Apothekenhonorar

Honorargutachten landet im Wirtschaftsausschuss des Bundestages

Berlin - 13.09.2018, 07:00 Uhr

Der Wirtschaftsausschuss des Bundestages wird am 12. Dezember zu einem Fachgespräch über das Honorargutachten der Agentur 2HM laden. (s / Foto: Imago)

Der Wirtschaftsausschuss des Bundestages wird am 12. Dezember zu einem Fachgespräch über das Honorargutachten der Agentur 2HM laden. (s / Foto: Imago)


Gesundheits-Obleute lehnen Gutachten als Thema ab

Michael Hennrich, Obmann der Unionsfraktion im Gesundheitsausschuss und Berichterstatter für Arzneimittelthemen, erklärt seine Ablehnung: „Das war eine sehr schwierige Entscheidung. Letztlich finden wir aber, dass wir jedes vom BMG vorgelegte Gutachten natürlich besprechen müssen. Beim 2HM-Gutachten handelt es sich aber um ein fachfremdes Gutachten, was im korrespondierenden Ausschuss besprochen werden sollte. Hinzu kommt, dass der GKV-Spitzenverband das Gutachten ja für seine politischen Wünsche einsetzen wollte. Wenn wir es also aufgegriffen hätten, hätten die Apotheker ein eigenes Gutachten vorlegen können, was ebenfalls behandelt werden müsste.“

Wirtschaftsausschuss könnte Spahn laden
 

Nach Informationen von DAZ.online wird das Thema nun aber doch ganz offiziell im Bundestag aufgegriffen. Denn die Grünen haben es nach der Pleite im Gesundheitsausschuss schlichtweg an die Kollegen im Wirtschaftsausschuss weitergereicht, der ja auch offiziell zuständig ist. Und die Obleute aus den Fraktionen haben sich am gestrigen Dienstag darauf verständigt, das Honorargutachten am 12. Dezember zu besprechen. Dem Vernehmen nach ist sogar angedacht, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu laden, in jedem Fall soll an der Heiden geladen werden.

Schulz-Asche: Absurde Situation
 

Die Berichterstatterin der Grünen für Arzneimittelthemen, Kordula Schulz-Asche, bestätigte gegenüber DAZ.online, dass das Gutachten jetzt im Wirtschaftsausschuss thematisiert wird. Die Grünen-Politikerin beschwert sich darüber, dass ihre Kollegen im Gesundheitsausschuss das Thema nicht auf dem Tisch haben wollten. „Es ist schon reichlich absurd, dass das Gutachten zu Apotheken und Arzneimittelversorgung im Gesundheitsausschuss nicht behandelt werden soll. Es wird absurder dadurch, dass wir nun im Dezember in den benachbarten Wirtschaftsausschuss wandern, um dort dann doch darüber zu sprechen.“ Das Argument, dass der Gesundheitsausschuss nicht zuständig sei, will Schulz-Asche nicht gelten lassen: „Natürlich wurde das Gutachten vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben, jedoch betonen Apothekerinnen und Apotheker grade seit dem EuGH-Urteil zum Arzneimittelversandhandel besonders gerne und auch zu Recht ihre Bedeutung als Heilberufler in der Gesundheitsversorgung.“

Weiterhin stimmen die Grünen mit vielen Grundaussagen des Gutachtens überein. So spricht Schulz-Asche von einer „Blockadehaltung“ der Union wegen des Rx-Versandverbotes – deswegen sei fast zwei Jahre gesetzgeberisch nichts passiert. Die Grünen-Politikerin ist der Meinung, dass man das Honorargutachten in jedem Fall gesundheitspolitisch diskutieren müsse – auch wenn man mit den Empfehlungen nicht übereinstimme. Denn: „Das Gutachten liefert erstmals seit 2003 wieder Primärdaten zu den erbrachten Leistungen der Apotheken sowie Informationen zur flächendeckenden Versorgung, zur Entwicklung von Beschäftigenzahlen und Betriebsstätten. Sich mit den knapp 400 Seiten zu befassen, ist also sicher keine vertane Zeit. Wie Herr Ditzel am vergangenen Sonntag in seiner Kolumne (Anmerkung d. Red.: „Mein liebes Tagebuch“) richtig feststellte: ‚Es wird kein Rx-Versandverbot geben.‘ Es ist daher Zeit, sich nun endlich mit echten Reformen zu befassen.“

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* Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Artikel mit der Information ergänzt, dass es sich nicht um eine öffentliche Anhörung im Wirtschaftsausschuss handelt. Vielmehr soll das Honorargutachten im Rahmen eines nicht-öffentlichen Fachgespräches (mit geladenen Gästen und Experten) im Wirtschaftsausschuss besprochen werden. (Stand: 13.9., 12.20 Uhr)
 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Na Frau Schulz-Asche?

von Christiane Patzelt am 13.09.2018 um 12:01 Uhr

Sterben Ihnen die Apotheken zu langsam? Brauchen wir noch die Honorarkürzung zum Skontoklau und Retaxwahn dazu, damit wir ENDLICH hopps gehen? Ihre Beweggründe kenn ich doch genau:
Die Apotheke gehört in die Kette, der Versand gehört ausgebaut!
DAS und nur DAS ist für Sie wichtig!
Was stimmt mit Ihnen eigentlich nicht?

Scheinbar kommen Sie als „Apothekenfreund“ um die Ecke, aber anstatt Sie die 60% selbstständigen Frauen und Mütter unterstützen oder die 90% weiblichen Arbeitskräfte in Apotheken (135tausend weibliche Arbeitskräfte), schießen Sie uns permanent in die Füße! Was soll das? Finden Sie Gefallen an private Pleiten? Finden Sie Gefallen an der Unverkäuflichkeit tausender Betriebsstätten? Frau Schulz-Asche - Politik sollte FÜR den Bürger sein, nicht GEGEN!

Und wir ApothekerInnen vor Ort sind Verbraucherschutz!! Verstehen Sie das denn nicht? Sie sind doch nicht so dumm, dass nicht zu sehen....

Wird das Gutachten berücksichtigt, können Sie gar nicht so schnell die Kalenderblätter abreißen, wie wir in die Insolvenzen reiten!

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Heimlich in der Nacht oder wie man die Zukunft verschläft

von Bernd Jas am 13.09.2018 um 9:07 Uhr

Herzlichen Glückwunsch Chris,

da haben doch gestern Abend nach 23:00 Uhr noch zwei Leute die letzten Unterschriften geleistet.
Das war Dir ja vielleicht ´n Akt.
Man, man, man, röhrt so richtig, wichtig im Apothekengebälk.
Bohh, und die Hälfte der Unterschriften kamen sogar von direkt Betroffenen, dh. Apothekeninhaber(innen) und ihren Mitarbeiterinnen.

Wie gesagt herzlichen Glückwunsch Chris Redmann und vielen, vielen Dank für Dein Engagement. (Das war jetzt nicht ironisch gemeint)

Nur noch eine Frage: Für wen oder was setzen wir uns eigentlich seit Jahren ein, wenn wir Widerstand leisten und versuchen uns gegen Zwänge, Willkür und Ungerechtigkeiten zu wehren?

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AW: Heimlich in der Nacht oder wie man die

von Edzard Lueg am 13.09.2018 um 9:41 Uhr

Es fehlen noch 460 Unterschriften.
Die aus dem Ausland zählen wohl nicht

AW: Heimlich in der Nacht oder wie man die Zukunft verschläft

von Bernd Jas am 13.09.2018 um 10:09 Uhr

Um so schlimmer.

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