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Wirkminderung
Pille und Antibiotika: Wie relevant ist die Interaktion?
Bei manchen Pillen findet sich der Warnhinweis in der Packungsbeilage, bei anderen nicht: Die mögliche Interaktion zwischen oralen Kontrazeptiva und Antibiotika, die dafür verantwortlich sein soll, dass die Wirksamkeit der Pille abnimmt. Laut ABDA-Datenbank steigt aber die normale Versagerrate für Kombinationspräparate bei gleichzeitiger Antibiotikaeinnahme nicht.
Mindern Antibiotika die Wirkung der Pille? Das ist eine Frage, die im Apothekenalltag immer wieder auftaucht. In den Packungsbeilagen vieler Präparate findet sich dieser Hinweis. Und auch in der ABDA-Datenbank findet sich eine entsprechende Interaktion – aus der Kategorie „in der Regel keine Maßnahmen erforderlich“. Dort heißt es:
Die kontrazeptive Wirksamkeit der Estrogene könnte in Einzelfällen durch Antibiotika beeinträchtigt werden. Blutungsunregelmäßigkeiten (Schmierblutungen, Durchbruchblutungen) und Schwangerschaft könnten dann eintreten. Die normale Versagerrate (Pearl-Index) von bis zu 0,7 pro 100 Frauenjahre für Kombinationspräparate steigt aber wahrscheinlich unter Antibiotika nicht an.
Die Datenlage zu dieser Wechselwirkung ist dünn, es liegen nur Einzelfallberichte über Zyklusstörungen und unerwünschte Schwangerschaften vor. Und bei denen ist der Zusammenhang mit der Antibiotikaeinnahme nicht gesichert. So scheint die Interaktion bei Breitbandantibiotika wahrscheinlicher, bei Vaginalringen und Pflastern hingegen geringer zu sein. In klinischen Studien konnten keine sicheren Anzeichen einer Ovulation, wie verminderte Estrogen-Plasmakonzentrationen oder ein Progesteron-Anstieg, nachgewiesen werden.
Mögliche Erklärung: Unterbrechung des entero-hepatischen Kreislaufs
Für die verminderte Wirksamkeit der Kontrazeptiva könnte, so vermutet man, die Unterbrechung des entero-hepatischen Kreislaufs verantwortlich sein: So unterliegen Estrogene einem hohen First-pass-Effekt und werden bei der ersten Leberpassage zum Teil mit Schwefel- und Glucuronsäure konjugiert und in den Darm ausgeschieden. Dort erfolgt dann eine Spaltung durch Darmbakterien, es kommt zu einer erneuten Absorption des aktiven Estrogens. Da Antibiotika die Darmflora schädigen können, wird dieser Kreislauf unter Umständen unterbrochen. In der Folge werden die Estrogene schneller eliminiert. Betroffen sind theoretisch alle Kontrazeptiva, die Estradiol oder Ethinylestradiol enthalten, also alle kombinierten Präparate. Bei reinen Gestagenpräparaten tritt diese potenzielle Wechselwirkung laut Datenbank nicht auf. Welches Antibiotikum eingenommen wird, spielt kaum eine Rolle. Gelistet sind Cephalosporine, Gyrasehemmer, Makrolide, Clindamycin, Penicilline, Sulfonamide, Tetracycline und Trimethoprim.
Was bedeutet das für die Praxis?
Zudem können bei Antibiotikagabe Durchfall und Erbrechen als Nebenwirkung auftreten, was eine verminderte Resorption nach sich ziehen kann. Das betrifft dann natürlich auch estrogenfreie Präparate, aber nicht Vaginalringe und Pflaster. Wenn es innerhalb von vier Stunden nach der Einnahme von Kontrazeptiva zu Erbrechen oder Durchfall (jeglicher Ursache) kommt, ist die Wirksamkeit nicht mehr gesichert.
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Weniger Pillen mit hohem, aber mehr mit unklarem Risiko
Sehr unwahrscheinlich, aber möglich
Dass die Einnahme von Antibiotika, die Wirkung der Pille beeinflusst, ist zwar eher unwahrscheinlich, aber möglich. Von daher sollte, wer auf Nummer sicher gehen will, mit einer Barrieremethode zusätzlich verhüten. Wie lange, dazu variieren die Angaben je nach Quelle. Die ABDA-Datenbank ist hier sehr vorsichtig und empfiehlt: bis zum Ende des Zyklus und eine Woche zusätzlich.
Unbestritten ist hingegen die Wechselwirkung zwischen Kontrazeptiva und starken CYP-Induktoren wie Rifampicin. Dadurch sinkt der Hormonspiegel drastisch. Daher wird eine zusätzliche Verhütung für bis zu zwei Monate nach Einnahme der letzten Antibiotika-Tablette unbedingt empfohlen.
1 Kommentar
Keine Evidenz für verminderten Konzeptionsschutz
von Lars Steffgen am 29.08.2018 um 12:46 Uhr
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