Neun Tonnen Cannabis

Großer Medizinalcannabis-Import aus Kanada geplant

Remagen - 15.10.2018, 13:45 Uhr

Der kanadische Cannabis-Produzent Wayland hat eine Vereinbarung geschlossen, derzufolge in den kommenden drei Jahren neun Tonnen Medizinalhanf nach Deutschland importiert werden sollen. ( r / Foto: Imago)

Der kanadische Cannabis-Produzent Wayland hat eine Vereinbarung geschlossen, derzufolge in den kommenden drei Jahren neun Tonnen Medizinalhanf nach Deutschland importiert werden sollen. ( r / Foto: Imago)


Die Wayland Group plant, in den nächsten drei Jahren neun Tonnen Cannabisblüten von Kanada nach Deutschland zu exportieren. Dies teilte das Unternehmen am heutigen Montag in einer Pressemitteilung mit. Wayland hat hierzu eine Vereinbarung mit der Cannamedical Pharma Gmbh geschlossen.

Die kanadische Wayland Group hat eine Vereinbarung mit Cannamedical Pharma Gmbh geschlossen, die die Versorgungslage bei medizinischem Cannabis in den nächsten Jahren deutlich entspannen könnte. Danach wird der kanadische Produzent und Exporteur von Medizinalhanf in den kommenden drei Jahren neun Tonnen Cannabisblüten nach Deutschland liefern, heißt es in einer Mitteilung.

Die Wayland Group, die vor enem Monat noch Maricann Group hieß, wurde im Jahr 2013 gegründet. Der Hauptsitz befindet sich im in Burlington, südlich von Montreal am Champlain-See. Das Unternehmen betreibt außerdem Produktionsstätten für Cannabisprodukte in Langton, Ontario, in Ebersbach bei Dresden und in Regensdorf in der Schweiz. Außerdem hat Wayland noch eine Repräsentanz in München.

Cannamedical mit Sitz in Köln gehört zu den größten Cannabis-Distributoren in Deutschland. Nach einer Pressemitteilung von März dieses Jahres bezog das Unternehmen seine Ware, Cannabisblüten der Sorte Bedrocan, im Frühjahr noch alleinig aus den Niederlanden, aber die dort produzierten Hanfblüten seien nicht in der benötigten Menge verfügbar. Rund 300 Kilogramm medizinisches Cannabis habe man im Jahr 2017 verkauft.

Cannabis Produkte von der EU zertifiziert

Der Export nach Europa sei nur deswegen möglich, weil das Unternehmen eine EU-GMP-Zertifizierung für seine Cannabis Produkte besitze, erklärt Wayland. „Die Entscheidung, die wir Anfang 2017 trafen, EU-GMP-Standards für die gesamte Produktion einzuführen, einschließlich Cannabisblüten, gefolgt von der Zertifizierung im Frühjahr dieses Jahrs durch die deutschen Gesundheitsbehörden, gibt dem Unternehmen die Gelegenheit, eine beachtliche Produktmenge, in diesem Fall 9.000.000 Gramm, nach Europa zu exportieren“, sagt Ben Ward, CEO der Gruppe, anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung. „Wir sind stolz darauf, weltweit eines von sechs Unternehmen aus Tausenden von Cannabisproduzenten zu sein, das sagen kann, wir haben den Test bestanden und übertreffen die EU-GMP-Standards für getrocknete Cannabisblüten."

Testlauf erfolgreich

Wayland hatte am 16. April 2018 eine Exportgenehmigung von Health Canada erhalten. Ein Testlauf für den Export getrockneter Cannabisblüten aus der EU-GMP zertifizierten Anlage in Langton, Ontario, nach Deutschland konnte im August dieses Jahres mit Erfolg abgeschlossen werden, war in einer früheren Mitteilung berichtet worden. Das Material sei einer weiteren analytischen Untersuchung unterzogen worden, wobei das Produkt alle Spezifikationen und Bestimmungen erfüllt habe.

Perfekt positioniert

Wayland glaubt sich nun perfekt positioniert, um einen Marktanteil auf dem europäischen Markt für medizinisches Cannabis zu erobern. Erst vor wenigen Tagen hatte das Unternehmen einen weiteren Meilenstein seines  globalen Expansionsplans bekannt gegeben, den ersten Export von THC haltigem Cannabis-Destillat in die Schweiz. Hiernach sei nun auch die Kommerzialisierung von THC Destillatprodukten in dem Alpenland möglich.

Schulungsprogramm für Apotheker

Die Kanadier wollen auch die abgebenden Apotheker unterstützen. Seit Oktober stellt Wayland kanadischen Apothekern ein Schulungsprogramm zur Verfügung, das vom Canadian Council on Continuing Education in Pharmacy (CCCEP) akkreditiert wurde. Man habe erkannt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, dass Apotheker die zugänglichsten und vertrauenswürdigsten medizinischen Fachkräfte im kanadischen Gesundheitssystem seien, was sie zu einem „kritischen Bestandteil der Patientenversorgung“ mache. Das Cannabis-Schulungsprogramm einschließlich einer umfassenden Online-Plattform sollen zur Anhebung des Behandlungsstandards führen. Wayland sei überzeugt, dass nicht nur ein Bedarf an Schulung bestehe, sondern auch an praktischer Anleitung für die medizinische Cannabistherapie. Da viele Cannabispatienten Begleiterkrankungen hätten und mehrere Arzneimittel einnähmen, sei eine sachgerechte Handhabung notwendig, um nachteilige Nebenwirkungen zu vermeiden. Wayland-CEO Ben Ward kündigt an, das neue Schulungsangebot auch in andere Länder bringen zu wollen. In Deutschland ist dies noch nicht in Planung.

Bedarf in Deutschland wächst rasant

Laut Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) wurden im vergangenen Jahr insgesamt 1200 Kilogramm Cannabis-Blüten nach Deutschland eingeführt. Im ersten Halbjahr 2018 waren es bereits rund 1620 Kilogramm. Dies geht aus einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der drogenpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, hervor.

Der ursprünglich für 2019 geplante Start des Anbaus von Cannabis in Deutschland verzögert sich, weil die Ausschreibung infolge eines Verfahrensfehlers wiederholt werden musste. Die erste Cannabis-Ernte in Deutschland ist laut dem Bundesinstitut für Arzneinmittel und Medizinprodukte für 2020 geplant.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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