Politikergespräche und Positionspapiere

Die neue Lobby-Offensive der Großhändler

Berlin - 07.09.2018, 11:45 Uhr

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch im Gespräch mit Alliance Healthcare-Vertriebsleiter Egbert Mann am Standort Rostock. (s / Foto: Alliance Healthcare)

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch im Gespräch mit Alliance Healthcare-Vertriebsleiter Egbert Mann am Standort Rostock. (s / Foto: Alliance Healthcare)


Abgrenzung zu Versandhändlern wichtiges Thema

Phoenix war ebenfalls nicht untätig: Ende August erschien die CDU-Politikerin Maag auch beim Mannheimer Pharmahändler, sprach über das Thema Einhaltung der Kühlkette beim Groß- und im Versandhandel, und ließ sich mit dem Satz zitieren: „Arzneimittelsicherheit ist für die Menschen in Deutschland ein wichtiges Thema und der Pharmagroßhandel ist für die schnelle und sichere Medikamentenversorgung unverzichtbar.“ Nur acht Tage später erschien Maag gemeinsam mit ihrem Fraktionskollegen Stephan Stracke (CSU) dann auch bei Alliance Healthcare. Anschließend sagte der CSU-Politiker: „Ich habe in Anbetracht der stark gestiegenen Kosten, die u.a. aus den Richtlinien für die Arzneimittelfälschung sowie des Themas Kühlkette resultieren, grundsätzlich Verständnis für die Forderungen des Großhandels nach einer Anpassung der Leistungsvergütung.“

Karin Maag (CDU) bei der Phoenix. (Foto: Phoenix)

Alliance Healthcare hat nun nachgelegt und kann erneut einen prominenten Politikerbesuch vermelden. Am vergangenen Mittwoch erschien Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch in der Alliance-Niederlassung in Rostock. Laut Alliance-Mitteilung war es für den Linken-Politiker der erste Besuch bei einem pharmazeutischen Großhändler. Die Gesprächsthemen waren unter anderem die rückgängige Apothekenzahl, die Mitarbeitersuche und die Anforderungen an den Großhandel. Insbesondere die GDP-Richtlinie und deren Einhaltung beim Groß- und im Versandhandel sollen für Gesprächsstoff gesorgt haben. Bartsch sagte dazu: „Es darf nicht sein, dass – zumal in einem regulierten Markt wie dem des Pharmagroßhandels – unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen herrschen.“

Erste politische Erfolge konnten die Großhändler mit ihrer neuen Lobby-Initiative schon erzielen: Wie der Großhandelsverband Phagro es nach dem sogenannten Skonto-Urteil gefordert hatte, will das Bundesgesundheitsministerium das Fixhonorar des Großhandels (70 Cent) nun unmissverständlich fixieren und für Rabatte sperren. Derzeit scheint es sogar nicht ausgeschlossen, dass das BMG sowohl Rabatte als auch Skonti begrenzen will – ebenfalls eine Forderung, die vom Phagro kommt. Und auch die Erhöhung des Großhandelshonorars, wie es die Gehe beispielsweise in ihrem Papier forderte, scheint bei einigen Politikern auf Gegenliebe zu stoßen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Mißverständnis bei Margenfragen

von Heiko Barz am 08.09.2018 um 11:05 Uhr

Die SPD „Gesundheitsexpertin“ Martina Stamm-Fibich war sichtlich erstaunt über die geringen Margen der Großhändler?
Ein Armutszeugnis bester Güte! Und das äquivalente Wissen um die Wirtschaftlichkeit Deutscher Apotheken wird bei ihr ebenso markant ausgeprägt sein.
Wie kann man von Leuten, die aus welchen Gründen auch immer in solche Positionen gedrängt wurden, eine valide Bewertung komplizierter Sachverhalte erwarten.
Bei dem Begriff „Gleichlange Spieße“ sieht sie wohl eher eine mittelalterliche Kampfszene !?
Da kann man sich auf ergebnisorientierte Diskussionen freuen.

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