Studie

Antidepressive Wirkung von Ketamin offenbar über Opioidrezeptoren vermittelt

Berlin - 03.09.2018, 16:00 Uhr

Ketamininfusionen können bei therapieresistenten Depressionen schnelle Erfolge erzielen. Einer neuen Studie zufolge scheinen diese über Opioidrezeptoren vermittelt zu sein. (c / Foto: Imago)

Ketamininfusionen können bei therapieresistenten Depressionen schnelle Erfolge erzielen. Einer neuen Studie zufolge scheinen diese über Opioidrezeptoren vermittelt zu sein. (c / Foto: Imago)


Naltrexon schwächt Ketaminwirkung ab

In der Interimsanalyse reduzierte Ketamin bei sieben von zwölf Patienten, die kein Naltrexon vorab erhielten, effektiv die Depressionssymptomatik. Bei den anderen Patienten jedoch, die zuvor den Opioidrezeptorblocker erhielten, war der Ketamineffekt signifikant vermindert. Auf die dissoziativen Effekte, die in beiden Gruppen vergleichbar waren, hatte Naltrexon offenbar keinen Einfluss. Die Studie wurde aus ethischen Gründen nach Auswertung der Zwischenanalyse abgebrochen.

Ein Fall für Spezialisten

Die Forscher befürchten, dass der Einsatz von Ketamin als Antidepressivum mit einer Suchtgefahr verbunden ist, weil Opioidrezeptoren involviert sind. Doch diese Befürchtung ist nicht neu, denn das Narkotikum wird bereits als Rauschdroge missbraucht und ist in der Partysezene als „Special K“ beziehungsweise „Vitamin K“ bekannt.

Noch ist Ketamin als Antidepressivum nicht zugelassen. In psychiatrischen Spezialzentren setzen Ärzte Ketamininfusionen bereits als Notfallbehandlung bei schweren, therapieresistenten Fällen im individuellen Heilversuch ein. Doch nicht jeder Patient spricht auf Ketamin gleichermaßen an. Auch wegen der psychotropen und narkotischen Nebenwirkungen ist Ketamin bei Spezialisten in den richtigen Händen. Janssen entwickelt derzeit ein Nasenspray mit dem enantiomerenreinen Esketamin, was den Patienten die Nadel ersparen soll. Dem Vernehmen nach soll auch dieses Spray  im Falle einer Zulassung unter Aufsicht angewendet werden.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.