Ökotest

Diätdrinks – welcher ist der beste?

Stuttgart - 02.01.2019, 17:30 Uhr

Die meisten Diätdrinks ernten niederschmetternde Urteile von Ökotest. (m / Foto: korchemkin / stock.adobe.com)

Die meisten Diätdrinks ernten niederschmetternde Urteile von Ökotest. (m / Foto: korchemkin / stock.adobe.com)


Wann könnte man mit Diätdrinks mehr den Nerv der Zeit treffen als zu Neujahr? Voller Enthusiasmus ob des neuen Jahres zählt Abspecken wohl mit zu den häufigsten guten Vorsätzen an Silvester. Das nutzt auch Ökotest – und hat den Markt der Formuladiäten und Diätdrinks gecheckt. Das Urteil fällt eher niederschmetternd aus.

Sicherlich ist es so, dass der Löwenanteil des Übergewichts sich nicht zwischen Weihnachten und Silvester auf die Hüften mogelt. Vielmehr doch in den 51 Wochen zwischen Silvester und Weihnachten. Trotzdem nutzen viele Menschen gerade den Jahreswechsel für Veränderungen: mehr Sport, gesünderes Essen, keine Zigaretten – nachdem man während der geballten Ladung an Feiertagen all diesen Sünden nochmals ungehemmt gefrönt hat. Auch Ökotest nutzt diese motivationsgetriggerte Zeit und gibt den mehr oder weniger übergewichtigen, doch offenbar abnehmwilligen Menschen Ratschläge zu Diätdrinks.

14 Diätdrinks aus Apotheken, Drogerien, Supermärkten und Discountern untersuchte Ökotest. Dabei legten die Verbraucherschützer in gewohnter Manier ein besonderes Augenmerk auf Inhaltsstoffe wie Mineralölbestandteile, „überflüssige Aromen und Süßstoffe“, Gentechnik und Anwendungshinweise. Allerdings: Berauschend schneiden Almased, Formoline Eiweiß-Diät, Slimfast oder Yokebe nicht gerade ab. Denn die Note Drei ist die Eins bei Diätdrinks. Und diese Hürde schafften von den 14 Formuladiäten gerade einmal fünf. Am besten findet Ökotest noch das dm-Produkt „Das Gesunde Plus Diät Vitalkost“, auch die Aldi-Produkte „Multinorm Diät Vitalkost“ und „Vitalis Diät Vitalkost“ sowie „Yokebe“ von Naturwohl Pharma schneiden mit „befriedigend“ ab. Ihr Vorteil: kein oder wenig MOSH und POSH.

Woher stammen MOSH, MOAH und POSH?

Mineralölbestandteile können laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) durch Verpackungen (recyceltes Altpapier und herkömmliche Druckfarben) oder Abgase von Erntemaschinen beziehungsweise Schmier- und Trennmittel bei Herstellungs- und Verpackungsprozessen eingebracht werden.

Aktuell gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte, die den Übergang von MOSH/MOAH aus Verpackungen in Lebensmittel regulieren. Laut dem BfR erarbeitet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) derzeit jedoch eine Verordnung, mit der der Übergang dieser Substanzen aus Recyclingkarton in Lebensmittel geregelt werden soll. Das gesundheitliche Risiko zu MOSH und MOAH ist nicht abschließend geklärt:

„Aus tierexperimentellen Studien ist bekannt, dass Mineralölgemische, die solche Verbindungen enthalten, zu Ablagerungen und entzündlichen Effekten in der Leber in einem bestimmten Rattenstamm führen können. Die Relevanz dieses Befundes für den Menschen ist jedoch noch nicht geklärt“, so das BfR. Bei POSH findet sich nicht viel auf der Seite des BfR: „Dem BfR liegen keine toxikologischen Daten zu POSH vor. Eine gesundheitliche Bewertung dieser Stoffe konnte daher bislang nicht vorgenommen werden.“

Nur zwei Formuladiäten ohne Mineralölkohlenwasserstoffe

Mineralölbestandteile wie MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons,  gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe sind Ökotest stets ein Dorn im Auge. Warum sollte dies bei Diätdrinks anders sein? POSH steht für Polyolefin oligomeric saturated hydrocarbons, also gesättigte Kohlenwasserstoffe. Diese sind in bestimmten Kunststoffen (Polyolefinen: Polyethylen, Polypropylen) enthalten und können aus Verpackungen in geringen Mengen in die Lebensmittel übergehen. Bereits bei den Tests zu Lippenpflegestiften vom Januar 2018 monierten die Verbraucherschützer MOSH und MOAH. Im aktuellen Test gibt es bei einem stark erhöhten Gehalt von 2 bis 4 mg/kg einen Abzug um vier Noten. Nur bei zwei Anbietern war Ökotest hinsichtlich der Kohlenwasserstoffe zufrieden: beim dm-Produkt „Das Gesunde Plus Diät Vitalkost“ und bei „Multinorm Diät Vitalkost“ von Aldi Süd. Sie glänzen mit Abwesenheit von MOSH und POSH.

