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Vorwurf: Körperverletzung
CDU-Abgeordneter stellt Strafanzeige gegen Stada wegen Valsartan-Verunreinigung
Wegen Körperverletzung hat ein Landtagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt Anzeige gestellt: Der CDU-Politiker Jens Diederichs befürchtet, dass die Arzneimittelhersteller womöglich schon länger von den Verunreinigungen gewusst haben. Er vermisst zudem ein Signal der Politik, Medien und Verbraucherschützer und bemängelt, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sich lieber um Organspende als um gefährliche Arzneimittel kümmere.
Schon seit Jahren nimmt der Landtagsabgeordnete Jens Diederichs (CDU) valsartanhaltige Arzneimittel ein. Nach dem Rückruf seines Mittels wegen der NDMA-Verunreinigung hat er Ende Juli Strafanzeige gegen den deutschen Generika-Hersteller Stada gestellt – wegen Körperverletzung. Diederichs Vorwurf: Nach Medienberichten sei der Skandal erst durch einen anonymen Tipp aus der Branche bekannt geworden, womöglich hätten die Wirkstoffhersteller schon länger davon gewusst. Dieses „unverantwortliche Vorgehen“ betrachte er als Körperverletzung, erklärt Diederichs, der Justizvollzugsbeamter ist.
„Wo bleibt der Aufschrei aus der Politik oder von den Medien“, erklärte er nach Bekanntwerden der Verunreinigungen außerdem in einer Pressemitteilung. Womöglich seit 2012 sei das Blutdruckmittel Valsartan mit der potenziell krebserregenden Substanz NDMA verunreinigt gewesen, doch unverändert von den Pharmakonzernen vertrieben worden – so auch von Stada. Falls die Pharmafirmen schon vor den Rückrufen Anfang Juli von den Verunreinigungen gewusst haben, hätten sie nicht nur in Kauf genommen, dass viele Patienten an Krebs erkranken können – sondern auch „einen massiven Vertrauensbruch gegenüber den Patienten, Ärzten und Apothekern“. Dass die Firmen etwas wussten, ist allerdings alles andere als klar.
Stada erklärte auf Nachfrage, dass die Firma „mit größter Sorgfalt“ jede Wirkstoff-Charge „vollumfänglich gemäß Zulassung“ prüfe. Die Qualitätsvereinbarung mit dem Wirkstofflieferanten sehe vor, dass dem Generika-Hersteller gewisse Informationen zur Verfügung gestellt werden. Diese habe Stada „im Einklang mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen“ überprüft. Die Untersuchungen zu der Höhe von Verunreinigungen liefe noch. „Da wir erst seit 2015 mit dem betroffenen chinesischen Hersteller gearbeitet haben, können wir ausschließen, dass es 2012 und 2013 Fälle bei STADA gab“, erklärte ein Sprecher. Auf Nachfrage erklärte der Sprecher weiterhin, dass Stada bis zum Rückruf keinerlei Kenntnis von der Verunreinigung hatte.*
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Der CDU-Politiker zieht jetzt Vergleiche zu anderen Verbraucher-Skandalen: Als die Tricks der Autoindustrie bezüglich der Manipulation der Abgaswerte bekannt wurden, erfolgte ein Riesenaufschrei, sagt Diederichs. „Aber wenn Pharmakonzerne wider besseren Wissens verunreinigte Medizin verkaufen, herrscht Schweigen im Walde.“ Er selber habe über den Skandal aus Fachmedien erfahren. „Dann habe ich mich hingesetzt und gleich die Strafanzeige geschrieben“, sagt er.
Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln schon
Er sieht den Bund in der Pflicht, ebenso Verbraucherschutzverbände. Doch würde fast nichts passieren. In den USA würde es in derartigen Fällen
Millionenklagen geben – „aber in Deutschland ist das alles normal, es wird
unter den Kopf gekehrt“, so Diederichs
.Tatsächlich gibt es auch in den USA verunreinigte Valsartan-Arzneimittel. Und es gibt Anwälte, die sich bereits für Klagen in Stellung bringen.
Von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seinem Ministerium sei nichts zu hören gewesen. „Selbstverständlich hätte ich das erwartet“, sagt Diederichs gegenüber DAZ.online. „Herr Spahn kümmert sich ja lieber um Organspende als um Valsartan“, erklärt er. „Dass da irgendwelche Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, glaube ich nicht.“ Diederichs sieht angesichts der offenbar jahrelang unentdeckten Verunreinigungen ein klares Versagen der Aufsichtsbehörden.
Nach Recherchen von DAZ.online ist seine Strafanzeige aktuell versandet: Die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd erklärt, den Vorgang zügig der Staatsanwaltschaft Halle weitergeleitet zu haben, doch dort ist sie noch nicht als eingegangen verzeichnet. Es sei jedoch ohnehin zu erwarten, dass die Staatsanwaltschaft sie an die Kollegen in Frankfurt abgibt, die für Stada zuständig ist. Dort beschäftigt sich ein Staatsanwalt bereits mit ähnlichen Fällen – wobei unklar ist, ob es um Stada-Produkte geht. „Es wird derzeit geprüft, ob ein Anfangsverdacht wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz besteht“, erklärt ein Sprecher – weitere Auskünfte könne er derzeit nicht geben. Die Verzögerungen in Sachen seiner Anzeige bewertet Diederichs als „Schlamperei“.
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Derweil macht Diederichs sich Sorgen, inwiefern die Verunreinigungen Auswirkungen auf seine Gesundheit haben könnten. „Klar macht man sich da Gedanken – man weiß, man könnte in die Tischkante beißen weil man aufgrund finanzieller Interessen zum Spielball einer ganzen Industrie geworden ist“, sagt er. Der Politiker überlegt, auch zivilrechtlich gegen die Pharmafirma vorzugehen.
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*Hinweis der Redaktion: Wir haben den Artikel mit einem Stada-Statement ergänzt, aus dem hervorgeht, dass das Unternehmen vor dem Rückruf nichts von Verunreinigungen wusste. (7. September 2018, 13.00 Uhr)
4 Kommentare
Naja
von Peter Lahr am 07.09.2018 um 9:07 Uhr
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Körperverletzung
von Pillendreher am 07.09.2018 um 8:36 Uhr
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Landtagsabgeordneter
von Bernd Küsgens am 06.09.2018 um 19:09 Uhr
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Mußte zwingend so kommen
von Ratatosk am 06.09.2018 um 18:41 Uhr
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