Einigung zur Hilfstaxe

Endlich neue Preise für Stoffe und Gefäße

Süsel - 18.12.2018, 07:00 Uhr

Die neuen Anlagen 1 und 2 wurden von der DAV-Mitgliederversammlung wohlwollend zur Kenntnis genommen und können somit am 1. Januar 2019 in Kraft treten. (Foto: Fotolia / Gerhard Seybert)

Die neuen Anlagen 1 und 2 wurden von der DAV-Mitgliederversammlung wohlwollend zur Kenntnis genommen und können somit am 1. Januar 2019 in Kraft treten. (Foto: Fotolia / Gerhard Seybert)


Ab 1. Januar gelten neue marktgerechte Preise für die Taxierung von Stoffen und Gefäßen nach der Hilfstaxe. Damit endet das jahrelange Warten auf eine Anpassung, die ursprünglich mindestens einmal jährlich stattfinden sollte. Die Apotheken bekommen daraufhin für Rezepturarzneimittel künftig die Preise, die ihnen im Sinne der geltenden Regeln zustehen.

Wie DAZ.online bereits in der vergangenen Woche berichtete, haben sich der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband auf neue Anlagen 1 und 2 zur Hilfstaxe geeinigt, die DAV-Mitgliederversammlung stimmte auch schon zu. Demnach sollen die vereinbarten Preise der Stoffe und Gefäße für Rezepturarzneimittel an die tatsächliche Marktsituation angepasst werden. Auch die ABDA hat inzwischen mitgeteilt, dass die tatsächlichen Einkaufspreise zum Teil erheblich über den Abrechnungspreisen gelegen hätten. Außerdem seien unüblich gewordene Stoffe und Gefäße aus der Hilfstaxe entfernt und neue Positionen eingeführt worden. Darauf hätten sich der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung in einer Ergänzungsvereinbarung zur Hilfstaxe geeinigt. Die Änderungen würden die Anlagen 1 (für Stoffe) und 2 (für Gefäße) betreffen und zum 1. Januar 2019 in Kraft treten. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbandes habe die Vereinbarung am 12. Dezember zustimmend zur Kenntnis genommen.

„Mit der Einigung über die neuen Preise für Stoffe und Gefäße können wir zufrieden sein“, erklärte Thomas Dittrich, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Apothekerverbandes, in einer Mitteilung der ABDA. Endlich würden wieder marktgerechte Preise für die Ausgangsstoffe abgebildet. Das Herstellen von Rezepturarzneimitteln sei zwar eine Gemeinwohlaufgabe, „aber auch hier müssen Kosten gedeckt werden“, erklärte Dittrich.

Mit der Kündigung zum Erfolg

Zum Hintergrund: Gemäß § 5 Abs. 5 Arzneimittelpreisverordnung werden als Grundlage für die Preisberechnung von klassischen Rezepturarzneimitteln nicht die tatsächlichen Einkaufspreise, sondern die in der Hilfstaxe vereinbarten Preise herangezogen. Dies gilt für alle in der Hilfstaxe enthaltenen Stoffe und Gefäße. Die 1998 abgeschlossene Vereinbarung zur Hilfstaxe sieht vor, dass die Preise jeweils zum Jahresbeginn angepasst werden. Außerdem sind zwischenzeitlich weitere einvernehmliche Aktualisierungen möglich. Doch es gab seit vielen Jahren keine Anpassung. Dies hat im Lauf der Zeit zu immer größeren Einbußen bei vielen Rezepturen geführt. Daraufhin hat der Deutsche Apothekerverband die Anlagen 1 und 2 zur Hilfstaxe Ende Juni zum 30. September 2018 gekündigt. Seitdem gilt die Hilfstaxe nur noch übergangsweise, weil sich die Vertragspartner auf eine befristete Fortgeltung bis zum Jahresende geeinigt hatten. Nun wurden gerade noch rechtzeitig neue Preise vereinbart. Dies alles betrifft die Taxierung für klassische Rezepturarzneimittel und ist unabhängig von der Preisbildung für Zytostatika gemäß Anlage 3 der Hilfstaxe zu sehen.