Deklarationsmängel: Was stört Ökotest?

Miserabel hinsichtlich MOSH/POSH schneiden Almased, Alsiroyal Diät Drink und Formoline Eiweiß-Diät ab, sie enthalten „sehr stark erhöhte“ Werte. Auch die „gentechnisch veränderte Soja-DNA“ stimmt Ökotest erwartungsgemäß in der Bewertung nicht gerade milde. Im Gegenteil.
Gentechnisch veränderte Soja-DNA finden die Tester auch in Rossmanns „Wellmix Balance Shake“. Alle vier Produkte bewerten die Verbraucherschützer mit „ungenügend“. Bei dem Rossmann-Präparat stört sich Ökotest zusätzlich am Inhaltsstoff Carnitin.

Süßstoffe und Aromen: überflüssig

Wenig begeistert ist Ökotest zudem, wenn die Anbieter ihren Diätdrinks Aromen und Süßstoffe zusetzen. Die Verbraucherschützer stufen diese als „überflüssig“ und wohl verzichtbar ein. Einige Hersteller sind nach Ansicht von Ökotest hier gewissenhafter unterwegs als andere: So verzichtet Aldi Nord mit „Vitalis Diät Vitalkost“ sowie „Yokebe“ von Naturwohl Pharma und auch „Formoline Eiweiß-Diät“ aus dem Hause Certmedica auf diese Inhaltsstoffe. Auch „Almased“ fällt hier positiv auf. Der Biokost-Anbieter „Trinkkost Slim Fruity Diätshake, Bio“ nutzt Nüsse und getrocknetes Obst als Aromaträger, lässt sich dies aber auch bezahlen: Eine Portion des Diätdrinks kostet 3,35 Euro. Die übrigen Formuladiäten bewegen sich bei den Preisen zwischen 0,60 Euro („Das Gesunde Plus Diät Vitalkost“) und 2,18 Euro (Bodychange Slim Shake).

Deklarationsmängel: Was stört Ökotest?

Einen kritischen Blick wirft Ökotest stets auch auf Hinweise zur Anwendung oder Werbeversprechen auf den Verpackungen und Produkten. Die Verbraucherschützer haben hier klare Vorstellungen, was Kunden wissen müssen und worauf die Hersteller sauber hinweisen müssen beziehungsweise auch, was Verbraucher in die Irre leitet. So bemängelt Ökotest unter anderem, dass „Charlotte Eden Vital Kost“ eine Vanilleschote auf der Verpackung abbildet und kein natürliches Vanillearoma enthält. Gleichermaßen monieren die Verbraucherschützer, dass Bio-„Trinkkost Slim Fruity“ wohl mit nicht zugelassenen Health Claims für enthaltene Hagebutten oder Hanfproteine wirbt. Beide Abnehmdrinks bewertet Ökotest mit „mangelhaft“.

Hauptmahlzeit statt Mahlzeit

Bei „Almased“, „Alsiroyal“, dem dm-Produkt „Das Gesunde Plus Diät Vitalkost“, den Aldi-Präparaten „Multinorm Diät Vitalkost“ und „Vitalis Diät Vitalkost“ sowie „Formoline“ und „Slimfast“ haben nach Ansicht von Ökotest die Hersteller nicht genau genug formuliert: So deklarieren sie lediglich den Ersatz einer „Mahlzeit“ und nicht wie die Health Claims Verordnung vorsieht einer „Hauptmahlzeit“. Irreführend findet Ökotest auch, dass bei dem „Mangelhaft“-Produkt „Charlotte Eden Vital Kost“ Honig enthalten ist, der Hersteller jedoch „mit Süßungsmitteln“ wirbt. Gleichermaßen nicht verbraucherfreundlich ist nach Einschätzung von Ökotest, dass „Yokebe“ mit dem Slogan „sättigender durch mehr Ballaststoffe“ ausgelobt wird, das Produkt aber für eine „Ballaststoffquelle“ zu wenige Ballaststoffe enthält.

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Was muss noch erklärt werden ...

Ökotest schreibt selbst, dass fast zwei Drittel der Produkte mit „Pauken und Trompeten“ durchfallen. Wichtig erachten die Verbraucherschützer, neben unbedenklichen Inhaltsstoffen, auch ausführliche Anwendungshinweise für die Produkte. So möchten die Verbraucherschützer beispielsweise nicht missen, dass die Abnehmwilligen zwei bis drei Liter ungesüßte Getränke täglich zu sich nehmen sollten, dass Bewegung das Abnehmen unterstützt, da dadurch die Muskelmasse hochgehalten wird, was den Energieverbrauch des Körpers steigert. Explizit wünscht sich Ökotest außerdem, dass die Hersteller klar formulieren, dass Diätdrinks nur dann funktionieren, wenn man seine Ernährung dauerhaft umstellt. Der Gesetzgeber verlangt nach Ansicht von Ökotest hier zu wenig: Er möchte lediglich einen Hinweis auf eine kalorienreduzierte Kost.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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