AoG-Sommertour

Ambulanz ohne Grenzen: Apotheker helfen in der Mainzer Zitadelle

Berlin - 26.09.2018, 12:45 Uhr

Das Team der Mainzer Ambulanz (von links): Apotheker Dr. Keller (AoG), Schwester Obst, technische und organisatorische Leiterin der
Ambulanz, drei Mitarbeiterinnen, die Apothekerinnen Adrian und Dr. Weber-Grandke (AoG). (Foto: Apotheker ohne Grenzen)

Das Team der Mainzer Ambulanz (von links): Apotheker Dr. Keller (AoG), Schwester Obst, technische und organisatorische Leiterin der Ambulanz, drei Mitarbeiterinnen, die Apothekerinnen Adrian und Dr. Weber-Grandke (AoG). (Foto: Apotheker ohne Grenzen)


Noch bis zur Expopharm touren Apotheker ohne Grenzen (AoG) quer durch Deutschland. Am gestrigen Dienstag parkte der Infobus vor der Mainzer „Ambulanz ohne Grenzen“, die Menschen ohne Krankenversicherung behandelt. Die beiden AoG-Mitglieder und Pharmazeuten, Jürgen Funke und Sina Rampe, erklären gegenüber DAZ.online, worin die pharmazeutische Unterstützung bei dem Mainzer Projekt besteht und weshalb Nothilfe auch in Deutschland wichtig ist.

In zwei Wochen hat das Infomobil von Apotheker ohne Grenzen (AoG) sein Ziel erreicht, die Expopharm in München. Auf dem Weg der Sommertour liegen weitere spannende Stationen, so parkte der AoG-Bus am gestrigen Dienstag vor der „Ambulanz ohne Grenzen“ in der Mainzer Zitadelle

Apotheker und Ärzte arbeiten Hand in Hand

Seit 2013 unterstützen Apotheker ohne Grenzen die Mainzer Ambulanz in allen pharmazeutischen Belangen. Die Ambulanz, die täglich zwischen zwei und 20 Patienten behandelt, wird vom Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ unter der Führung von Professor Gerhard Trabert betrieben. Die dort ehrenamtlich tätigen Ärzte behandeln dort Menschen ohne Krankenversicherung wie beispielsweise Obdachlose oder noch nicht registrierte Flüchtlinge. Derzeit sind sieben AoG-Mitglieder in Mainz aktiv.

privat
Hat das Mainzer Projekt mit aufgebaut: Apotheker Jürgen Funke

AoG-Vorstandsmitglied Jürgen Funke war von Projektbeginn an dabei. Der Apotheker erklärt gegenüber DAZ.online, was ihn dazu motiviert hat, dieses Inlandsprojekt mit aufzubauen: „Als ich gegen Ende meiner beruflichen und umfangreichen ehren- beziehungsweise nebenamtlichen Tätigkeiten auf der Suche nach sinnvollen und pharmazeutisch orientierten Engagements war und auch Kontakt mit „Apotheker ohne Grenzen“ aufnahm, sah ich die Herausforderung in diesem am Anfang stehenden Projekt in Deutschland, eine funktionierende und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker aufzubauen. Zumal auch noch in räumlicher Nähe zu meiner Heimatstadt“, und die Zusammenarbeit mit den ebenfalls ehrenamtlich tätigen Medizinern der Ambulanzpraxis ist kollegial und auf Augenhöhe, schilderte Funke.

Pharmazeutische Hilfe von Beschaffung bis Blutwerte

Die AoG-Kollegin Sina Rampe, die seit 2015 in dem Mainzer Projekt tätig ist, erklärt, worin die pharmazeutische Unterstützung konkret besteht. So helfen die Apotheker bei der Beschaffung der Arzneimittel, die zur Akutversorgung der Patienten in der Praxis von Professor Trabert benötigt werden, sowie bei der Bevorratung mit Verbandstoffen zum Einsatz im chirurgischen Fachbereich.

Apotheker ohne Grenzen
AoG-Apotheker im Einsatz (von links): Andrea Adrian von AoG und Dr. Jan Keller

Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit liege auf der Standardisierung der medikamentösen Therapie, um mit den gegebenen Ressourcen eine bestmögliche Versorgung der Patienten zu ermöglichen. Dazu erarbeiten Ärzte und Apotheker gemeinsam interne Therapieempfehlungen für die am häufigsten in der Ambulanz behandelten Erkrankungen. Hierbei werden sowohl geltende ärztliche Leitlinien als auch die Kosten der medikamentösen Behandlung berücksichtigt, um einen effizienten Einsatz der Arzneimittel zu gewährleisten. Darüber hinaus stelle AoG ein Gerät zur Bestimmung von Blutwerten zur Verfügung. Dieses werde direkt in der Ambulanz betrieben.

Not gibt es auch in Deutschland

Auch wenn AoG überwiegend durch ihre Auslandseinsätze bekannt sind, ist das Mainzer Projekt nicht das einzige Inlandsprojekt: So helfen die Apotheker auch in der Berliner Stadtmission. Ein weiteres Projekt in Offenbach ist laut Funke in der Entstehung. „Auch in Deutschland leben viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze, laut dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2017 sind es über 15 Prozent der Bevölkerung. Der Bedarf ist also riesig“, erklärt Rampe. Und Menschen in Not zu helfen, ist eine Herzensangelegenheit für die Apothekerin. „Außerdem schätze ich den Austausch mit Ärzten und Kollegen und kann meine Kompetenzen bei Apotheker ohne Grenzen auf neue Art nutzen und ausbauen.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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