NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU)

„Das bisschen Versandhandel, da besteht keine Gefahr“

Berlin - 26.11.2018, 18:15 Uhr

NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) will einerseits für die Apotheke kämpfen, verharmlost aber den Versandhandel. (b / Foto: Imago)

NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) will einerseits für die Apotheke kämpfen, verharmlost aber den Versandhandel. (b / Foto: Imago)


Laumann: Keine Gefahr durch Versandhändler

Laumanns weitere Erklärungen zu dem Thema verärgerten allerdings einige anwesende Apotheker. Der Minister sagte, dass man sich um die Apotheke keine Sorge machen müsse, selbst ohne das Verbot. „In absehbarer Zeit bestehe keine Gefahr“, schließlich sei der Marktanteil des Versandes gering. Laumann wörtlich zu einem Apotheker: „Das bisschen Versandhandel, was wir gerade haben, darüber sollten wir uns nicht aufregen.“

Hinzu komme, dass die Apotheke vor Ort viel mehr für die Arzneimitteltherapiesicherheit tue und somit immer Anlaufstelle für die Patienten bleibe. Ihm sei es viel wichtiger, Apotheken und Arztpraxen besser zu verknüpfen. Laumann sprach davon, dass sie ihre Zusammenarbeit beispielsweise bei der Ausstellung von Folgerezepten überdenken sollten. Auch beim Notdienst müsse man sich besser abstimmen, damit immer eine dienstbereite Apotheke in der Nähe einer notdiensthabenden Praxis ist. Doch Wessinger und die Apotheker ließen nicht locker und erklärten dem Minister, dass es im Versandhandelskonflikt aus ihrer Sicht eben nicht um eine „zu vernachlässigende Marktmacht“ gehe. Doch Laumann reagierte immer wieder mit dem Verweis auf die SPD, die dem Verbot nicht zustimmen werde. Der Minister wies darauf hin, dass derzeit darüber diskutiert werde, dass die Apotheker als Ausgleich mehr Honorar für die Beratung bekommen könnten.

Laumann: Apotheken sollten keine Gemischtwarenläden werden

Der NRW-Minister gab den Apothekern außerdem noch einen Tipp mit auf den Weg: Er warne davor, die Apotheke zu einem „Gemischtwarenladen“ verkommen zu lassen. Vielmehr sollten sich die Apotheker auf ihre Stärken konzentrieren: Die Beratung zu Rx- und OTC-Arzneimitteln. Laumann erklärte auch, dass er gegen jede „Schwerpunktbildung“ in der Apotheke sei. „Jede Apotheke sollte sich in der Beratung auf das Arzneimittel-Vollsortiment konzentrieren“, so der CDU-Politiker. Das Thema Impfen in der Apotheke sprach der Minister nicht wörtlich an, riet den Apothekern aber davon ab, den Ärzten Leistungen abzusprechen.

Arnold: Wir bei der ABDA sind Realisten

Ebenfalls mit von der Partie war ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold. Der Pharmazeut aus Sachsen-Anhalt stimmte mit Laumanns Meinung überein, dass das Rx-Versandverbot nicht mehr realistisch sei. Arnold wörtlich: „Wir bei der ABDA sind politische Realisten. In der Politik sucht man jetzt nach Kompromissen, wir können nicht mitentscheiden, aber werden unsere Meinung dazu sagen.“ Arnold warnte aber vor einer Vielzahl von „Fehlallokationen“ und „Fehlanreizen“, die sich durch den Versandhandel ergäben. Beispiele dafür seien, dass Patienten das Gefühl vermittelt werde, dass sie besonders viel bestellen müssten, um besonders viel zu sparen. Ebenso sei es ein Fehlanreiz, dass die Ärzte einmal in drei Monaten bei den Kassen abrechnen können, nur weil sie ein Folgerezept ausstellen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Das bisschen Fliege mit Versandhandel ... Gefahr gebannt ...

von Christian Timme am 27.11.2018 um 16:42 Uhr

Leider steht hier bereits der „Name“ federführend über den Erkärungen ... kleine Tipps mit Honorar-Andeutungen runden das Gespräch ab ... mission accomplished.

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mit Fliege

von Kleiner Apotheker am 27.11.2018 um 8:13 Uhr

Der Sozialdemokrat mit Fliege sitzt im Ausschuss für Gesundheit, bestehend aus 41 Mitgliedern. Es gibt dort ordentliche und stellvertretende Mitglieder. Besagter Herr ist stellvertretendes Mitglied und der sagt den anderen also wo es lang geht...

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"das bisschen"

von Kassensklave am 26.11.2018 um 19:10 Uhr

...wenn ich da gerade an den Skandal denke, der gerade den Landtag NRW heimsucht.... Politiker aller Couleur haben sich über die Fraktionskasse noch mal üppig bedient, siehe hier: https://www.welt.de/regionales/nrw/article184393300/Landtag-NRW-Macht-der-Rechnungshof-verdeckten-Politiker-Boni-ein-Ende.html

Möglicherweise ist der oben genannte Herr auch betroffen... wegen "dem bisschen" Mehrarbeit noch mal schnell 11.000 Euro im Monat extra, was Herr Laumann??

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Ein bisschen wird es nach Öffnung nicht geben

von Ratatosk am 26.11.2018 um 18:53 Uhr

Ist wie mit schwanger ! Man kann doch die Zahlen nicht bei jetziger Gesetzgebung nehmen und dann sagen, nach Änderung ist es immer noch kein Problem.
Jetzt heißt es den Koalitionsvertrag zu vertreten, oder zu lügen !
Wenn ansonsten so vertrauenswürdige Politiker aufgeben, haben natürlich die Konzerne evt. schon gewonnen, die SPD hat ja alles dafür getan. Bei den kleinen Resten an Funktionären, kommen die sicher gut unter

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