USA

Deutsche Pharmakonzerne verzichten wegen Trump auf höhere Preise

Berlin - 30.07.2018, 07:00 Uhr

US-Präsident Donald Trump (hier mit den Chefs einiger wichtiger US-Pharmakonzerne) hat erreicht, dass nun auch deutsche Konzerne in den USA ihre Preise senken wollen. (Foto: Imago)

US-Präsident Donald Trump (hier mit den Chefs einiger wichtiger US-Pharmakonzerne) hat erreicht, dass nun auch deutsche Konzerne in den USA ihre Preise senken wollen. (Foto: Imago)


Deutsche Konzerne mit relativ kleinem US-Geschäft

Deutsche Konzerne trifft die Debatte nur am Rande. Merck erzielte 2017 in seiner Arzneisparte in Nordamerika rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz – knapp 10 Prozent der Gesamterlöse. Auch Bayer erwirtschaftete mit Rx, darunter der Blutverdünner Xarelto – in Nordamerika weniger als ein Zehntel der Konzernumsätze. Neben Merck und Bayer sind auch das Familienunternehmen Boehringer Ingelheim und der Gesundheitskonzern Fresenius in den Vereinigten Staaten vertreten, letzterer mit seiner Dialysetochter FMC sowie intravenös verabreichten Generika. Doch Trumps Ärger richtet sich vorrangig gegen teure Originalpräparate. Boehringer wiederum wollte sich nicht zu Preisänderungen äußern.

Trumps Verbaloffensive trübt gleichwohl die Perspektiven von Pharmakonzernen auf dem wichtigen US-Markt. „Während in Deutschland die Arzneipreise stark reguliert sind, konnten die Unternehmen in den Vereinigten Staaten die Preise frei setzen“, sagt Huwald. „Für sie waren die USA bisher ein Eldorado.“ Sollten aus Trumps Drohungen Gesetzesänderungen resultieren, würde das die Pharmakonzerne treffen.

Analyst: Investitionen werden unattraktiver

Merck nutzte den Spielraum in Übersee etwa, um Erlösrückgänge seines Blockbuster-Mittels Rebif gegen Multiple Sklerose über Preiserhöhungen zu dämpfen. Und für das Krebsmedikament Bavencio hat der Konzern erst im Frühjahr 2017 die US-Zulassung gegen einen seltenen Hautkrebs sowie gegen Tumore im Harntrakt bekommen. Das Mittel ist für Merck mit einem US-Listenpreis von 13.000 Dollar im Monat lukrativ und die größte Hoffnung der Darmstädter.

Die teure Entwicklung neuer Wirkstoffe könnte für Pharmakonzerne bei einer dauerhaften Preisdebatte allerdings unattraktiver werden. Natürlich sei der Verzicht auf Preissenkungen für US-Patienten zunächst positiv, meint Huwald. Langfristig gebe es aber durchaus Gefahren: „Wer investiert schon in die Entwicklung von Medikamenten, wenn er keine Planungssicherheit für die Preise hat?“ Im schlimmsten Fall könnten Pharmakonzerne die Forschung an neuen Mitteln auf den Prüfstand stellen.



bro / dpa
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.