Sommerabend der Hamburger Apotheker

Lunapharm: Graue kritisiert „mentale Blockade des politischen Systems“

Hamburg - 29.08.2018, 12:45 Uhr

Gastgeber
beim politischen Sommerabend der Hamburger Apotheker: Kammerpräsident Kai-Peter
Siemsen (l.) und Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins. (Foto: tmb)

Gastgeber beim politischen Sommerabend der Hamburger Apotheker: Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen (l.) und Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins. (Foto: tmb)


„Alle stecken mit drin“, erklärte Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, zum Lunapharm-Skandal und wertete das Geschehen damit als Versagen des politischen Systems. Graue äußerte sich am gestrigen Dienstag beim politischen Sommerabend der Hamburger Apotheker.

In einer mit Ironie und Wortspielen gespickten Rede resümierte Dr. Jörn Graue beim Sommerabend der Hamburger Apotheker die Entwicklungen zu Valsartan und bei Lunapharm. Zur Verunreinigung von Valsartan mahnte er, dass sich solche Fälle wiederholen könnten. Der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins erklärte dazu: „Mit den von der Politik auf Veranlassung der Krankenkassen eingeführten Rabattverträgen wurde ein verminter Weg beschritten, dessen vielseitige gesundheitsgefährdende Holprigkeit schwer unterschätzt wurde.“

Lunapharm: Warnungen überhört

Bezüglich Lunapharm erinnerte Graue an frühere ähnliche Vorkommnisse im Rahmen der so genannten Holmsland-Affäre. Er gab zu verstehen, dass „eingefrorene Kommunikationswege“ die Entdeckung und Aufklärung behindern würden. „Der Datenschutz lässt grüßen und bindet uns Händ und Füß“, so Graue. Er deutete an, dass die Namen der Patienten sonst zu ermitteln wären. Zu den Ursachen des Skandals erklärte er: „Gäbe es die Importzwänge nicht, gäbe es kein Lunagate.“ Ganz schlimm sei die Ohnmacht der Betroffenen. Doch es habe schon immer warnende Stimmen gegeben. „Über die mangelnde Qualität wussten alle alles“, so Graue. Die mentale Blockade des politischen Systems, sehenden Auges lebensgefährliche Risiken einzugehen, lasse die Heilberufler nur schaudern. Doch die Debatte werde erst geführt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen sei. Sie laufe auf „ein unwürdiges und völlig unnützes Schauspiel des Anschwärzens“ hinaus. „Denn alle stecken mit drin“, sagte Graue und erklärte dazu: „Die Wahrheit ist niederschmetternd und weist mitten in das Herz der politischen Mentalität, die von naiver Sorglosigkeit geprägt ist.“ Doch wenn sich der Rauch verzogen habe, gehe der Schlendrian weiter. Darum mahnte Graue die Politik, künftig zuerst an die Sicherheit zu denken.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.