Influenzasaison 2018/19

Entspannt sich die Lage bei Grippeimpfstoffen?

Stuttgart - 03.12.2018, 07:00 Uhr

Die Lage bei Grippeimpfstoffen entspannt sich. ( r / Foto: dpa)

Die Lage bei Grippeimpfstoffen entspannt sich. ( r / Foto: dpa)


Es kommt Bewegung ins Grippe-Karussell. Bayern hat 20.000 Grippeimpfstoffe in Frankreich geordert, Hessen gibt Entwarnung und in Sachsen können Apotheken Grippeimpfstoff direkt bei Mylan bestellen. Dieser war ursprünglich für das EU-Ausland bestimmt.

Erst eine Woche ist es her (23. November 2018), dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen Versorgungsengpass beim diesjährigen Grippeimpfstoff offiziell im Bundesanzeiger bekannt gemacht hat. Seither ist es an den einzelnen Bundesländern, ihren Bedarf an Influenzavakzinen zu sondieren. Dafür zuständig sind die einzelnen Regierungspräsidien in Abstimmung mit den jeweils zuständigen Länderbehörden. Die abgestimmte Allgemeinverfügung erlaubt unter anderem den Großhandlungen die Einfuhr, Lagerung und den Vertrieb von in Deutschland nicht zugelassenen Grippeimpfstoffen (mit PEI-Chargenfreigabe).

Mehr zum Thema

Engpass bei Influenzavakzinen 2018/19

Wie geht es weiter mit den Grippeimpfstoffen?

20.000 französische Impfstoffe für Bayern

In Baden-Württemberg erscheint diese Allgemeinverfügung am heutigen Montag. Bayern ist hier schon ein Stück weiter. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigte Hans-Peter Hubmann, Chef des dortigen Apothekerverbandes, bereits am Freitag, dass es ihm gelungen ist, 20.000 Dosen Grippeimpfstoff aus Frankreich zu sichern. „Das ist der identische Stoff, der auch bei uns die ganze Zeit über verimpft wurde. Er hat einen französischen Beipackzettel, was aber keine Rolle spielt, weil er sowieso in der Arztpraxis verimpft wird“, erklärt der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV). Bereits in der vergangenen Woche hatte der BAV eine Tauschbörse für Grippeimpfstoffe eingerichtet, so dass Apotheken, die noch über Influenzavakzine verfügen, anderen Apotheken mit Impfstoffmangel aushelfen können. Hubmann schätzt, dass die französischen Impfstoffe in etwa anderthalb Wochen in den Apotheken Bayerns eintreffen werden. Laut Hubmann sind in Bayern bis Ende Oktober schon mehr als eine Million Grippeimpfstoffe verimpft worden. Insgesamt hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) 15,7 Millionen Impfdosen freigegeben.

Mylan versorgt mit EU-Grippeimpfstoff

Auch Hessen hat seine aktuelle Lage zu den Grippeimpfstoffen bekannt gegeben. Nach all den Versorgungsengpässen der vergangenen Tage und Wochen klingen die Nachrichten des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) nach Entspannung im Grippezirkus. So hat die in Hessen zuständige Regierungsbehörde ebenfalls bereits eine Allgemeinverfügung zur Beschaffung von ursprünglich für das EU-Ausland bestimmten Grippeimpfstoffen erlassen.

Holger Seyfarth, Vorsitzender des HAV-Vorstandes, erklärt: „Die Impfstoffe wurden durch das Paul-Ehrlich-Institut geprüft und für die Sonderbeschaffung freigegeben. Nach der Veröffentlichung im Hessischen Staatsanzeiger können wir nun gemeinsam mit einem Industriepartner den hessischen Apotheken wieder Bestellmöglichkeiten für einen bekannten Grippeimpfstoff anbieten.“

Somit seien die Apotheken wieder in der Lage, die Impfstoffversorgung der Arztpraxen wieder aufzunehmen, nachdem die für den deutschen Markt vorgesehenen Bestände zwischenzeitlich regional aufgebraucht waren. Grund hierfür ist nach Einschätzung des HAV hierfür „die hohe Nachfrage der Bevölkerung nach Grippeschutzimpfungen.“

Apotheker können in Sachsen direkt bei Mylan bestellen

Auch in Sachsen sollen Apotheker und Ärzte schnell und unbürokratisch mit zusätzlichem Grippeimpfstoff versorgt werden. Das dort zuständige Gesundheitsministerium in Dresden teilte am Freitag mit, dass Apotheker Influenzavakzine auf Basis einer Allgemeinverfügung direkt beim Hersteller Mylan bestellen. „Damit sollte sich die Situation im Freistaat deutlich entspannen“, sagte Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU).

Diese zusätzlich zur Verfügung stehenden Impfstoffe waren zunächst eigentlich für das EU-Ausland eingeplant. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Imfstofflieferengpässe

von Dr. Rupert Klopsch am 05.12.2018 um 9:56 Uhr

Da es mit dem Grippeimpfstoff eine schnelle Maßnahme gegeben hat, wäre es auch sehr sinnvoll Ähnliches beim Tollwutimpfstoff in die Wege zu leiten. Seit Monaten ist eine Reiseprophylaxe nicht möglich, da der einzige lieferfähige Hersteller nur den Akutbedarf im Krankenhaus und die Notfalldepots der LAK's beliefert. Das bedeutet nicht unerhebliche zusätzliche Arbeit für diejenigen, die die LAK Depots pflegen dürfen. Ein Zustand der auf Dauer nicht tolerabel ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

ein Tropfen auf den heissen Stein

von Superfan am 03.12.2018 um 18:31 Uhr

Sicher toll, die Aktion. Sehr lobenswert!
Aber Entspannung? die Nachfrage übersteigt die vorhandene Ware um ein Vielfaches. Angeblich werden die Kontingente zugelost......

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.