Marktgerechte Preise und realistische Liste der Stoffe

Als Beispiel für die neuen Preise in Anlage 1 der Hilfstaxe nennt die ABDA Salicylsäure. Der Preis für 100 Gramm Salicylsäure steige von bisher 4,20 Euro auf 5,06 Euro. Doch es gibt viele Beispiele mit weitaus größeren Veränderungen: Der Preis für 1 Gramm Atropinsulfat steigt von 8,35 Euro auf 22,50 Euro. 100 Gramm Campher werden derzeit mit einem Einkaufspreis von 4,38 Euro taxiert, künftig mit 13,66 Euro. Für 100 Gramm Polyethylenglykol 1500 werden statt 2,65 Euro künftig 5,05 Euro angesetzt. Für 10 Gramm Silbernitrat gelten statt 7,26 Euro künftig 20,59 Euro als Einkaufspreis und 1000 Gramm Wollwachsalkoholsalbe gehen statt mit 9,77 Euro künftig mit 18,83 Euro in die Taxierung ein.

Die neuen Preise wurden als realistische Marktpreise ermittelt. Die großen Abweichungen zu den bisherigen Preisen der Hilfstaxe zeigen, welche Einbußen die Apotheken über lange Zeit hinnehmen mussten. Weitere Änderungen ergeben sich durch das Entfernen einiger unüblich gewordener Stoffe und Grundlagen. Zugleich werden einige Stoffe neu aufgenommen, die nun den Regularien der Hilfstaxe unterworfen sind, beispielsweise Acetylcystein, Bifonazol, Hydrochlorothiazid und Melatonin. 

Wie geht es weiter?

Apotheker sollten nun darauf achten, dass ihre Software zum Jahreswechsel die neuen Preise berücksichtigt. Wie es dann im Laufe des neuen Jahres weitergeht, bleibt derzeit offen. Die Mitteilungen der ABDA geben keine Auskunft darüber, wie die Hilfstaxe künftig weiter gepflegt werden soll. Es bleibt abzuwarten, ob die ursprünglich vorgesehene jährliche Anpassung durch eine technische Kommission künftig eingehalten wird.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Zu kleine Schritte

von Heiko Barz am 18.12.2018 um 9:39 Uhr

Jetzt wird wieder als Erfolg gefeiert, was schon seit vielen Jahren hätte als selbstverständlich geändert werden müssen.
Ich erinnere gerne wieder an die vergangenen Jahre, als 2015 die Rezeptur-und BTM Angleichungen stattfanden. Das geschah auch mitten in der Diskussion unsereres finanziellen Leistungsausgleichs - die Honorardiskussion.. Geschickterweise holte der damalige Wirtschaftsminister die Keule des H2m Gutachtens hervor, die nun über Jahre verhinderte, dass unsere akademische Leistung, die seit vielen Jahren unbeachtet blieb, eine entsprechende finanzielle Aufwertung erfuhr. (Ulla Schmidt 2004)
Ich sehe und höre noch die Empörung in den dafür bekannten Medien, dass man vor den Apothekern wieder eingeknickt sei, obwohl jeder von denen genügend Faktechecks hatten, um die seit langem defizitären Rezeptur- und BTMGebühren zu bewerten. Dass bei den Ärzten finanziell im Jahresrhythmus die folgerichtigen Erhöhungen stattfanden, war in den Medien kaum erwähnenswert.
Weinachten für Weihnachten jagt nun eine Katastrophe die nächste, ein Schelm ist, der nicht Absicht dabei vermuten kann.
Flammende Gegenrede mit Standing Ovationes des Vorsitzenden zum EUGH Urteil, die Ernüchterung, na wann, zu Weihnachten!
Das H2m Gutachten wurde über den APT 2017 hinaus geheimgehalten, und wurde und dann, na wann präsentiert,
Zu Weihnachten!
Wieder zum APT 2018 ein neues „Gemauschel“ mit starken Geheimhaltungscodes Von Spahn und F.Schmidt. Die uns wiederum wann genauer bekannt und benannt wurden, na,
Zu Weihnachten!
Ich ahne, dass das Weihnachten 2019 für viele Kollegen ein unheilsames werden wird. Es sei denn, es gelänge, den Apothekerberuf aus der „Schmuddelecke“ - rational und medial und politisch anerkannt - herauszuziehen.

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