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Placebo-Forscher Winfried Rief in der SZ
„Homöopathie: Nur Integration in Pharmazie und Medizin ermöglicht Qualitätskontrolle“
„Placebo-nahe" Interventionen wie Homöopathie müssen in der Medizin und Pharmazie integriert bleiben, findet Winfried Rief, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie. In einem Meinungsbeitrag in der der Süddeutschen Zeitung erklärt er, warum. Damit vertritt er eine etwas andere Meinung als der frühere Homöopath und heutige Homöopathiekritiker Edzard Ernst, der vor kurzem an gleicher Stelle darlegte, warum seiner Ansicht nach Homöopathie aus der Apotheke verschwinden sollte.
Die Außenansicht in der SZ vom gestrigen Mittwoch wirkt fast wie Replik auf die Ausführungen des früheren Homöopathen und heutigen Homöopathiekritikers Edzard Ernst von vor knapp zwei Wochen. In dem Meinungsbeitrag erklärte Ernst, warum die Homöopathie als „reine Placebo-Therapie“ in den Apotheken schon lange nichts mehr verloren habe. Das Argument, die Apotheker befriedigten hier nur einen Bedarf, ließ er nicht gelten, sondern es führte ihn zu der Frage, ob Apotheker Heilberufler oder Kaufleute seien. Natürlich seien sie beides, befand der Mediziner, aber primär üben sie in seinen Augen einen Heilberuf aus. Sie gelten als, wenn laut Ernst auch nur vermeintlich, vertrauenswürdige Ansprechpartner in Gesundheitsfragen. Für Patienten, die sich für Homöopathie interessierten, seien Apotheker oft die einzigen Experten, die man zu Rate zieht, schreibt er. Diese Stellung komme nicht ohne Verpflichtungen. Ernst führt an, dass auch Apotheker, wie alle Heilberufler, ethischen Grundsätzen unterliegen. Die Grundsätze bestimmten, dass Apotheker im Interesse ihrer Kunden handeln, dass sie ehrlichen und zuverlässigen Rat geben, und dass sie fachlich kompetent sein müssten, schreibt er. Gemäß diesen Grundsätzen müssten Homöopathika früher oder später aus den Apotheken verschwinden, findet Edzard Ernst.
„Obwohl diese Methoden helfen, gelten sie als unlauter“
In der SZ-Ausgabe vom gestrigen Mittwoch findet sich an gleicher Stelle ein weiterer Meinungsbeitrag zu dem Thema. Er stammt von Winfried Rief, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Marburg, der eine überregionale Forschergruppe zu Placebo- und Nocebo-Effekten leitet. In seinem Beitrag kritisiert er, dass medizinische Maßnahmen in der modernen Medizin nur noch als wirkungsvoll eingeschätzt werden, wenn sie in Studien besser abschneiden als Placebo-Behandlungen. Therapien, die diesen Beweis nicht erbringen, würden nicht in Leitlinien aufgenommen. Er schreibt: „Obwohl viele Patienten Besserungen auch bei solchen Behandlungen beschreiben, gelten sie als unlauter und man versucht, sie aus dem Ärzte- und Apothekeralltag zu verdrängen.“
Er stellt die Frage, was passiert, wenn dieses Argument des Zusatzeffekts der „wahren“ Therapie über den Placebo-Effekt hinaus manchmal nicht zutrifft oder gar den Blick auf andere Wirkfaktoren verstellt – ein bedrohlicher Gedanke bringe er doch die Grundfesten der modernen, evidenzbasierten Medizin ins Wackeln. Rief kritisiert, dass Effekte außer dem „vermeintlich ausschließlich auf das Medikament rückführbaren Zusatzeffekt“ in der heutigen Medizin nichts wert seien. Damit missachte die Medizin wissenschaftlich belegte Wirkfaktoren. Und in seinen Augen kommt es noch schlimmer: Diese Beiträge zum Behandlungserfolg, zu denen zum Beispiel positive Erwartungen, aber auch frühere Erfahrungen oder allein schon der ärztliche Kontakt, zählte, werden Jahr für Jahr reduziert.
2 Kommentare
Schon lange meine Meinung
von Stefan Haydn am 24.08.2018 um 11:01 Uhr
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Darüber sollte man mal ernsthaft nachdenken
von Hummelmann am 23.08.2018 um 21:11 Uhr
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