Versandhandelskonflikt

Hennrich: „Nach dem Apothekertag sind wir genau so schlau wie vorher“

Berlin - 09.10.2018, 14:00 Uhr

Der Versandhandelskonflikt sorgt für Diskussionen – nur mit einer Lösung tut sich die Politik schwer. Michael Hennrich (CDU) fordert nun auch von den Apothekern eine offene Debatte über das Rx-Versandverbot hinaus. (c / Foto: Külker)

Der Versandhandelskonflikt sorgt für Diskussionen – nur mit einer Lösung tut sich die Politik schwer. Michael Hennrich (CDU) fordert nun auch von den Apothekern eine offene Debatte über das Rx-Versandverbot hinaus. (c / Foto: Külker)


Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am morgigen Mittwoch auf dem Deutschen Apothekertag einen konkreten Vorschlag zur Lösung des Versandhandelskonfliktes macht, wird immer unwahrscheinlicher. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte bereits, dass er bestenfalls mit Vorschlägen rechne. Und auch der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich sagte gegenüber DAZ.online, dass man derzeit über viele Ideen diskutiere – darunter auch das Rx-Versandverbot –, aber eine fertige Lösung nie präsentiert worden sei.

Die Spannung steigt: Am morgigen Mittwoch will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) in München über die aktuellen und wichtigen apothekenpolitischen Themen sprechen. Mehrfach hatte Spahn angekündigt, dass er auf dem DAT eine Lösung des Versandhandelskonfliktes präsentieren will, spätestens dann würde der Markt mehr wissen, so Spahn in seinen Facebook-Videos. Inhaltlich hatte sich Spahn bislang nur vage positioniert. Zwar wolle er Rx-Rabatte im Inland verhindern, ein komplettes Rx-Versandverbot sieht der Minister aber skeptisch.

Dass Spahn diesen einen Plan oder womöglich sogar eine Auswahl zwischen zwei Modellen – wie es derzeit in Medienberichten heißt – vorstellen wird, ist aber mehr als unwahrscheinlich. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte auf der heutigen Pressekonferenz der ABDA in München: Er erwarte, dass das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag nun „politisch adressiert“ werde. Gleichzeitig interpretiert er die Ankündigung Spahns, mit den Apothekern nach seiner Rede diskutieren zu wollen, aber so, dass Spahn auch auf dem Apothekertag keine Lösung für die Folgen aus dem EuGH-Urteil präsentiere werde. „Er will seine Vorschläge diskutieren, das spricht dagegen, dass er eine fertige Lösung hat“, sagte Schmidt.

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Und auch in den eigenen Reihen ist man schlichtweg nicht davon überzeugt, dass Spahn konkret wird in seiner Rede. Der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich sagte gegenüber DAZ.online: „Ich habe den Eindruck, dass wir nach dem Apothekertag genau so schlau sein werden wie vorher. Ich glaube nicht, dass Herr Spahn eine oder auch zwei fertige Lösungen präsentieren wird, also die Apotheker vor die Wahl stellen wird. Vielmehr denke ich, dass das Thema nach wie vor – auch zwei Jahre nach dem EuGH-Urteil – noch völlig offen ist.“

Die ABDA-Hardliner sollen aus der Reserve kommen

Hennrich zufolge wird gemeinsam mit den Apothekern immer wieder über die Machbarkeit des Rx-Versandverbotes diskutiert. „So ist beispielsweise immer noch das Rx-Versandverbot eine offene Option, weil es im Koalitionsvertrag steht und weil es gerade in unserer Fraktion viele Befürworter für ein Verbot gibt. Ich glaube auch, dass das Verbot für das BMG weiterhin eine Option ist.“

Der CDU-Politiker weist aber auch darauf hin, dass es bei der Umsetzung des Verbotes nach wie vor juristische und politische Hürden gibt. Deswegen sei es so wichtig, dass die ABDA über Alternativen sprechen darf. Er bekräftigte, dass man „natürlich auch über Alternativen“ nachdenke. „Schließlich sagt uns niemand, dass das Rx-Versandverbot juristisch oder politisch scheitert. Zu diesen Alternativen gehören viele Modelle, wie etwa ein Boni-Deckel bei gleichzeitiger Einführung neuer Zusatzhonorare für pharmazeutische Kompetenzen. Denkbar ist aber auch, dass wir Teile der Arzneimittelpreisverordnung ins SGB V transportieren und dort dann hoffentlich europarechtlich sicher ein Rx-Boni-Verbot verankern.“

