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Mit Weihrauch und Nahrungsergänzungsmitteln gegen Gelenkbeschwerden?

Stuttgart - 27.12.2018, 14:45 Uhr

Wer an Arthrose im Knie leidet, erhofft sich oft eine Linderung durch Nahrungsergänzungsmittel. ( r / Foto: Syda Productions / stock.adobe.com)

Wer an Arthrose im Knie leidet, erhofft sich oft eine Linderung durch Nahrungsergänzungsmittel. ( r / Foto: Syda Productions / stock.adobe.com)


Wie sicher sind Nahrungsergänzungsmittel bei Gelenkbeschwerden?

Eine Frage, die man sich bei Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) wie Weihrauchkapseln, deren Wirkung nicht sicher belegt ist, immer wieder stellt und auch stellen sollte, ist die, ob der Nutzen der Präparate gegenüber dem Risiko der Einnahme überwiegt.

Die von Cochrane zur Bewertung von Weihrauch herangezogenen Studien berichten zumindest über keine ernsten Nebenwirkungen. In einigen Fällen soll es jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden gekommen sein – wie Übelkeit und Sodbrennen. Jedoch könnten bessere Studien auch bezüglich der Nebenwirkungen zu einer anderen Einschätzung kommen.

Chondroitinsulfat-Präparate: nicht für schwangere oder stillende Frauen, Kinder und Jugendliche

Ein natürlicher Bestandteil des Gelenkknorpels ist Chondroitinsulfat. Da liegt die Idee nicht allzu fern, Chondroitinsulfat in NEMs anzubieten. Und weil es tatsächlich zahlreiche entsprechende Produkte auf dem deutschen Markt gibt, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erst kürzlich am 7. Dezember 2018 eine Risikobewertung von Chondroitinsulfat in Nahrungsergänzungsmitteln (NEMs) veröffentlicht. 

Für seine Sicherheitsbewertung hat das BfR Zufuhrmengen von 800-1200 mg/Tag Chondroitinsulfat zugrunde gelegt. Dabei weist das BfR ausdrücklich darauf hin, dass damit keine Aussage zur möglichen pharmakologischen Wirkung verbunden ist und dass ihre Bewertung keine Empfehlung darstellt, solche Tageszufuhrmengen in Nahrungsergänzungsmitteln auszuschöpfen. Inhaltsstoffe von NEMs sollen grundsätzlich keine nennenswerten pharmakologischen Wirkungen haben.

Dennoch wurden Studien, auf denen die Bewertung durch das BfR basiert, meist an Patienten durchgeführt, die an Arthrose litten. In diesen Studien soll sich in der angegebenen Dosierung im Vergleich mit Placebo kein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko gezeigt haben. Weil diese Studien meist mit Arthrosepatienten durchgeführt wurden, kamen aus ethischen Gründen aber zusätzlich Arzneimittel wie Paracetamol und nicht-steroidale Antiphlogistika zum Einsatz. Diese beeinflussen nicht nur den eventuellen Nutzen der NEMs sondern auch ihr Nebenwirkungsprofil.

Aktuell ist laut BfR jedenfalls – wie bei NEMs mit Weihrauch – nicht geklärt, inwieweit Chondroitinpräparate je nach Herstellungsweise, Ausgangsmaterial, Zusammensetzung, Molekulargewichtsverteilung oder Sulfatierungsgrad unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen aufweisen. Man weiß nicht, ob Ergebnisse, die mit einzelnen NEMs erzielt wurden, ohne Weiteres auf andere Chondroitinpräparate übertragbar sind.

In anderen europäischen Ländern gibt es chondroitinsulfathaltige Arzneimittel

Auf Basis der Fachinformationen von chondroitinsulfathaltigen, oral anzuwendenden Arzneimitteln, die es in anderen europäischen Ländern als Deutschland gibt, kommt das BfR allerdings zu dem Schluss, dass Nahrungsergänzungsmittel, die Chondroitinsulfat in isolierter Form enthalten, schwangeren oder stillenden Frauen, Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen werden können.

Laut zwei europäischen Fachinformationen werden täglich 730-1000 mg/Tag Chondrotionsulfat, mit Anfangsdosen bei besonders betroffenen Patienten von 1200 mg/Tag, für 4-6 Wochen eingenommen. Laut diesen Fachinformationen treten gastrointestinale Beschwerden (Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Diarrhoe, Übelkeit) und Kopfschmerzen bzw. Schwindelgefühl als häufige unerwünschte Wirkungen auf.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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