Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

27.01.2019, 08:00 Uhr

Welche honorierten Dienstleistungen sollen wir denn bitte anbieten dürfen? Da wird's noch Diskussionen geben. (Foto: Andi Dalferth)

Welche honorierten Dienstleistungen sollen wir denn bitte anbieten dürfen? Da wird's noch Diskussionen geben. (Foto: Andi Dalferth)


24. Januar 2019

Das ist doch mal ein richtig guter Vorstoß eines Gesundheitspolitikers: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roy Kühne ärgert sich darüber, dass Apotheken noch immer mit Retaxationen bestraft werden, weil Ärzte schlampige Verordnungen ausstellen. Kühnes Vorschlag: Die Krankenkassen sollten die Ärzte schulen, wie sie korrekte Rezepte ausstellen. Toll, oder? Nur leider, leider will er seinen Vorschlag nicht in eine Gesetzesinitiative münden lassen. Das ist aber schade, mein liebes Tagebuch, dann ist sein Vorstoß für die Katz. Denn die Kassen werden für die Ärzte-Schulung keinen Cent ausgeben und die Ärzte werden sich nicht freiwillig schulen lassen. Aber gut, dass wir drüber geredet haben.  


Philipp Kircher, junger Apotheker aus Peißenberg mit viel Engagement (mein liebes Tagebuch, das hat er bestimmt von seinem Vater!) hat’s geschafft, mal direkt mit unserem Bundesgesundheitsminister zu reden – im Rahmen der Spahnschen Interview-Reihe auf Facebook. Es ging um den Arzneiversandhandel, um Arzneimittel aus dem Netz. Unser Apotheker brachte alle guten Argumente, die dafür sprechen, dass ein Patient besser in der Vor-Ort-Apotheke aufgehoben ist als seine Arzneien vom Postboten bringen zu lassen: In der Präsenzapo gibt’s die bessere Beratung von Mensch zu Mensch, den persönlichen Kontakt und vieles mehr. Aber egal, welches Argument auch immer, man merkt, Spahn will halt einfach nicht. Er will den Versandhandel: Den könne man nach 15 Jahren doch nicht mehr verbieten. Und die Apotheken seien angesichts der tollen Beratung, die sie bieten, doch unschlagbar und sollten keine Angst vor den Versendern haben. Und mit den Boni möchte er doch nur „das heutige Wildwest“ regeln. Kirchers Argument, dass er mit seinem Boni-Deckel die Boni erst richtig gesetzlich etabliert, lässt Spahn einfach nicht gelten. Man sollte das seinen Juristen schon zutrauen, so Spahn. Mein liebes Tagebuch, Kircher hat sich wacker geschlagen, aber Spahn will was anderes. Aber wir hoffen: Vielleicht klingt doch das eine oder andere Apotheker-Argument in ihm nach.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Das eigentliche Problem...

von Dr. Radman am 28.01.2019 um 10:44 Uhr

Das eigentliche Problem, dass wir nicht genug auf das Apothekensterben Vor-Ort hinweisen und wie problematisch da ist, wenn ein Kind plötzlich krank wird. Stattdessen fordern wir ständig Honorarerhöhung. Auch wenn das berechtigt ist, kommt dies bei der Bevölkerung nicht gut an. Daher ist die Unterstützung seitens der Bevölkerung nur mäßig.

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honorierte Dienstleistungen

von Kleiner Apotheker am 28.01.2019 um 10:21 Uhr

warum sollten die Krankenkassen nicht eigene Dienstleister gründen um das Honorar sebst zu kassieren? Das wäre dann linke Tasche raus und rechte Tasche wieder rein.

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Eine Seefahrt, die ist lustig ...

von Reinhard Herzog am 27.01.2019 um 13:51 Uhr

... und so schaut es bei uns aus wie auf einem Luxusdampfer, wo die Offiziere nach einem Knall im Maschinenraum ohne Schadensbegutachtung ihre Passagiere einfach mal in die Rettungsboote aussetzen. Ohne Ufer in Sichtweite und ohne ausreichende Plätze ...

Wie ich schon einmal schrieb:
Wohlstandssaturiertheit trifft auf Inkompetenz.

Wahrscheinlich muss der Kahn erst wirklich leckschlagen, bevor dann alle möglichen "Retter" wirken dürfen und die blanke Panik auch den Letzten aus seiner "Komfortzone" treibt ...

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Schmidt

von Conny am 27.01.2019 um 13:15 Uhr

Er ist ein Versager. Ich sehe darin keine Beleidigung sondern einen Fakt. Warum dann eine Löschung ?

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Welchen Gegner hätten´s denn gern?

von Bernd Jas am 27.01.2019 um 12:46 Uhr

Schönen guten Morgen Herr Ditzel,

hören´se mal, wo Sie grad´ sagen, der Herr Spahn hätte, kumpelhaft die Schulter klopfend gesagt:

„Und die Apotheken seien angesichts der tollen Beratung, die sie bieten, doch unschlagbar und sollten keine Angst vor den Versendern haben.“

Das hört sich genauso herablassend an, wie wenn die obere Landesumweltschutzbehörde den Schäfer auf der Heide beschwört:

„Ihre Schafe seien angesichts des vielen Grases was sie fressen, keine wirklich schmackhafte Beute für den eingewanderten Wolf.“

