Bundestag

AfD fragt nach Valsartan-Entschädigungen für Patienten und Apotheker

Berlin - 11.09.2018, 17:45 Uhr

Die AfD-Bundestagsfraktion will von der Bundesregierung wissen, ob Apotheker für ihre zusätzliche Arbeit in der Valsartan-Krise entschädigt werden. (s / Foto: Imago)

Die AfD-Bundestagsfraktion will von der Bundesregierung wissen, ob Apotheker für ihre zusätzliche Arbeit in der Valsartan-Krise entschädigt werden. (s / Foto: Imago)


Entschädigungszahlungen der Industrie

Auch um die Überwachung der Produktion kümmert sich die AfD-Fraktion: Kontrollieren deutsche Behörden den chinesischen Wirkstoffhersteller? Oder chinesische Aufsichten? Und: Wenn Arzneimittel nach Deutschland eingeführt werden, wer muss dann was überprüfen? Die Konzentration des Valsartan-Marktes auf einige wenige Hersteller in Fernost wurde in den vergangenen Wochen des Öfteren kritisiert. Auch die AfD-Fraktion will von der Bundesregierung wissen, ob es nicht bedenklich sei, dass ein Großteil der Generikahersteller den Wirkstoff vom selben Hersteller bezieht. Anschließend folgt die für viele Patienten wichtige Frage, ob der betroffene Hersteller auch andere Präparate produziert hat, die hierzulande abgegeben werden und ob diese Arzneimittel jetzt auf NDMA überprüft werden. Sehr bezeichnend für die gesamte Valsartan-Krise ist auch die Frage: „Wurden überhaupt jemals die Arzneimittel selbst und nicht nur Dokumente überprüft?“

Schließlich fragen die AfD-Abgeordneten nach dem Umgang mit den Betroffenen. Dabei will die Fraktion unter anderem wissen: „Warum erfolgte nur ein Rückruf von Packungen aus dem Großhandel und aus den Apotheken und nicht auch von Packungen, die bereits an Patienten ausgeliefert waren?“ Ebenso fragen sich die AfD-Politiker, ob Patienten für ihren „Umtausch“ von Valsartan-Tabletten ein neues Rezept benötigen. Auch die dann entstehende Zuzahlung hinterfragt die Fraktion.

AfD fragt nach Zusatzaufwand für Apotheker

Apotheker hatten in den vergangenen Wochen sicherlich einiges zu erklären: Patienten waren verunsichert, wollten Infos zur Gesundheitsgefährdung und zur Umstellung auf ein neues Präparat. Erstmals greift nun eine Bundestagsfraktion diesen Mehraufwand politisch auf und fragt: „Sieht die Bundesregierung einen Zusatzaufwand bei Patienten, Ärzten und Apothekern durch den erzwungenen Austausch des Fertigarzneimittels bzw. die erzwungene Umstellung der Arzneimitteltherapie? Wenn ja: Beabsichtigt die Bundesregierung sie – z. B. zu Lasten der Pharmazeutischen Unternehmen – ganz oder teilweise zu entschädigen?“

Letztlich geht es in der Anfrage um eventuelle Lieferengpässe, die Umstellung der Patienten auf andere Blutdrucksenker und die Verpflichtung von Pharmaunternehmen, ihre Wirkstoffbezugsquellen zu wechseln. Offenbar schwebt der AfD vor, dass in Deutschland verwendete Wirkstoffe künftig vermehrt in den USA eingekauft werden sollen: „Kann die Bundesregierung dazu beitragen, Lieferengpässe zur reduzieren, indem sie selbst zum Beispiel in den USA einwandfreie Wirkstoffe oder auch Fertigarzneimittel aufkauft?“ Dabei vergisst die AfD allerdings, dass der US-Markt selbst in vielen Indikationen abhängig ist von Arzneimittellieferungen aus Asien.

Die Meinung der AfD-Fraktion zum Thema Valsartan lässt sich recht gut aus einer der letzten Fragen herauslesen: „Würde die Bundesregierung der Zusammenfassung zustimmen, dass deutsche Patienten auf den erreichten Stand der pharmazeutischen und der medizinischen Wissenschaft wegen Unzulänglichkeiten chinesischer Produktionsabläufe und der mangelnden Sorgfalt der europäischen Nachkontrollen verzichten mussten?“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


8 Kommentare

Grundlagen der Parlamentsarbeit für Pharmazeuten und alle die des Lesens mächtig sind

von Bernd Jas am 14.09.2018 um 15:33 Uhr

Sehr geehrter Herr Schmolke,
jetzt muss ich aber mal für die DAZ in die Bresche springen und empfehle Ihnen deshalb die Lektüre der Artikel aus den vergangenen Wochen.
Z.B.:
"Kleine Anfrage
Linke fragen nach „Kontrollversagen“ in Valsartan-Krise "
und
"NDMA-Kontamination
Grüne: Kassen sollen Patienten über Valsartan-Probleme informieren"

Auch Gruß

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grundlagen der Parlamentsarbeit für Pharmazeuten

von Heinzi Schmolke am 14.09.2018 um 10:20 Uhr

Liebe Kollegen, manchmal hilft es auch, sich in den öffentlich zugänglichen Medien zu informieren, bevor man der AfD hinterherhechelt. Dafür gibt es z.B. die Seite unseres Parlamentes, auf der alle im Bundestag besprochenen Themen problemlos recherchiert werden können (bundestag.de, dort nach Drucksachen und Valsartan filtern).

