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Apothekers Einkommen bisher: ein Honorar pro Arzneimittelschächtele. Neu: ein Honorar pro Arzneimittelschächtele – und wer mehr möchte, muss mehr arbeiten: bezahlte Dienstleistungen, vielleicht. Zum Beispiel Präventionsleistungen anbieten oder Medikationsanalyse machen – oder Folgeverordnungen ausstellen. Aber noch sind Spahn- und ABDA-Papier in der Diskussion, die Grünen und die FDP stänkern schon. Was Spahn außerdem möchte: Rx-Versand for ever und weiterhin Importe. Wir schauen da erstmal auf den kommenden Securpharm-Tag. Die Wetten laufen: Gibt’s am 9. Februar Arzneimittel in den Apotheken oder stürzt alles ab?
21. Januar 2019
„Kleiner“ Rechenfehler der Süddeutschen Zeitung: Sie berichtete über die Spahnschen Pläne zur Reformierung des Apothekenmarkts und schrieb, die Apotheker verlangten in ihrem Papier zusätzlich zum Boni-Verbot auch noch 120 Mio. Euro zusätzlich, also insgesamt 495 Mio. Euro. Mein liebes Tagebuch, da hat die Autorin des SZ-Beitrags wohl das Bild der ewig gierigen Apotheker im Kopf gehabt. Na, na, so schlimm sind wir doch wirklich nicht, wer wird denn gleich fast eine halbe Milliarde wollen. Nein, wir geben uns schon mit 375 Mio. Euro zufrieden. Die SZ hat den Beitrag online bereits korrigiert. Allerdings bezeichnet die Zeitung unsere bescheidene Honoraranpassung als „hohe Summe, die Spahn den Apothekern in Aussicht stellt“, die „als eine Art Trostpflaster zu verstehen“ sei. Trostpflaster ja, mein liebes Tagebuch, aber „hohe Summe“? Da sollte die SZ auch noch mal nachrechnen – pro Apotheke bleibt da nicht allzu viel übrig.
Es wären nicht die Grünen, wenn sie sich nicht an den Spahnschen Plänen und dem ABDA-Papier stoßen würden. Die Gesundheitspolitikerin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, stört sich daran, dass sich Spahn nur mit den Apothekern getroffen hat und nicht mit Krankenkassen oder Patientenverbänden: Das sei Lobby-Politik, meint sie. Und sie möchte auch das 2hm-Honorargutachten in den Diskussionen um die Reform des Apothekenmarktes berücksichtigt wissen. Ein Knackpunkt ist das in ihren Augen „starre und einheitliche Vergütungssystem“ der Apotheken. Es sorge dafür, dass bei kleinen Apotheken zu wenig und bei großen umso mehr Geld lande. Auch die Stärkung der Apotheker als Heilberuf kommt ihr zu kurz. Mein liebes Tagebuch, kann man das alles noch ernst nehmen? Hat sie das Spahn/ABDA-Paket eigentlich gelesen? Da sollen doch durch die Erhöhung des Nachtdienstfonds kleinere Apotheken gestärkt und der Apotheker als Heilberuf honoriert werden, indem er auch für Dienstleistungen bezahlt werden soll. Regen wir uns nicht auf und haken das Grünen-Geplänkel unter Oppositions-Business ab.
22. Januar 2019
Schade, wäre zu schön gewesen: Eine komplette Streichung der Importförderklausel stand in einem Entwurf zum „Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung“. Sollte vermutlich eine Reaktion auf den Lunapharm-Skandal sein. Eine langjährige Apothekerforderung wäre Wirklichkeit geworden: weg mit dem Importzwang. Leider währte dieser Entwurf nur rund elf Tage. Jetzt gibt es eine neue Version des Gesetzentwurfs, die der erst kürzlich erfolgten Einigung zwischen Apothekern und Krankenkassen im überarbeiteten Rahmenvertrag stark ähnelt. Es bleibt bei der Importförderung, allerdings mit veränderten Preisstufen und Differenzierungen, die eher zu höheren Preisabständen tendieren. Mein liebes Tagebuch, schade, schade, dass sich Spahn nicht zur Abschaffung der Förderung von Importen entschließen will. Mal abgesehen davon, dass Importe kaum einen nennenswerten Einsparungsbeitrag leisten: Die Importförderung bleibt weiterhin ein umständliches Abrechnungs- und Rechenwerk, das Einfallstor für Fälschungen besteht weiter und die Importeure bedienen sich auf den anderen Märkten und transportieren Arzneimittel durch die Länder. Alles kaum sinnvoll, keineswegs ökologisch und wenig sicher.