Hennrich fordert die Apotheker daher nun auf, sich inhaltlich offener zu präsentieren: „Eines steht jedenfalls fest: Die Hardliner in der ABDA sollten nun endlich aus der Reserve kommen und mit der Politik nicht nur über das Verbot, sondern auch über Alternativen sprechen.“

Erste Bewegungen in eine offenere Gesprächsatmosphäre hat die ABDA bereits getätigt. Wie DAZ.online berichtete, wurde bei der Sitzung des Gesamtvorstandes in der vergangenen Woche darüber abgestimmt, ob die ABDA-Spitze auch über Alternativen zum Verbot diskutieren dürfe. Das Ergebnis war eindeutig: Nur sieben Kammer- und Verbandsvertreter waren dafür, dass man monothematisch beim Verbot bleiben solle. Der Rest hat empfohlen, auch andere Themen zu besprechen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Kollegen Redmann

von Dr.Diefenbach am 09.10.2018 um 18:21 Uhr

Das passt nicht in den "geplanten " Ablauf :WIE geht man mit der tollen Aktion des Kollegen Redmann um??Wie unterläuft der Minister ggf dass über 56ooo die Aufforderung,das Versandhandelsverbot umzusetzen ,unterzeichnet haben (Wähler !!!Hessen,Bayern)-Wie geht das Plenum mit der Aktion um ?Nur tosender Applaus ??Das reicht nicht.Wir sollten den Kollegen auch in der Folge wie auch immer unterstützen

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Apotag /möglicher Ablauf

von Dr .Diefenbach am 09.10.2018 um 17:19 Uhr

Ich befürchte :Spahn kommt,jovial wie stets ,nur jetzt Minister,konstatiert Möglichkeiten ,gibt auch ein paar Kopfnüsse aus,darf(!)-schlimm genug,dass man dies sagen muss,17,6 oder was weiß ich Minuten diskutieren,Geht.Publikum klatscht aber,wenn auch verhalten.,Dann der Chef.FS redet wie immer gut.Stsrker Beifsll,wenig Unmut.Dann Geschäftsbericht mit Diskussion Dr .Schmitz (Bitte erläutern wo das Geld vom Hausverkauf ist)-geringe Diskussion .Dann kurze Pause .Dann Anträge .18 Uhr Ende.Freitag 9 wie gehabt /einiges wandert in die Ausschüsse .G.Müller wird mal wieder zurechtgewiesen ,,Frau Overwiening stellt klar ,WIE die Kammern das Große Ganze sehen.Freitag Fortsetzung .Früher als geplant :Ende :Wieder keine Genauigkeiten ,dafür x Diskussionsgrundlagen für Spahn.Frustrierte Delegierte strömen auseinander .Man ist nicht "viel schlauer als vorher":Oder doch ??Denn die Wut ist uU größer dass ein Beruf SO verheizt zu werden droht ,ODER zieht FS noch ein As aus dem Ärmel ??/Ich würde so gerne sagen :HRD ,Du hast Dich geirrt mit dem Ablauf...

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Gehts noch..

von Hubert Kaps am 09.10.2018 um 15:04 Uhr

Wie lange liegt das Thema jetzt auf dem Tisch, wie lange wurde schon diskutiert, wie lange wurde nach Lösungen gesucht...
Nein, Herr Spahn, Herr Hennrich, und all die anderen: Sie müssen das entscheiden, und zwar grundsätztlich: Heilberufliche, inhabergeführte wohnortnahe AM-Versorgung oder mittelfristig konzerngesteuerte, auf Gewinnmaximierung ausgelegtes Tablettenschubsen. Erwarten Sie bitte nicht von uns, dass wir den Weg in den Untergang selbst noch vorzeichnen.
Und wenn Sie uns und unsere Leistung für verzichtbar halten, dann haben Sie wenigstens den Mut, uns das ins Gesicht zu sagen.

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Last Euch ruhig Zeit

von Dr Schweikert-Wehner am 09.10.2018 um 14:42 Uhr

Die Zeit arbeitet ja für Max und Jens. Noch mal 2000 Apotheken weniger, dann kann man ja mal neu denken.

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