Tja, der reißt dann halt nur, genauso wie die ausländischen Versender. Mit Hilfe der Krankenkassen und ihren Rabattverträgen, mit Hilfe der Europa-Grünen (-hinter den Ohren) und ihrer DSG-VO, mit Hilfe der deutschen schräglagen Steuergesetzgebung und Ihrer (unter anderem 19% MwSt) auf Medikamente, mit Hilfe von PHAGRO und ihrer Klagen zur Begrenzung der Skonti, mit Hilfe des EU-Gerichtshofs und ihrer Gestattung von Boni für die ausländischen Versender, mit Hilfe der ABDA, die uns mit APOBetr.Verordnungen nicht nach links, rechts, hinten und vor allem nicht nach oben und vorne schauend fleißig am Grasen hält, mit Hilfe der Pharmaindustrie und ihrem Securpharm, die unter dem Deckmantel der Arzeimittelsicherheit versuchen auf allen irrsinnigen Wegen an unsere Abverkaufszahlen zu kommen (man sollte hier mal eine Statistik über den Bedarf an IMS-Statistiken in der Zukunft führen) und nicht zuletzt mit Hilfe der kalten Progression, die uns langsam, aber so sicher wie das Leben tödlich ist ausbluten lässt, wenn wir nur alle zehn Jahre mit einem Hämostyptikum von 25 Cent zwangsernährt werden.

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Sündenfall

von Reinhard Rodiger am 27.01.2019 um 12:04 Uhr

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen:

" Laut Schmidt sitzt die ABDA bereits an einer Definition solcher Dienstleistungen. "

Ohne detaillierte Vorarbeit in Verhandlungen zu gehen ist fahrlässig und fordert die erkenntlich zu geringe Dimension heraus.So macht wird es der Politik einfach gemacht, uns nicht ernst zu nehmen.Gleiches gilt für die vorschnelle Forderung nach der Autorisierung für Folgeverschreibungen. Wie beim Impfen steht dem ein unberechenbarer Krieg im Wege. Dass Spahn das gut findet ist klar - wie bei seinem Vorschlag geht es um einen Fehdehandschuh.Wenn es darum ginge, die zugestandene Entscheidungskompetenz zu erhöhen, dann muss das direkt formuliert werden. Verantwortliches Handeln erfordert das. Aber der Minimierung der Handlungsspielräume wird einfach nur zugesehen- zur Freude der Politik.

Nur überzeugende, durchdachte und nachvollziehbar nützliche UND wirtschaftlich tragfähige Vorschläge führen weiter.Hier besteht eine riesige Lücke. Entscheidend jedoch ist, dass zugunsten unklarer und erst zu definierender Zusatzleistungen der Bereich der BASISFINANZIERUNG VÖLLIG AUSSEN VOR gelassen wurde.Es ist leicht zu sehen, dass die folgende Abwertung der Meisten Spahns Zustimmung findet. Wäre es anders, müsste er viel mehr anbieten. Doch da fehlt die Grundlage.

So wird im luftleeren Raum debattiert und nach wie vor auf das Heranziehen vorliegender Argumente aus Analysen/Gutachten verzichtet. Inhaltsleere, selbstlobende Veranstaltungen füllen das Vakuum nicht.

Fehlende Fundierung von Forderungen und gefährliches Anbiedern an ungeprüfte Imagetaten zu Lasten der Basisfinanzierung hat Schwächung ALLER zur Folge.
Hoffentlich ist das nicht nur meine Sicht. Die Konsequenzen liegen auf der Hand.

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Es entsteht langsam das Bild einer „Apotheker-Marionette“ ...

von Christian Timme am 27.01.2019 um 10:12 Uhr

Wechselnde „Spieler“ und immer kürzere und auch mal verknotete Fäden lassen die Glieder der „Apotheker“ in diesem Kasperletheater „erlahmen“ ...

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Reicht „unschlagbar“ gut zu sein...?

von Gunnar Müller, Detmold am 27.01.2019 um 9:52 Uhr

Nein. Denn die traditionellen („beratenden“) Apotheken vor Ort sind nach wie vor und weiterhin einer unfassbaren und vor allem: ungleich aufgestellten Konkurrenz politisch seit Jahren geduldet wehrlos ausgesetzt.

Und daran ändert auch das ABDA-Papier nix. Keine Strukturveränderung. Keine strukturierte Erhöhung der Packungspauschale. Keine nachvollziehbar regelmäßige Anpassung.

Und die Reaktion auf die seit Jahren bestehende (und auch hier: politisch geduldete!) Bevorzugung ausländischer Versender durch ungleiche Einkaufsvorteile?
Was nützt die Forderung eines Boni-Gebe-Verbotes im SGB? Es MUSS ein Verbot geben, dass derart ungleich agierende Partner an den Rahmenverträgen der KrankenKassen teilnehmen dürfen!

Ums noch einmal deutlich zu sagen:
Wer sich der inländischen deutschen Gesetzgebung nicht vollumfänglich unterwirft, der darf nicht länger an der Versorgung deutscher Patienten teilnehmen!

Und dass offenbar auch schon die ABDA inzwischen von einem Aufgeben der Forderung eines Rx-Versandverbotes redet - und derartigen Stimmen anderswo nicht sofort vehement widerspricht, schlägt dem Fass den Boden aus:
Können die denn nicht einmal ihr eigenes „Eckpunkte“-Papiere bis Punkt 4 lesen?!!
Wieso verkauft sich die Apothekerschaft derart unter Wert!

DIESE (!) ABDA braucht kein Mensch ...

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Diskussionen im Schnee

von Ulrich Ströh am 27.01.2019 um 8:58 Uhr

Zur aktuellen berufspolitischen „Diskussion“ in Schladming:

Lieber Herr Ditzel,es ändert sich nur etwas ,wenn es sich ändern muß !

Aber offensichtlich ist kein Bedarf bei uns.

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