Morbi-RSA

Häufige Arztbesuche von Großstädtern: TK fordert mehr Geld

Berlin - 20.11.2018, 14:05 Uhr

TK-Chef Jens Baas hgat sich erneut über den Verteilungsmechanismus im Gesundheitsfonds beschwert und verlangt, dass die Ausschüttungen regionalisiert werden müssten. ( r / Foto: Imago)

TK-Chef Jens Baas hgat sich erneut über den Verteilungsmechanismus im Gesundheitsfonds beschwert und verlangt, dass die Ausschüttungen regionalisiert werden müssten. ( r / Foto: Imago)


Die vergleichsweise häufigen Arztbesuche von Großstadtbewohnern sollten sich aus Sicht der Techniker Krankenkasse auch in höheren Zuweisungen aus dem Finanzausgleich der Kassen niederschlagen. Es müsse „eine Regionalisierung geben, also vereinfacht gesagt für Großstädter mehr Geld als für Versicherte auf dem Land“, sagte TK-Chef Jens Baas der Rheinischen Post.

Seit Jahren gibt es im Kassenlager Streit um die Verteilung der Gelder aus dem Gesundheitsfonds. Zur Erklärung: Der sogenannten morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) regelt, wie viel Geld jede Kasse für jeden Versicherten aus dem Fonds ausgezahlt bekommt. Dabei gilt: Je gesünder und jünger ein Versicherter ist, desto geringer sind die Zuweisungen. Der Mechanismus wurde entworfen, damit Kassen mit älteren und kränkeren Versicherten, die somit auch höhere Ausgaben haben, im Wettbewerb mit Kassen bestehen können, die viele junge und gesunde Versicherte haben.

Die derzeitige Regelung ist aus Sicht der TK nicht mehr zeitgemäß: „Die Kassen erhalten für Versicherte in Großstädten genau so viel Geld wie für Versicherte auf dem Land, dabei gehen Großstädter deutlich häufiger zum Facharzt und verursachen so auch deutlich höhere Kosten als Versicherte auf dem Land. In den Städten gibt es eben mehr Fachärzte, hier schafft sich das Angebot seine Nachfrage“, erklärte Baas.

Baas: Volkskrankheiten aus dem Krankheitskatalog nehmen

Auch der Katalog der Krankheiten, für die der Finanzausgleich höhere Zuweisungen vorsieht, gehört aus Baas' Sicht eingeschränkt: „Es müssen Volkskrankheiten aus dem Katalog der Krankheiten raus, für die es mehr Geld gibt. In den Katalog gehören nur schwere Krankheiten wie Krebs, bei denen es keine Grauzone des Kodierens gibt.“ Er verwies auf das Beispiel Übergewicht: „Seit zum Beispiel Adipositas 2013 in den Katalog aufgenommen wurde, ist die Zahl der krankhaft Übergewichtigen bis 2016 um 200 Prozent gestiegen. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie Kodieranreize dazu führen, dass die Anzahl kodierter Diagnosen sprunghaft steigt.“ Der Risikostrukturausgleich setze viele falsche Anreize.

Auch in Bayern beschwert man sich schon seit Jahren über die womöglich ungerechte Verteilung: 2016 hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zuletzt darauf hingewiesen, dass regional tätige Krankenkassen in wirtschaftlich gut aufgestellten Regionen durch den Verteilungsmechanismus ins Hintertreffen geraten. Konkret geht es um die sogenannte Deckungsquote, also um das Verhältnis von aus dem Fonds eingegangener Zahlungen und den Leistungsausgaben der Kassen. In einem Gutachten ist davon die Rede, dass die bayerischen Krankenkassen in den vergangenen Jahren stetig unterdeckt waren, also mehr ausgeben mussten, als sie eingenommen haben. Zwischen 2009 und 2014 seien den regionalen Kassen im Freistaat mehr als eine Milliarde Euro durch die Lappen gegangen.


bro / dpa
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.