Unterdosierung von Krebsarzneimitteln

NRW-Minister Laumann will Apothekenkontrollen verstärken

Berlin - 17.10.2018, 14:30 Uhr

NRW-Gesundheitsminister Laumann will Apotheken im Land besser kontrollieren und eine Studie zum Zyto-Skandal durchführen lassen. (Foto: Imago)

NRW-Gesundheitsminister Laumann will Apotheken im Land besser kontrollieren und eine Studie zum Zyto-Skandal durchführen lassen. (Foto: Imago)


Studie soll Auswirkungen des Zyto-Skandals klären

Darüber hinaus würden die Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe derzeit ein Konzept zur Überprüfung der Warenein- und -ausgänge entwickeln. Dies soll offenbar Fälle wie jenen von Peter S. verhindern, der laut dem erstinstanzlichen Urteil über Jahre viel mehr Krebsmittel verkauft hat, als die eingekauften Wirkstoffmengen es erlaubt hätten – ohne dass die Aufsichtsbehörden die Unterdosierungen bemerkt hätten. Hierfür hatte ihn das Landgericht Essen in erster Instanz zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

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Patienten und Angehörige hatten außerdem schon lange gefordert, dass eine Vergleichsstudie durchgeführt wird: Diese soll klären, ob Krebspatienten, die von Peter S. mit Zytostatika beliefert wurden, eine schlechtere Prognose hatten als Vergleichspatienten. Eine erste Vorab-Studie der AOK Rheinland/Hamburg hatte Hinweise hierfür ergeben. Nach längeren Prüfungen will Laumann eine derartige Untersuchung demnächst in Auftrag geben: Ein Vorgutachten habe ergeben, dass eine solche Studie für zwei Krankheitsbilder wissenschaftlich belastbare Ergebnisse erbringen könne, nämlich für Brustkrebs und Blutkrebs. Die Apothekerin und Epidemiologin Ulrike Haug vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen soll die Studie leiten.

Erste Studienergebnisse nicht vor Ende 2019

„Derzeit müssen noch letzte datenschutzrechtliche Fragen geklärt werden, dann wird die Studie beauftragt“, erklärt das Ministerium. Mit Ergebnissen sei allerdings nicht vor Ende 2019 zu rechnen – also gut drei Jahre nach Bekanntwerden des Skandals. „Zwar dürfte es wissenschaftlich nicht möglich sein, für einzelne Patienten, die über die Alte Apotheke in Bottrop versorgt wurden, individuelle Aussagen zu einem gesundheitlichen Schaden zu treffen“, erklärte Laumann, der im Juni 2017 das Amt von seiner Vorgängerin Barbara Steffens (Grüne) übernommen hatte. „Wir müssen aber diese Chance nutzen, die grundsätzlichen Auswirkungen dieses beispiellosen Skandals auf die Versorgung der Bevölkerung mit Zytostatika wissenschaftlich aufzuarbeiten.“

Alles in allem sei der gestrige Termin mit Laumann positiv gewesen, sagt Heike Benedetti gegenüber DAZ.online – sie war von S. mit Krebsmitteln versorgt worden und hat in Bottrop regelmäßige Demonstrationen organisiert, um auf den Skandal aufmerksam zu machen. Die Studie zu den Überlebenszeiten sei auch „hochinteressant“ für die anstehenden Zivilklagen gegen S. Benedetti fordert jedoch auch, dass Betroffene einen Ausgleich über einen Opferentschädigungsfonds erhalten – und dass alle Betroffenen informiert wurden, die Krebsmittel von S. erhalten hatten. Laumann hatte dies zunächst überlegt, war dann aber aufgrund von Datenschutzbedenken und des Rechts von Patienten auf Nicht-Wissen zurückgerudert.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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