Schaut man sich die Kleinen Anfragen der letzten Wochen an, ergibt sich folgender Stand:

Drucksache (Drs.) 19/3484 aus der Woche vom 16. Juli 2018: Kl. Anfrage Nr. 83 (S. Gabelmann/ DIE LINKE) zu Valsartan, Kl. Anfrage Nr. 91 (C. Schulz-Asche/ B90/DIE GRÜNEN) zu Valsartan

Drs. 19/3762 aus der Woche vom 6. August 2018: Kl. Anfrage Nr. 109 (C. Bayram/ B90/DIE GRÜNEN) zu Valsartan und Lunapharm, Kl. Anfrage Nr. 111 (C. Schulz-Asche/ B90/DIE GRÜNEN) zu Valsartan

Drs. 19/3804 vom 13.August 2018: Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE zu Valsartan (28 Einzelfragen)

Drs. 19/4073 vom 29. August 2018: Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage 19/3804 der Fraktion DIE LINKE

Drs. 19/4143 vom 5. September 2018: Kleine Anfrage der Fraktion der AfD zu Valsartan, wobei ein Teil der Fragen bereits in der Drs. 19/4073 beantwortet ist.

Es ist also mitnichten so, dass die AfD als Erste sich des Themas angenommen haben, sondern (obwohl sie die größte Oppositionsfraktion sind) eher die rote (ich muss gerade grinsen) Laterne bei der Beschäftigung mit dem Thema herumtragen.

Schade, dass durch den DAZ-Artikel ein anderer Eindruck entstanden ist. Ach so, falls wieder das Gestöhne losgeht: Die Recherche und vorliegende Niederschrift haben mich gerade 25 Minuten gekostet, das ist also alles kein Hexenwerk. Und ein technischer Hinweis - Lauterbach fragt nicht die Bundesregierung, weil seine Partei drin sitzt, das muss also schon die Opposition machen.
Gruß

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Valsartan

von Conny am 12.09.2018 um 11:10 Uhr

Sollte ich eine einzige Retax bekommen ist Schluss mit Lustig. Dann wird die AFD zwei Stimmen mehr bekomme n

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Valsartan

von Susann am 23.10.2018 um 3:20 Uhr

Okay.Mir ist nicht ganz klar,wen Sie damit treffen wollen.
Aber die AfD findet ganz sicher einen Weg,auch das Verhalten der chinesischen Pharmaindustrie noch den in Deutschland lebenden Ausländern anzulasten.Ich denke,das schaffen die ganz locker.

AfD erweist sich als lernfähig, ...

von Kritiker am 12.09.2018 um 7:25 Uhr

... während Verräterpartei und Unionsparteien größtenteils in ihren Filterblasen verbleiben.

Vor dem Hintergrund des hohen Anteils an Rechtsextremen hinter den Kulissen der AfD kann von der AfD berechtigterweise als von den Braunen oder den Nazis gesprochen werden.

Sollten Verräterpartei und Unionsparteien weiterhin Lernresistenz in nahezu allen Bereichen dokumentieren, sehe ich auch in Deutschland zunehmend Erstarken antidemokratischer Kräfte, was bei der kommenden Bundestagswahl dazu führen wird, dass die Nazis mit Abstand zweitstärkste Fraktion im Bundestag werden. Das Elitenprojekt zur Umverteilung von unten nach oben namens Neoliberalismus stellt die Wurzel aller Probleme dar.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: AfD erweist sich als lernfähig

von susann am 23.10.2018 um 3:33 Uhr

Ja,die AfD mit ihren tw strafrechtsrelevanten fb-Gruppen und ihrem Flüchtlingstsunami und den vielfältigen Kuschelkontakten in die rechtsradikale Szene sind auch völlig frei von Verschwörungstheorien und irgendwelchen Blasen.Ja,nick,nick.Klar.
Ihr,die Ihr das so gerne herbeiredet und so ein Gedankengut offensichtlich als Spielzeug betrachtet:
Ihr werdet Euch noch umgucken,wenn Ihr es geschafft habt.Und dann hat es wieder keiner gewusst.Oder?

Es ist soweit

von Bernd Jas am 11.09.2018 um 23:06 Uhr

Jetzt hätt´ ich fast gesagt "Guten Morgen Herr Ditzel",

aber wo Sie grad sagen: das nimmt jetzt langsam bedrohliche Formen an, wenn sich die unkonventionellen Parteien anfangen um uns zu kümmern.
Erst die Roten und jetzt auch noch die .... ja wie nenn ich die eigentlich ...., na die AFD halt. Wenn wenigstens die CDU und die SPD oder CSU noch über unsere "Problemchen" streiten würden.
Jetzt brennt der Apothekerkittel.

Freunde trinkt das Glas noch leer,
das Ende naht, das gibt nichts mehr
Mit ohrenbetäubendem Schweigen
randalieren wir unsere Gummizelle
Rudi Ratlos spielt der ABDA´s Geigen
Es freut sich Max des Spans Geselle

Gute Nacht

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kompetenz mal anders

von ratatosk am 11.09.2018 um 18:16 Uhr

Egal wie man zur AFD stehen mag, aber das sind genaue Fragen die aus Sachkenntnis heraus kommen und die man schon lange Lauterbach , Glaeske und Co erwarten müßte. Von da aber kommt nur Geschwafel, wie Salzwasser ist eh besser als alles andere, oder irgendwelche teuren Studien zu Wartezeiten. Wenn die regierenden Politiker sich noch wirklich um Sachfragen kümmern würden und nicht nur an der Apothekenvernichtung zugunsten von GKV und Konzernen, würde Professor Gerke diese offensichtlich mit links fachlich abservieren. Aber Fakten zählen in D nicht mehr viel.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.