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Reaktion auf ABDA-Gegenpaket
FDP will freie Fahrt für EU-Versender
Die Debatte um eine mögliche Reform des Apothekenmarktes hat
sich vom Rx-Versandverbot auf Rx-Boni verlagert. Während
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Rabatte für ausländische
Versender auf 2,50 Euro limitieren will, möchte die ABDA Rx-Boni komplett
verbieten. Für die FDP-Bundestagsfraktion ist auch Spahns Idee nicht liberal
genug. Die gesundheitspolitische Sprecherin, Christine Aschenberg-Dugnus,
erinnert an das EuGH-Urteil von 2016, demzufolge ausländische Versender Boni
gewähren dürfen. *Für die AfD dagegen steht fest: Deutschland solle zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung das Rx-Versandverbot einführen.
Am vergangenen Donnerstag hat die ABDA auf das Apothekenpaket von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einem Gegenvorschlag reagiert. Darin erteilen die Apotheker dem BMG-Vorschlag zu den gedeckelten Rx-Boni eine klare Absage und fordern, die Gleichpreisigkeit im SGB V zu verankern. Das Rx-Versandverbot will die ABDA nur noch einfordern, wenn sich die Politik doch dazu entscheidet, die Rx-Preisbindung zu deregulieren.
FDP: EuGH-Urteil ernst nehmen
Eigentlich müsste sich die politische Lage damit im Sinne der FDP entwickeln, die sich bislang gegen ein Verbot des Versands von verschreibungspflichtigen Medikamenten ausgesprochen hat. Doch für die FDP-Bundestagsfraktion läuft die Boni-Debatte noch nicht ganz in die richtige Richtung.
So erklärte die Sprecherin der Liberalen, Christine Aschenberg-Dugnus, gegenüber DAZ.online: „Sowohl der Vorschlag von gedeckelten Boni (Spahn), als auch der Gegenvorschlag der ABDA, der ein Verbot von Rx-Boni vorsieht, lässt allerdings Zweifel erkennen, ob das Urteil des Europäischen Gerichtshofes ernst genommen wird. Denn dieses Urteil sieht ausdrücklich vor, dass ausländische Versandapotheken Boni gewähren dürfen. Ich rate den Parteien, eine europarechtskonforme Lösung zeitnah anzustreben.“
FDP sorgt sich um Landapotheken
Die Boni-Frage ist die größte Differenz zwischen dem Spahn'schen Apothekenpaket und dem Gegenvorschlag der ABDA. Die Vorschläge des Ministers zur Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen sowie der Aufstockung des Nacht-und Notdienstfonds hatte die ABDA fast wortgleich übernommen. Diese Ideen begrüßt auch die FDP: „Zur Stärkung der inhabergeführten Apotheke vor Ort setzen wir uns für verbesserte Abrechnungsmöglichkeiten für besondere Leistungen (z.B. eine individuelle Beratung), einer Aufstockung der Finanzmittel des Nacht- und Notdienstfonds, sowie einem Sicherstellungszuschlag für Apotheken im ländlichen Raum ein.“
„Patienten brauchen Präsenz- und
Versandapotheken“
Aschenberg-Dugnus betont zudem, dass es bei der Versandhandelsdebatte nicht um eine Konkurrenzsituation gehen solle: „Eine flächendeckende Arzneimittelversorgung benötigt beides: ortsgebundene Apotheken, sowie in- und ausländischen Versandhandel. Es geht dabei nicht um eine Konkurrenz des Versandhandels mit den Apotheken, sondern um die bestmögliche Versorgung der Patienten. Dies wird oftmals vergessen.“
Im Bundestagswahlkampf hatte die FDP eine Liberalisierung des Apothekenmarktes gefordert: Das Fremd- und Mehrbesitzverbot stellen die Liberalen seitdem offiziell in Frage. Zum Versandhandelskonflikt hieß es im Wahlprogramm, dass „faire Wettbewerbsbedingungen“ herrschen müssen. Folgt man dem Wunsch von Aschenberg-Dugnus, also Rx-Boni nur für EU-Versender unbegrenzt freizugeben, gäbe es aber nach wie vor einen einseitigen Wettbewerbsvorteil der EU-Versender gegenüber deutschen Anbietern.
*AfD: Nicht die EU, sondern Deutschland entscheidet
Die AfD-Bundestagsfraktion hat dagegen völlig andere Ideen als die LIberalen, wie eine mögliche Reforn des Apothekenmarktes aussehen könnte. So erklärt der gesundheitspolitische Sprecher, Professor Axel Gehrke gegenüber DAZ.online: „Die Arzneimittelpreisverordnung soll nun im Sozialgesetzbuch gesetzlich verankert werden, damit deutsche Regeln in Deutschland auch Geltung erlangen können. So sollen sie die Gnade der EU finden. Die Apotheker sind schlecht beraten, darauf zu bauen."
Aus Sicht des Kardiologen habe nicht die EU, sondern Deutschland über die Arzneimittelpreisgestaltung zu entscheiden. Außerdem liege es in der Verantwortung der Bundesrepublik, wie die Versorgung, insbesondere in strukturschwachen Regionen, auszusehen habe.
Gehrke: Rx-Versand in 21 EU-Staaten verboten
„Und dafür muss Deutschland das tun, was 21 von (noch) 28 EU-Staaten bereits getan haben: Den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten", so Gehrke weiter. Außerdem bemängelt der AfD-Gesundheitsexperte, dass die ABDA offenbar kein Handlungsbedarf bei der Ausgestaltung des Botendienstes sieht: „Warum sich die Apotheker die Botendienste nicht von Herrn Spahn vorschreiben lassen wollen, kann ich verstehen, nicht aber, warum sie das nicht selber regeln, denn ungeregelt kann es meines Erachtens nicht bleiben."
Die Forderung nach dem Rx-Versandverbot sowie der Ausgestaltung des Botendienstes der Vor-Ort-Apotheken sind Grundforderungen aus dem gesundheitspolitischen Fahrplan der AfD, den die Gesundheitspolitiker Ende des vergangenen Jahres vorgestellt hatten.
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Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 23.1.2019 um 17:00 um die Position der AfD-Bundestagsfraktion ergänzt.
5 Kommentare
dumm gelaufen für die FDP Apotheken - Experten (Scherz, die haben keine, die echte Ahnung haben)
von ratatosk am 08.03.2019 um 23:45 Uhr
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Was und wen vertritt die FDP?
von Heiko Barz am 23.01.2019 um 13:20 Uhr
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Sehr geehrte Frau Aschenberg-Dugnus!
von Uwe Hansmann am 23.01.2019 um 8:49 Uhr
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Gewähren
von Peter am 22.01.2019 um 13:45 Uhr
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EuGH-Urteil
von Frank Zacharias am 22.01.2019 um 13:19 Uhr
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