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Rote-Hand-Brief zu Thiopental
Missstände in italienischem Herstellbetrieb
GMP-Mängel gefährden Sterilität: Warum erfolgt kein Rückruf?
Die italienische Arzneimittelbehörde Italian Medicines Agency veröffentlicht auf der Seite der EUGDMP den Non-GMP-Report nach der Inspektion eines italienischen Pharmaherstellbetriebes. Laut dem Bericht gibt es größere Mängel bei den Räumlichkeiten, der Ausstattung und dem Material- und Personalfluss. Auch wurden bei der aseptischen Fertigung in den Produktionsbereichen Mängel detektiert sowie in der Qualitätskontrolle. Dies stelle ein kritisches Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, da die Sterilität der Wirkstoffe nicht gewährleistet ist, heißt es im Bericht des EudraGDMP. Die Konsequenz: Thioepental dieses Herstellers darf nur noch in Indikationen eingesetzt werden, die denen keine Alternativen existiert. Die Zulassung zur Herstellung steriler Arzneimittel von Lampugnani Pharmaceutici SPA ist ausgesetzt, bis die Korrekturmaßnahmen umgesetzt und behördlich überprüft worden sind.
Im Bericht des EudraGDMP wird auch auf einen potenziellen Rückruf der Thiopental-haltigen Arzneimittel eingegangen. Dieser, so empfiehlt das EudraGDMP, sollte dann in Betracht gezogen werden, wenn einen anderweitige Versorgung mit Thiopental diesen Ausfall kompensieren könne, so dass keine Gefahr für einen Versorgungsengpass entstehe. Das ist wohl nicht der Fall, denn der Rückruf blieb bislang aus. In Deutschland sind Inresa und Rotexmedica die einzigen Hersteller, die Thiopental-haltige Arzneimittel in ihrem Sortiment führen.
Thiopental ist unverzichtbar bei ...
- Hirndrucktherapie: Dieser Ansatz wird weiterhin von der Brain Traumata Foundation als Therapie bei therapieresistentem Hirndruckanstieg empfohlen.
- Kinderanästhesie: Bei Neu- und Frühgeborenen gibt es keine Zulassung für Propofol. Thiopental ist hier weiterhin ein gängiges intravenöses Anästhetikum.
Thiopental ist ersetzbar bei ...
Häufig kann Propofol alternativ zu Thiopental eingesetzt werden, allerdings gilt es, folgende Punkte zu beachten, warnt der Rote-Hand-Brief:
- Propofol kann in den meisten Fällen als Alternativsubstanz angewendet werden, aber nicht immer. Bei nachgewiesener Soja-Allergie kann Propofol nicht eingesetzt werden (Kontraindikation laut Fachinformation)
- Von neurochirurgischer Seite wird Thiopental immer noch als Reservemedikament zur Hirndrucksenkung eingesetzt.
- Etomidat ist auf Grund seiner Suppression der Nebennierenrindenfunktion kein gängiges Einleitungshypnotikum
- Ketamin/S-Ketamin sind keine Einleitungshypnotika, zur Vermeidung von Halluzinationen müssen diese Substanzen in der Regel noch mit Benzodiazepinen oder Propofol supplementiert werden.
Diese Einschränkungen gelten, bis die GMP-Konformität bei Lampugnani Pharmaceutici SPA wieder gewährleistet ist.
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