Workshop zur evidenzbasierten OTC-Beratung

„Ist das neue Thomapyrin wirklich so klasse?“

Stuttgart / Berlin - 07.01.2019, 07:00 Uhr

Wie gelingt eine evidenzbasierte OTC-Beratung in der Apotheke? (b/Foto: Dan Race / stock.adobe.com)

Wie gelingt eine evidenzbasierte OTC-Beratung in der Apotheke? (b/Foto: Dan Race / stock.adobe.com)


Wie kann der Apotheker unter Zuhilfenahme der evidenzbasierten Pharmazie eine ordentliche OTC-Beratung abliefern? Und zwar so, dass der Patient dies auch gut versteht? Wie das geht, zeigen Oliver Schwalbe und André Wilmer beim Workshop „Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke“ während der EbM-Jahrestagung im März in Berlin. DAZ.online hat mit Oliver Schwalbe gesprochen.

„Die öffentlichen Apotheken versorgen ihre Patienten individuell und grundsätzlich evidenzbasiert“. Das schrieben sich die Apotheker bereits im Perspektivpapier 2030 auf die Agenda. „Näher am Patienten“ – auch darüber stolpert man in diesem Zielepapier. Selbst wenn jedem Apotheker diese edlen Ziele wichtig erscheinen, hapert es dennoch manchmal an der Umsetzung. In manchen Apotheken gelingt das bereits besser, in anderen vielleicht noch nicht ganz so gut. Nicht, weil das Team unbedingt faul oder unmotiviert wäre, sondern weil vielleicht schlicht das Handwerkszeug fehlt: Wie kann man OTC-Arzneimittel überhaupt schnell und sauber bewerten und die Studienlage dazu einschätzen - und zwar so, dass es Sinn macht für die tägliche Beratung in der Apotheke?

Eine evidenzbasierte Patientenversorgung dreht sich nicht nur darum, Studien hoch und runter zu deklinieren. Es geht vielmehr um zwei Dinge: Zum einen müssen Apotheker natürlich Studien und Daten zu Arzneimitteln verstehen, bewerten und einordnen können. Zum anderen ist aber auch wichtig, dieses aktuell beste Wissen dem Patienten zu vermitteln. Verständlich. Das Pharmaziestudium ist hier nun nicht gerade optimal ausgelegt dafür, bundesweit einheitliche Studieninhalte explizit zur Patientenberatung sucht man vergebens.

Workshop „Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke“

Dies ist jedoch kein Grund zum Verzweifeln. Es gibt durchaus Möglichkeiten, sich dieses Wissen und diese Fähigkeiten auch während des Berufslebens noch anzueignen. Eine davon bieten Dr. Oliver Schwalbe (Apothekerkammer Westfalen-Lippe) und Dr. André Wilmer vom IQWiG bei ihrem Workshop „Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke“ an. Der praxisorientierte Workshop findet im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) vom 21. März bis 23. März 2019 in Berlin statt.

DAZ.online hat mit Oliver Schwalbe gesprochen, bekannt ist er vielen Apothekern nicht nur als Abteilungsleiter für Ausbildung, Fortbildung und Arzneimitteltherapiesicherheit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und DAZ-Autor. Schwalbe engagiert sich auch im Rahmen von CIRS für die Patientensicherheit.

„Wie verpacke ich es so, dass der Patient dies auch versteht?"

„Patienten sehen in Apotheken eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Informationen rund um ihre Gesundheit. Zugleich sind sie aber zunehmend ,informiert', vor allem durch das Internet“, erklärt Schwalbe. Trotz der Informationsflut von Dr. Google seien die Patienten noch lange nicht in der Lage, all diese Informationen einzuordnen und einzuschätzen, was nun für sie als Arzneimittel in der Selbstmedikation passt. Schwalbe sieht hier die zentrale Aufgabe der Apotheker in der Selbstmedikation: „Wie kann der Apotheker unter Zuhilfenahme der evidenzbasierten Pharmazie eine ordentliche Beratung abliefern, Patienten vor gesundheitlichem (Folge)Schäden bewahren oder in anderen Fällen auch die Adhärenz durch Beseitigung diffuser Ängste steigern? Wie komme ich gemeinsam mit dem Patienten zu einer informierten Entscheidungsfindung?“, fragt der Apotheker.

„Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke“

20. EbM-Jahrestagung: 21. bis 23. März 2019

Tagungsort: Berlin

Workshop „Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke“: 21. März 2019 von 10:30-12:30 Uhr; Kosten 20 Euro.

Dr. Oliver Schwalbe, Abteilungsleiter Ausbildung, Fortbildung und Arzneimitteltherapiesicherheit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Dr. André Wilmer, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Hier geht`s zur Anmeldung. Bis 31.01.2019 gelten noch ermäßigte Frühbuchertarife.

Denn nur weil ein Arzneimittel stark medial beworben wird, bedeutet das nicht automatisch, dass es auch den Ansprüchen einer evidenzbasierten Medizin genügt. Beispielhaft sagt Schwalbe: „Ist das neue Thomapyrin wirklich so klasse?“. Solche Fragen besprechen Schwalbe und Wilmer in dem Workshop. Apotheker lernten evidenzbasierte Informationsquellen für den Apothekenalltag kennen und trainierten anhand praxisnaher Szenarien, evidenzbasiert Patienten zu beraten, so Schwalbe.

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Auf die Kommunikation kommt es an

Apotheker verstehen Studien, Patienten tun dies nicht ohne weiteres. Vieles, was für uns selbstverständlich ist – Wörter wie „Metabolismus“ oder „Analgetika“ – zaubern Patienten doch manchmal ein großes, veständnisloses Fragezeichen ins Gesicht. Der patientengerechten Kommunikation kommt ein enormer Stellenwert zu und doch kommt sie hin und wieder zu kurz. Auch hierauf wollen Schwalbe und Wilmer einen Fokus legen: Studien bewerten sei das eine, aber: „Wie bringe ich dies dem Patienten anschließend bei, wie verpacke ich es so, dass der Patient dies auch versteht?"



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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