Kapazitätsengpass

Januvia derzeit nur über den Großhandel erhältlich – wegen Celestamine

Stuttgart - 03.08.2018, 14:00 Uhr

Keine Bestellung über Pharmamall: Januvia und Janumet liefert MSD vorläufig nur über den Großhandel aus. (r /Foto: MSD)

Keine Bestellung über Pharmamall: Januvia und Janumet liefert MSD vorläufig nur über den Großhandel aus. (r /Foto: MSD)


Der Hersteller MSD meldet Kapazitätsengpässe bei Januvia® und Janumet®, dementiert jedoch Lieferschwierigkeiten. Zeitweise können Apotheker die Sitagliptin-haltigen Diabetes-Arzneimittel ausschließlich über den Großhandel beziehen, der Direktvertrieb via Pharmamall pausiert. Was versteht MSD unter einem Kapazitätsengpass und was hat Celestamine® N liquidum damit zu tun?

„Aufgrund eines akuten Kapazitätsengpasses sehen wir uns gezwungen, den Direktverkauf von Januvia® und Janumet® am Mittwoch, den 01.08.2018 deutlich zu reduzieren und ab 02.08.2018 temporär für einige Tage einzustellen. Parallel dazu haben wir selbstverständlich den pharmazeutischen Großhandel mit Januvia und Janumet bestückt.“ Diese Nachricht schickte der Hersteller MSD zuletzt an Apotheken. Natürlich entstehen bei den Pharmazeuten nun viele Fragen: Wie kann bei einem bestehenden Kapaizitätsengpass der Großhandel dennoch bestückt werden? Welche Gründe gibt es dafür, dass der Vertrieb von Januvia® und Janumet® über Pharmamall eingestellt wurde, zumindest für eine gewisse Zeit? DAZ.online hat nachgefragt.

Keine Lieferschwierigkeiten bei Januvia und Janumet

Der Hersteller von MSD dementiert Lieferprobleme bei Januvia® und Janumet®: „Es gibt keine Lieferschwierigkeiten“, sagt ein Unternehmenssprecher gegenüber DAZ.online. Er präzisiert: Der im Schreiben an die Apotheken erwähnte Kapazitätsengpass beziehe sich nicht auf die Produktverfügbarkeit der Antidiabetika, vielmehr sei der Engpass dem „hohen Anstieg an Direktbestellungen von Januvia® und Janumet®, den wir in den letzten Wochen zu verzeichnen haben,“ geschuldet.

Noch ist der Großhandel offenbar nicht vollumfänglich bestückt. So kann beispielsweise Sanacorp aktuell nur Janumet® liefern. Januvia® ist derzeit defekt.

Apotheken haben zuviel Januvia direkt bestellt

Doch: Wie kommt dieser plötzliche Kapazitätsengpass zustande? Den Vertrieb der Sitagliptin-haltigen Arzneimittel realisiert MSD sowohl über den Großhandel als auch direkt für öffentliche Apotheken über die Pharmamall. Somit ist die Einstellung des Pharmamall-Vertriebs kein völliger Wechsel, nur liefert für eine gewisse Zeit nun der Großhandel exklusiv. Ohnehin war der Direktvertrieb seitens MSD wohl nicht so ausufernd geplant: „Der Direktvertrieb war für vereinzelte Notfälle gedacht, falls eine Apotheke eine PZN nicht über den Großhandel beziehen konnte. Leider ist der Anstieg an Direktbestellungen so hoch, dass bei einzelnen PZN bis zu 50 Prozent des Patientenbedarfs direkt bestellt wurden.“

Wie viel Januvia geht direkt, wie viel über den Großhandel?

Wie groß bemisst sich überhaupt der Anteil an Januvia® und Janumet®, den MSD über den direkten Weg via Pharmamall bislang vertreibt? Genaue Zahlen nennt MSD auf Nachfrage von DAZ.online hier nicht, das sei „von PZN zu PZN unterschiedlich", erklärt ein Sprecher. Doch allein im Juli wurden 35.000 Bestellungen über Pharmamall abgewickelt. Das nennt MSD auch als Grund, warum Apotheken für Januvia® und Janumet® nur Pharmamall als direkten Vertriebsweg nutzen können, und warum eine direkte Bestellung von Apotheken bei MSD nicht möglich ist. MSD: „Allein aufgrund der Masse an Bestellungen können wir dies nur mithilfe der Pharmamall-Plattform bewältigen".

 Warum aber bestellen Apotheken überhaupt via Pharmamall und nicht über den Großhandel? Bessere Konditionen stecken wohl nicht dahinter. MSD gesteht: „Der Grund liegt in der Verfügbarkeit der Ware, die beim Großhandel trotz wöchentlicher Belieferung leider nicht ausreichend gegeben ist".

Celestamine N Liquidum-Engpass sorgt für Kapazitätsengpass bei Januvia und Janumet

Allerdings ist der Bestelleifer der öffentlichen Apotheker via Pharmamall laut MSD nicht der einzige Grund, dass dieser Vertriebsweg nun zeitweise eingestellt ist. Offenbar hat MSD bedingt durch die seit Monaten andauernden Lieferschwierigkeiten beim Notfallarzneimittel Celestamine N liquidum alle Hände voll mit Direktbestellungen zu tun. Die durch den „Produktionsengpass bei Celestamine N Lösung ebenfalls stark gestiegenen Direktlieferungen von Celestamine N Lösung führten zu einem temporären Engpass bei den vorhandenen Ressourcen“, erklärt MSD. 

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Denn auch das betamethasonhaltige Arzneimittel vertreibt MSD seit einigen Wochen nur direkt, um zu gewährleisten, dass ausschließlich Insektengiftallergiker mit dem knappen flüssigen Corticoid versorgt werden. Die Bestellung erfolgt patientenindividuell – unter Wahrung der jüngst in Kraft getretenen Datenschutzgrundverordnung. Was Apotheker hier zu beachten haben, lesen Sie hier.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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