Ab und an meldet sich auch die liebe FDP zu Wort und macht auf sich aufmerksam. Dieses Mal: Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus, glaubt weder an die Machbarkeit von gedeckelten Boni, wie Spahn sie wollte, noch an ein vollkommenes Boni-Verbot, wie es der ABDA vorschwebt. Denn das EuGH-Urteil „sieht ausdrücklich vor, dass ausländische Versandapotheken Boni gewähren dürfen“, wirft sie in die Diskussion. Mein liebes Tagebuch, da lehnt sich die FDP-Gesundheitssprecherin mit ihrer Liberalität aber weit aus Fenster in Richtung Niederlande, das ist ungesund. Warum ergreift sie so vehement Partei für die ausländischen Versender? Sie sollte da erstmal den Gesetzentwurf abwarten, mit dem ein Boni-Verbot im Sozialgesetzbuch verankert wird. Und wenn’s der EU nicht passt, gibt’s ein neues Verfahren – das könnte dann auch anders ausgehen.
23. Januar 2019
Mit Securpharm ist es wie mit Weihnachten: Auf einmal ist sie da, die Bescherung. In rund zwei Wochen, ab dem 9. Februar, sollen wir dank Securpharm den sichersten Arzneimittelmarkt der Welt haben. Oder haben wir da etwas falsch verstanden, mein liebes Tagebuch? Dann geht keine gefälschte Packung mehr über den Tresen. Genauer: keine gefälschte Rx-Packung mehr. Für OTCs gilt das System ja nicht. Der 9. Februar wird spannend: Dann wird’s ernst für Arzneimittelhersteller, Großhändler, Krankenhaus- und öffentliche Apotheken. Gibt es irgendeine Apotheke, die noch nicht bei der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker registriert ist, die noch nicht den Zugangs-PIN zum Securpharm-System hat? Falls ja, wird’s für diese Nachzügler verdammt eng. Mein liebes Tagebuch, in den allermeisten Apotheken fährt vermutlich schon die runderneuerte Software mit Securpharm-Funktionalität hoch, die 2D-Code-Scanner blinken wie verrückt und warten gierig darauf, die sichersten Packungen, die wir je hatten, abzupiepen und durch die superschnellen Internetleitungen an den Server zu melden – wenn der dann nicht zusammenbricht. Mein liebes Tagebuch rät allen Apotheken: Legt schon mal eine Flasche Sekt kalt! Wenn der 9. Februar überstanden ist und alles reibungslos funktionierte, darf sie geköpft werden. Ich vermute, sie bleibt zu.
24. Januar 2019
Das ist doch mal ein richtig guter Vorstoß eines Gesundheitspolitikers: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roy Kühne ärgert sich darüber, dass Apotheken noch immer mit Retaxationen bestraft werden, weil Ärzte schlampige Verordnungen ausstellen. Kühnes Vorschlag: Die Krankenkassen sollten die Ärzte schulen, wie sie korrekte Rezepte ausstellen. Toll, oder? Nur leider, leider will er seinen Vorschlag nicht in eine Gesetzesinitiative münden lassen. Das ist aber schade, mein liebes Tagebuch, dann ist sein Vorstoß für die Katz. Denn die Kassen werden für die Ärzte-Schulung keinen Cent ausgeben und die Ärzte werden sich nicht freiwillig schulen lassen. Aber gut, dass wir drüber geredet haben.
Philipp Kircher, junger Apotheker aus Peißenberg mit viel Engagement (mein liebes Tagebuch, das hat er bestimmt von seinem Vater!) hat’s geschafft, mal direkt mit unserem Bundesgesundheitsminister zu reden – im Rahmen der Spahnschen Interview-Reihe auf Facebook. Es ging um den Arzneiversandhandel, um Arzneimittel aus dem Netz. Unser Apotheker brachte alle guten Argumente, die dafür sprechen, dass ein Patient besser in der Vor-Ort-Apotheke aufgehoben ist als seine Arzneien vom Postboten bringen zu lassen: In der Präsenzapo gibt’s die bessere Beratung von Mensch zu Mensch, den persönlichen Kontakt und vieles mehr. Aber egal, welches Argument auch immer, man merkt, Spahn will halt einfach nicht. Er will den Versandhandel: Den könne man nach 15 Jahren doch nicht mehr verbieten. Und die Apotheken seien angesichts der tollen Beratung, die sie bieten, doch unschlagbar und sollten keine Angst vor den Versendern haben. Und mit den Boni möchte er doch nur „das heutige Wildwest“ regeln. Kirchers Argument, dass er mit seinem Boni-Deckel die Boni erst richtig gesetzlich etabliert, lässt Spahn einfach nicht gelten. Man sollte das seinen Juristen schon zutrauen, so Spahn. Mein liebes Tagebuch, Kircher hat sich wacker geschlagen, aber Spahn will was anderes. Aber wir hoffen: Vielleicht klingt doch das eine oder andere Apotheker-Argument in ihm nach.
