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SPD-Gesundheitspolitiker zu Bottrop
„Eine staatlich verankerte Taskforce muss den Zyto-Skandal aufarbeiten“
Die vergangene Landesregierung muss mit großer Demut auf den Umgang mit dem Bottroper Zyto-Skandal blicken, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der NRW-SPD, Josef Neumann, gegenüber DAZ.online. Er fordert die Einrichtung einer Taskforce, die das Behördenhandeln aufarbeiten soll – und die Prüfung, ob Betroffene eine staatliche Entschädigung erhalten sollten.
Auch knapp zwei Jahre nach Inhaftierung des Bottroper Zyto-Apothekers Peter S. sind viele Fragen offen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat kürzlich erneut Änderungen in den Apothekenkontrollen angekündigt, die von Patienten auch auf Bundesebene in einer Petition gefordert werden, die rund 5000 Unterstützer gefunden hat. Wie sieht die SPD-Fraktion die Aufarbeitung des Skandals? Sie führte bis Juni 2017 die Landesregierung – mit der Grünen-Gesundheitsministerin Barbara Steffens. DAZ.online hat bei Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, angefragt. Er ist unter anderem gelernter Heilerziehungspfleger und war Geschäftsführer einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Neumann ist seit 2010 Mitglied des Landtags und auch Inklusionsbeauftrager der SPD-Fraktion.
DAZ.online: Vor knapp zwei Jahren wurde der Zyto-Apotheker Peter S. aus Bottrop wegen des Unterdosierens von Krebsmitteln inhaftiert – im Juli wurde er in erster Instanz zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Wie blicken Sie mit nun etwas Abstand auf den Fall, Herr Neumann?
Neumann: Ich glaube, dass wirklich alle, die mit dem Thema zu tun hatten, geschockt waren, dass so etwas möglich ist. Es geht um eine Person, die in weißem Kittel einen sehr hohen Respekt genießt. Das war für uns ziemlich erschlagend. Der Betroffene ist jetzt verurteilt worden – aber sie wissen auch: Der Apotheker ist verurteilt und wird sicher auch Schadensersatz zahlen müssen. Aber wir wissen nach wie vor nicht, wie viele Opfer es gibt und was es für die einzelnen Personen bedeutet. Wir müssen jetzt die richtigen Konsequenzen aus dem Skandal ziehen und sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederholt.
„Die Dimension hat keiner für möglich gehalten“
DAZ.online: Hat die Politik zu langsam reagiert?
Neumann: Man muss natürlich auch mit großer Demut auf die eigene Regierungszeit zurückschauen, selbstverständlich. Zunächst arbeitet die Staatsanwaltschaft, währenddessen wartet man ab. Aber ich glaube, die gesamte Dimension hat kaum einer für möglich gehalten. Ich glaube, es ist jetzt im Nachhinein nicht nötig zu sagen, wer was nicht gemacht hat – sondern wir müssen dafür sorgen, dass den Patienten geholfen wird.
DAZ.online: Sollte die politische Ebene sich des Themas weiter annehmen?
Neumann: Ja, wir hatten im Landtag einige ähnliche Themen – so die Aufarbeitung von Medikamentenversuchen an Behinderten in Heimen. Ich habe damals das Thema unverzüglich aufgenommen, weil Behindertenpolitik ein Schwerpunkt meiner politischen Arbeit ist. Medikamentenskandale sind keine seltenen Fälle, sondern kommen in der Bundesrepublik häufiger vor. Wir müssen enorme Anstrengungen unternehmen, damit wir eine Ausschließlichkeit für solche Vorfälle erreichen. Bei Medikamenten geht es häufig um enorme Gewinnsummen.
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