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Schwanger oder nicht? Wissenswertes zu Schwangerschaftstests

Stuttgart - 28.09.2018, 07:00 Uhr

Schwangerschaftstests gibt es in verschiedenen Varianten, das Prinzip dahinter ist jedoch dasselbe. (m / Foto: alexkoral / stock.adobe.com)

Schwangerschaftstests gibt es in verschiedenen Varianten, das Prinzip dahinter ist jedoch dasselbe. (m / Foto: alexkoral / stock.adobe.com)


In den Urinstrahl halten, warten, ablesen: Wirklich kompliziert scheint die Anwendung eines Schwangerschaftstests für zu Hause nicht zu sein. Damit man aber wirklich ein zuverlässiges Ergebnis erwarten kann, gibt es doch ein paar Dinge zu beachten, auf die bei der Abgabe in der Apotheke hingewiesen werden sollte. 

Frühtests, mit Wochenbestimmung, digital – eine ganze Reihe verschiedener Schwangerschaftstests werden in Apotheken (und auch in Drogerien) angeboten. Das Prinzip dahinter ist allerdings immer dasselbe: Die Tests basieren auf dem Nachweis von humanem Choriongonadotropin, kurz hCG. Auch der Frauenarzt bestimmt beim Bluttest hCG. Das Peptidhormon spielt eine entscheidende Rolle für den Beginn und die Erhaltung einer Schwangerschaft und wird vom Synzytiotrophoblasten der Plazenta gebildet. Der Basalwert liegt im Blut bei bis zu 5 U/Liter. Etwa fünf Tage nach der Befruchtung beginnen die hCG-Spiegel zu steigen. Der Schwangerschaftsnachweis gelingt im (Serum) nach sieben bis zehn Tagen nach der Konzeption; im Urin allerfrühestens nach zehn Tagen – je nach Nachweisgrenze des verwendeten Tests. HCG besteht aus einer spezifischen Beta-Kette (ß-Untereinheit) und einer unspezifischen Alpha-Kette (α-Untereinheit), die identisch ist mit der Alpha-Kette von LH, FSH und TSH. In den meisten Tests wird nur die ß-Untereinheit nachgewiesen (ß-hCG). In einigen Tests das komplette Molekül (hCG).

Markierte Antikörper

Der Nachweis erfolgt immunchromatographisch, nach dem Prinzip des Lateral Flow Tests – also einer Kombination aus einer Dünnschichtchromatographie und einer Immunfärbung mithilfe markierter Antikörper. Dabei bindet das im Urin befindliche hCG an hCG-Antikörper im Teststreifen/-stäbchen, die markiert sind. Dieser Antigen-Antikörperkomplex wandert zur nächsten Testzone. Dort ist ein weiterer hCG Antikörper – der allerdings fixiert ist. Der Antigen-Antikörper-Farbstoff-Komplex bleibt am fixierten Antikörper hängen und färbt die Zone an. Digitale Tests, bei denen man das Ergebnis auf einer LCD-Anzeige sieht, basieren auf dem gleichen Prinzip. Nur wird der Streifen mittels Fotodioden ausgelesen. Einer Publikation des US-Gesundheitsministeriums zufolge kommt es durch das zusätzliche Bewertungsverfahren zu einem erhöhten Prozentsatz von falsch-negativen Ergebnissen. Je nach Hersteller erscheint also ein Streifen oder es wird ein „+“ oder das Wort „schwanger“ angezeigt. 

Die überschüssigen markierten Antikörper wandern weiter zur Kontrollzone, wo sie von einem weiteren immobilisierten, aber unspezifischem Antikörper gebunden werden, und färben diese an. Erscheint in der Kontrollzone keine Markierung, zum Beispiel weil zu wenig Flüssigkeit im Teststreifen war und die farbstoffmarkierten hCG-Antikörper deswegen zu wenig beweglich sind, ist der Test nicht verwertbar. 

Wie früh ist „früh“?

Neben Unterschieden bei der Anwendung – in den Strahl halten oder eintauchen und abweichenden Ablesezeiten (!) – unterscheiden sich die Tests vor allem bei der Empfindlichkeit. Die sensibelsten Tests haben eine Nachweisgrenze von 10mIU/ml hCG. Diese Frühtests können eine Schwangerschaft zehn Tage nach der Befruchtung erkennen. Nachteilig an einem frühen Test ist die größere Unzuverlässigkeit. So kann er falsch negativ sein, weil der hCG-Spiegel im Blut noch nicht hoch genug ist. Es kann aber auch ein zuerst positiver Test ein paar Tage später wieder negativ sein, wenn der Embryo sich nicht richtig eingenistet hat und mit der nächsten Periode abgeht. Mit jedem Tag später steigt die Zuverlässigkeit. Tests mit einer Nachweisgrenze von 25mIU/ml können etwa vier Tage vor Fälligkeit der nächsten Monatsblutung ein positives Ergebnis anzeigen. Liegt die Grenze bei 50mIU/ml sollte der entsprechende Test erst bei ausgebliebener Periode verwendet werden.

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Tipps für die Praxis

Verlangt jemand in der Apotheke einen Test, sollte die erste Frage lauten, ob die Regel schon ausgeblieben ist. Das hilft bei der Auswahl. Besorgt jemand anders den Test und kann die Frage nach der Periode nicht zuverlässig beantworten, empfiehlt es sich, einen möglichst empfindlichen Test abzugeben. In so manchem Gespräch stellt sich dann auch heraus, dass die jeweilige Frau besser beraten wäre mit der „Pille danach“.

Auch wenn in der Packungsbeilage steht, dass sie jederzeit gemacht werden können: Am zuverlässigsten sind die Tests mit Morgenurin, idealerweise Mittelstrahl. Wird der Test doch zu einer anderen Tageszeit gemacht, sollte man vorher nicht zu viel trinken und ungefähr vier Stunden nicht zur Toilette gehen – das erhöht die hCG-Konzentration um Urin und somit die Zuverlässigkeit des Tests. Zudem ist auf die jeweilige Ablesezeit hinzuweisen. 

Erhöhte hCG-Werte außerhalb einer Schwangerschaft sind selten und können zum Beispiel auf einen Tumor hindeuten, der hCG produziert.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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