25. Januar 2019
Na, mein liebes Tagebuch, das soll wieder ein echter „spritziger“ berufspolitischer Diskussionsnachmittag gewesen sein auf dem Pharmacon in Schladming: epische Einführungen, braves Abarbeiten vorher eingereichter Fragen, formvollendete Lethargie – kurz: alles bloß keine echten Diskussionen und kein Meinungsaustausch. Gähn, so isses halt bei solchen Kuschelrunden auf den Pharmacons. Dabei hätte es angesichts des Spahn- und ABDA-Pakets Themen en masse gegeben, die man durchaus kontrovers hätte diskutieren können. Aber unser Trio Infernale (Schmidt-Kiefer-Becker), „gebändigt“ gleich von zwei Moderatoren (Funke-Engel), liebt vermutlich diese Art der „Aussprachen“. Und was kam unterm Strich heraus? Nichts, was man nicht schon wüsste. Also: Traurig, traurig sei alles, man habe schweren Herzens die Forderung nach einem Rx-Versandverbot aufgeben müssen, da aussichtslos. Aber weiterhin Gleichpreisigkeit über alles. Und wenig Hoffnung auf eine Dynamisierung des Honorars. Dafür heißt das neue Ziel: Vergütung apothekerlicher Dienstleistungen. So, das war’s dann. Alle Schladminger Fortbildungspharmazeuten, die statt dämmrig-warmer Politrunden beizuwohnen eine erfrischende Runde in knackig-kalter Luft gedreht haben, waren besser bedient.
Spahn will es, die ABDA sowieso, in beiden Papieren steht’s: Apotheker sollen in Zukunft ihren Patienten Dienstleistungen anbieten können, die mit den Kassen abgerechnet werden. 240 Mio. Euro sind dafür bereits im Spahnschen Eckpunktepapier eingepreist. Aber um welche Dienstleistungen soll’s da gehen? Nichts Genaues weiß man nicht, nur allmählich sickern die Vorstellungen darüber durch. Laut Spahn-Papier heißt es dazu rudimentär: Medikationsanalyse, AMTS, Prävention, Erfassung definierter Gesundheitsparameter. Laut Schmidt sitzt die ABDA bereits an einer Definition solcher Dienstleistungen. Das Impfen in der Apotheke steht definitiv nicht in diesem Katalog, aber wohl die Folgeverordnungen, also Wiederholungsrezepte, ausgestellt vom Apotheker. Fritz Becker, Chef des Apothekerverbands, meinte dazu, Spahn sei gegen diesen Vorschlag nicht abgeneigt. Aber werden die Ärzte aufheulen, wenn sie das hören? Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, beschwichtigt: Das ist ein lösbares Problem. Sein Wort in Gottes und der Ärzte Ohr, mein liebes Tagebuch. Und er meinte noch, honorierte Dienstleistungen könnten nur eine zusätzliche Einkommensquelle sein. Die an die Stückzahl der abgegebenen Packungen geknüpfte Honorierung bleibt unsere Haupteinnahmequelle. Also ganz einfach: Apotheker = mehr Schächtele, mehr Kohle.
Er kämpft gegen den ganz Großen, gegen Amazon. Genauer gesagt: gegen Apotheker, die auf der Amazon-Plattform „Marketplace“ apothekenpflichtige Arzneimittel verkaufen. Der Münchner Apotheker Hermann Vogel klagt gegen diese Apotheker. Aber was ist da anders als bei einem ausländischen Versender? Für Vogel ist der Marketplace zum einen wie eine Freiwahl, bei der Arzneimittel im Rahmen der Selbstbedienung angeboten werden, und zum andern werden nach seiner Auffassung die geforderten Regelungen des Datenschutzes nicht eingehalten. Einen ersten Rechtsstreit gegen einen „Amazon-Apotheker“ hat er gewonnen, in einem weiteren Rechtsstreit hat das Gericht seine Klage abgewiesen. Doch Vogel will nicht aufgeben. Unterstützung von Kammern oder Verbänden erhält er nicht. Und Datenschutz- und Aufsichtsbehörden stellen sich taub und blind. Irgendwie seltsam, mein liebes Tagebuch, geht da eine Angst um, sich mit Amazon anzulegen? Vogel jedenfalls zeigt sich unerschrocken, er will weiter kämpfen, wenn nötig durch alle Instanzen. Was ihn antreibt: In Amazon sieht er eine weit aus größerer Gefahr als in den ausländischen Versendern: „Kein Apotheker vor Ort kann gegen Amazon konkurrieren“, meint Vogel, und „Amazon ist für DocMorris auch keine Konkurrenz, sondern die Existenzbedrohung“.
9 Kommentare
Das eigentliche Problem...
von Dr. Radman am 28.01.2019 um 10:44 Uhr
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honorierte Dienstleistungen
von Kleiner Apotheker am 28.01.2019 um 10:21 Uhr
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Eine Seefahrt, die ist lustig ...
von Reinhard Herzog am 27.01.2019 um 13:51 Uhr
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Schmidt
von Conny am 27.01.2019 um 13:15 Uhr
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Welchen Gegner hätten´s denn gern?
von Bernd Jas am 27.01.2019 um 12:46 Uhr
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Sündenfall
von Reinhard Rodiger am 27.01.2019 um 12:04 Uhr
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Es entsteht langsam das Bild einer „Apotheker-Marionette“ ...
von Christian Timme am 27.01.2019 um 10:12 Uhr
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Reicht „unschlagbar“ gut zu sein...?
von Gunnar Müller, Detmold am 27.01.2019 um 9:52 Uhr
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Diskussionen im Schnee
von Ulrich Ströh am 27.01.2019 um 8:58 Uhr
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