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Impfstoff-Skandal in China
Chinesische Pharma-Managerin festgenommen
Im Skandal um minderwertige Impfstoffe in China, der zu Beginn dieser Woche bekannt wurde, ist die Chefin eines Herstellers festgenommen worden. Wie das Unternehmen Changsheng Life Sciences am Dienstag an der Shenzhener Börse mitteilte, nahmen Polizisten die Vorstandsvorsitzende Gao Junfang und fünf weitere Mitarbeiter in Gewahrsam.
Zu dem Impfstoff-Skandal in China, von dem
Hunderttausende Kinder betroffen sein könnten, drangen in den letzten Tagen
immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Das Unternehmen Changsheng Life Sciences aus der nordostchinesischen Stadt
Changchun soll laut Arzneimittel-Aufsichtsbehörde unter anderem Unterlagen
gefälscht haben, in denen es um die Herstellung und die Qualitätskontrolle von
Impfstoffen geht. Das berichtet die Deutsche
Presse-Agentur (dpa).
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Am 23.07.2018 hatte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass derzeit fünf Mitarbeiter des Impfstoffherstellers bezüglich des betroffenen Tollwutimpfstoffes von der Polizei vernommen werden. Insgesamt würden sowohl gegen die Vorstandsvorsitzende Gao Junfang und vier weitere hochrangige Manager ermittelt. Nun sollen laut dpa Polizisten die Vorstandsvorsitzende Gao Junfang und fünf weitere Mitarbeiter in Gewahrsam genommen haben. Das Unternehmen Changsheng Life Sciences habe das am Dienstag an der Shenzhener Börse mitgeteilt.
Schon im Oktober 2017 ist ein minderwertiger DPT-Impfstoff aufgefallen
Auch sollen Changsheng und andere Firmen minderwertige Kombi-Impfstoffe gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten in Umlauf gebracht haben. Dazu sei ebenso ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Im Oktober 2017 sei eine fehlerhafte Charge von DPT-Impfstoffen des Herstellers aufgefallen. Seitdem sei die Produktion gestoppt. Laut dpa sind allein im Oktober 2017 650.000 unwirksame Impfstoffe auf den Markt gekommen, die vor allem Kindern verabreicht werden. In einer Provinz sei der betroffene Impfstoff im staatlichen Impfprogramm mehr als 215.184 Kindern ab einem Alter von drei Monaten injiziert worden.
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Schon am vergangenen Montag hatte DAZ.online über den Impfstoff-Skandal berichtet. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hatte zu einer sofortigen Untersuchung und Bestrafung der Verantwortlichen aufgerufen. Sogar Staatsmedien forderten, dass Lücken in der behördlichen Überwachung geschlossen werden müssten. Ein Produktionsstopp wurde bei Changsheng Life Sciences von der Arzneimittelaufsicht verhängt. Begründet wurde die Maßnahme damit, dass nicht nur Unterlagen über Herstellungs- und Inspektionsprozesse gefälscht wurden, sondern auch Einstellungen für die Produktion und Ausrüstung willkürlich verändert worden seien.
Chinesen haben wenig Vertrauen in Aufsichtsbehörden
Skandale mit fehlerhaften Medikamenten oder Nahrungsmitteln haben in China eine starke politische Sprengkraft, besonders, wenn Kinder betroffen sind, schreibt die dpa. Es gebe ohnehin wenig Vertrauen in die Aufsichtsbehörden. Zudem würden Berichte in den Staatsmedien zensiert und geben selten ein volles Bild der Lage. Außerdem ist es nicht der erste Impfstoff-Skandal der China erschüttert.
Schon 2016 gab es in China einen Skandal: Damals waren Impfstoffe verkauft worden, deren Haltbarkeit abgelaufen war oder die unangemessen gelagert worden waren. Mehr als 350 Funktionäre wurden damals bestraft.
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Nachdem der Skandal schnell zum wichtigsten Thema in den sozialen Medien in China wurde, versuchten die Zensoren, gegen die erheblichen Proteste im Internet vorzugehen. Auch im aktuellen Fall ist, Medienberichten zufolge, Chinas Zensur wieder „in vollem Gange“.
China auf dem globalen Impfstoff-Markt
2014 hatte die WHO (World Health Organization) noch optimistisch gemeldet, dass China in den globalen Impfstoff-Markt eintritt: „WHO is confident in the quality, safety and effectiveness of vaccines that are made in China”, sagte damals Dr. Margaret Chan, die damalige Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation. Mittlerweile gibt es mehrere chinesische Impfstoffe, die von der WHO vorqualifiziert wurden, und somit für den globalen Markt geeignet sein sollen. Die entsprechende Liste lässt sich im Internet einsehen; der aktuell betroffene Impfstoff-Hersteller findet sich dort nicht. In der damaligen Mitteilung der WHO ist auch zu lesen, dass China seit Jahrzehnten Impfstoffe im Rahmen von Hilfsprogrammen in ärmere Länder exportiere (darunter auch Diphtherie, Pertussis und Tetanus).
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