man beobachtet, dass Patienten, die Opioide, Triptane oder Kombinationsanalgetika einnehmen, deutlich schneller einen MOH entwickeln, als Patienten, die ihre Schmerzen lediglich mit einfachen Analgetika behandeln

Behandlung des medikamentinduzierten Kopfschmerzes

Teilweise genügen bei Patienten Beratung und Schulung, um den Übergebrauch der Schmerz- und Migränemittel in den Griff zu bekommen. Erfolg haben hier vor allem Patienten, die nur Triptane oder einfache Analgetika einnehmen und die keine schwerwiegende psychiatrische Komorbidität aufweisen. Dieser erste Schritt geht auch mit einer kontrollierten Reduktion der Einnahmetage einher. Genügen diese edukativen Maßnahmen nicht, insbesondere auch bei einem Übergebrauch von Opioiden, sollten weitere Behandlungsschritte eingeleitet werden. Die Leitlinie rät, ein spezialisiertes Kopfschmerzzentrum aufzusuchen oder zu einem stationären Aufenthalt, bei dem die Patienten multimodal betreut werden und dabei zusätzlich eine motivierende psychologische Beratung erhalten. Auch empfehlen die Experten den Patienten, bei denen Aufklärung und Schulung nicht ausreichen, eine medikamentöse Prophylaxe der Kopfschmerzen mit Topiramat oder Onabotulinumtoxin A durchzuführen. Patienten, die eine solche medikamentöse Prophylaxe nicht wünschen oder tolerieren, sollten entweder ihre Schmerz- und Migränemittel pausieren oder einen Entzug machen.

Abruptes Absetzen bei Triptanen möglich

Vor allem bei Barbituraten oder Opioid-Analgetika raten die Experten zu einem stationären Entzug. Während bei Triptanen oder einfachen und kombinierten Analgetika ein abruptes Absetzen der MOH-auslösenden Arzneimittel möglich sei, sollten Opioide, Barbiturate und Tanquilizer langsam ausgeschlichen werden.

Für die Dauer des Entzugs oder einer Medikamentenpause werden die Patienten durch Flüssigkeitsersatz, Antiemetika und eine „zurückhaltende Gabe von Analgetika“ behandelt . Diese Leitlinien-Empfehlung basiert allerdings nicht auf Studien, sondern auf einem „Expertenkonsens“. Während Corticosteroide auch in randomisiert kontrollierten Studien nicht wirksamer waren als Placebo. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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