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Ekzeme durch Isobornylacrylat
Kontaktallergien durch Free Style Libre
Die AkdÄ berichtet seit vergangenem Freitag über bislang fünf Fälle von allergischen Hautreaktionen im Bereich unter dem Einwegsensor des Flash Glucose Messsystems Free Style Libre. Laut Gebrauchsinformation können manche Menschen zwar empfindlich auf die Klebefolie des Sensors reagieren, doch die Ekzeme werden wahrscheinlich durch den Sensor selbst verursacht. Bei der Aufklärung soll sich der Hersteller wenig kooperativ zeigen.
Free Style Libre Flash Glucose Messsysteme messen Glucosespiegel in der interstitiellen Flüssigkeit mithilfe einer feinen, biegsamen sterilen Spitze dicht unter der Haut, die Teil eines Einwegsensors ist. Dieser wird mit einer Klebefolie fixiert und kann bis zu 14 Tage getragen werden.
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Die so ermöglichte Glucosemessung in Echtzeit bringt Patienten mit Diabetes mellitus viele Vorteile. Allerdings könnten schwere Hautreaktionen unter Anwendung des Sensorsystems das positive Bild ein wenig trüben. Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) wurden bis dato fünf Fälle von allergischen Hautreaktionen gemeldet. Ein Dermatologenteam aus Belgien und Schweden untersuchte bislang bereits 15 Fälle von Patienten mit teils schweren ekzematösen Hautreaktionen (Foto siehe AkdÄ) und konnte anhand von Allergietests zeigen, dass vermutlich der Stoff Isobornylacrylat (IBOA) bei einem Großteil der Patienten für die Hautreaktionen verantwortlich ist.
Verschiedene Acrylate sind laut AkdÄ als bedeutsame Kontaktallergene bekannt – zu denen auch IBOA gehören soll. Es wird beispielsweise in Klebstoffen verwendet. Doch IBOA scheint bei Free Style Libre nicht aus der Klebefolie zu stammen, sondern aus dem Sensor selbst. Wahrscheinlich ist das IBOA im Klebstoff enthalten, der die Plastikkomponenten des Sensors miteinander verbindet. Dafür spricht, dass einige Patienten mit Hautreaktionen versucht haben, den Sensor ohne die Klebefolie zu verwenden und sich die Symptome nicht verbessert oder sogar verschlimmert haben. Entsprechend zeigte sich im Allergietest als Reaktion auf IBOA laut AkdÄ eine typische „Crescendo“-Entwicklung – was als Hinweis auf eine Kontaktallergie (allergische Kontaktdermatitis) gewertet wird. Bei einer irritativen Kontaktdermatitis würde die Hautreaktion nach Entfernen abnehmen. Man vermutet zudem, dass die lange Tragedauer des Sensors (bis zu zwei Wochen) die Entwicklung einer Kontaktallergie begünstigen könnte. Eine Sensibilisierung bleibt lebenslang bestehen.
Kritik am Hersteller
Aus den Publikationen geht laut AkdÄ hervor, dass der Hersteller von Free Style Libre sich nur sehr zurückhaltend an der Aufklärung der Hautreaktionen beteiligt hat. Die Bestandteile des Sensors gab dieser der Forschergruppe nicht preis. Aus Sicht der AkdÄ sollte sich der Hersteller aktiv an der Aufklärung der gemeldeten Fälle von Hautreaktionen beteiligen, und er sollte daran arbeiten, zum Schutz der Patienten IBOA im Sensor gegen eine weniger allergene Substanz zu ersetzen.
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Fälle von Kontaktallergien auf den Free Style Libre Sensor sollen an die Abteilung für Medizinprodukte des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet werden. Dem Hersteller soll eine Untersuchung des betroffenen Sensors ermöglicht werden. Das gelte vor allem, wenn eine Allergie auf IBOA im Epikutantest bestätigt wurde – die Lösung dazu sollte vom Hersteller des Sensors zur Verfügung gestellt werden.
1 Kommentar
Free Style Libre
von Gerald Jakob am 08.12.2018 um 14:26 Uhr
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