Wirkminderung

Pille und Antibiotika: Wie relevant ist die Interaktion?

Stuttgart - 29.08.2018, 11:40 Uhr

Wirkt die Pille noch zuverlässig, wenn gleichzeitig Antibiotika genommen werden? (c / Foto: dalaprod / stock.adobe.com)

Wirkt die Pille noch zuverlässig, wenn gleichzeitig Antibiotika genommen werden? (c / Foto: dalaprod / stock.adobe.com)


Was bedeutet das für die Praxis?

Zudem können bei Antibiotikagabe Durchfall und Erbrechen als Nebenwirkung auftreten, was eine verminderte Resorption nach sich ziehen kann. Das betrifft dann natürlich auch estrogenfreie Präparate, aber nicht Vaginalringe und Pflaster. Wenn es innerhalb von vier Stunden nach der Einnahme von Kontrazeptiva zu Erbrechen oder Durchfall (jeglicher Ursache) kommt, ist die Wirksamkeit nicht mehr gesichert.

Mehr zum Thema

Sehr unwahrscheinlich, aber möglich

Dass die Einnahme von Antibiotika, die Wirkung der Pille beeinflusst, ist zwar eher unwahrscheinlich, aber möglich. Von daher sollte, wer auf Nummer sicher gehen will, mit einer Barrieremethode zusätzlich verhüten. Wie lange, dazu variieren die Angaben je nach Quelle. Die ABDA-Datenbank ist hier sehr vorsichtig und empfiehlt: bis zum Ende des Zyklus und eine Woche zusätzlich.

Unbestritten ist hingegen die Wechselwirkung zwischen Kontrazeptiva und starken CYP-Induktoren wie Rifampicin. Dadurch sinkt der Hormonspiegel drastisch. Daher wird eine zusätzliche Verhütung für bis zu zwei Monate nach Einnahme der letzten Antibiotika-Tablette unbedingt empfohlen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Hormonelle Kontrazeptiva wirken zuverlässig

Frau muss sich nicht vor Antibiotika fürchten

Welche Verhütungsmethode für wen die richtige ist

Die Qual der Wahl

Was tun bei Verhütungspannen?

Und dann ist es doch passiert!

Welche Verhütungsmethoden es gibt, und wie sicher sie sind

Fisimatenten gemacht?

Wahl der passenden Methode bei Thromboserisiko

Eine Patientin mit Verhütungswunsch

Gestagene der 3. und 4. Generation und ihr Thromboembolierisiko

Schöne Gefahr?

1 Kommentar

Keine Evidenz für verminderten Konzeptionsschutz

von Lars Steffgen am 29.08.2018 um 12:46 Uhr

Tatsächlich gibt es keinerlei Belege für eine Minderung des Konzeptionsschutzes bei der Anwendung nicht enzyminduzierender Antibiotika. Ich empfehle die Lektüre einer Stellungnahme von profamilia zu diesem Thema:

https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Fachpublikationen/Verhuetung/Factsheet_Wechselwirkungen-deutsch.pdf

Leider führen die aus haftungsrechtlichen Gründen gemachten Empfehlungen zusätzlich zu verhüten, oftmals zu unnötiger Verunsicherung der Anwenderinnen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.