Welt-AIDS-Tag

Neue Entwicklungen für die HIV-Therapie

Berlin - 01.12.2018, 07:00 Uhr

Aktuelle Entwicklungen in der HIV-Therapie. Ein Überblick von Dr. Claudia Bruhn. (Foto: Imago)

Aktuelle Entwicklungen in der HIV-Therapie. Ein Überblick von Dr. Claudia Bruhn. (Foto: Imago)


Durchbrüche in absehbarer Zeit erwartet

Eine Sonderstellung unter den kürzlich in Europa zugelassenen Single-Tablet-Regimen nimmt Juluca, eine Kombination aus dem Integrase-Strangtransfer-Inhibitor (STI) Dolutegravir und dem NNRTI Rilpivirin, ein. Es handelt sich um das erste derartige Behandlungsregime mit nur zwei Wirkstoffen. Man erhofft sich von dieser Kombination ein geringeres Nebenwirkungsrisiko. Ein Vorteil für die Anwendung wird auch darin gesehen, dass die Tabletten deutlich kleiner sind als bei den bisher zugelassenen antiretroviralen Fixkombinationen. 

Rote-Hand-Brief zu Dolutegravir

Dolutegravir ist außerdem im Single-Tablet-Regime Triumeq enthalten. Im Mai 2018 veröffentliche der Zulassungsinhaber Dolutegravir-haltiger Arzneimittel (ViiV Healthcare) einen Rote-Hand-Brief, der vor der Anwendung des Wirkstoffs in der Schwangerschaft bzw. bei Kinderwunsch warnt. Der Grund: In einer Studie in Botswana waren unter 426 Geburten vier Fälle mit Neuralrohr-Defekten („offener Rücken“) aufgetreten.

Zwölfmal spritzen statt 365-mal schlucken?

In absehbarer Zukunft rechnet man mit weiteren Durchbrüchen in der Entwicklung von HIV-Therapeutika, die die Behandlung noch Patienten-freundlicher gestalten könnten. Anlass sind unter anderem die positiven Ergebnisse aus Studien mit einer Kombination aus Cabotegravir und Rilpivirin, die nur alle vier Wochen intramuskulär verabreicht werden müsste. In der Phase-III-Studie FLAIR (First Long-Acting Injectable Regimen) war diese Kombination bei erwachsenen HIV-1-Infizierten nach 48 Wochen ähnlich wirksam wie die oral eingenommene Kombination aus Abacavir, Dolutegravir und Lamivudin (Triumeq). Ebenfalls parenteral (als Infusion alle zwei Wochen) verabreicht wird der CD4-Antikörper Ibalizumab, der in den USA im März 2018 zugelassen wurde.

Hoffnung für vielfach vorbehandelte Patienten

Unter den zahlreichen oralen Wirkstoffen, die sich derzeit in klinischer Prüfung befinden, besitzt Fostemsavir die Besonderheit, dass er bei stark vorbehandelten, mit mehrfach resistentem HIV-1 infizierten Patienten wirksam und sicher war. (2). Fostemsavir ist ein kleines Molekül, das am Hüllprotein gp120 des HI-Virus  angreift und dadurch dessen Bindung an den CD4-Rezeptor verhindert. Es gehört zur neuen Wirkstoffklasse der Attachment-Inhibitoren. Gemeinsam mit den CCR5-Antagoinsten (Maraviroc) und den Fusionsinhibitoren (Enfuvirtid) bilden die Attachment-Inhibitoren die Gruppe der Entry-Inhibitoren. Wegen seines neuen Wirkmechanismus erhielt Fostemsavir 2015 den „Breakthrough Status” der FDA.



Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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