- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
25. Januar 2019
Na, mein liebes Tagebuch, das soll wieder ein echter „spritziger“ berufspolitischer Diskussionsnachmittag gewesen sein auf dem Pharmacon in Schladming: epische Einführungen, braves Abarbeiten vorher eingereichter Fragen, formvollendete Lethargie – kurz: alles bloß keine echten Diskussionen und kein Meinungsaustausch. Gähn, so isses halt bei solchen Kuschelrunden auf den Pharmacons. Dabei hätte es angesichts des Spahn- und ABDA-Pakets Themen en masse gegeben, die man durchaus kontrovers hätte diskutieren können. Aber unser Trio Infernale (Schmidt-Kiefer-Becker), „gebändigt“ gleich von zwei Moderatoren (Funke-Engel), liebt vermutlich diese Art der „Aussprachen“. Und was kam unterm Strich heraus? Nichts, was man nicht schon wüsste. Also: Traurig, traurig sei alles, man habe schweren Herzens die Forderung nach einem Rx-Versandverbot aufgeben müssen, da aussichtslos. Aber weiterhin Gleichpreisigkeit über alles. Und wenig Hoffnung auf eine Dynamisierung des Honorars. Dafür heißt das neue Ziel: Vergütung apothekerlicher Dienstleistungen. So, das war’s dann. Alle Schladminger Fortbildungspharmazeuten, die statt dämmrig-warmer Politrunden beizuwohnen eine erfrischende Runde in knackig-kalter Luft gedreht haben, waren besser bedient.
Spahn will es, die ABDA sowieso, in beiden Papieren steht’s: Apotheker sollen in Zukunft ihren Patienten Dienstleistungen anbieten können, die mit den Kassen abgerechnet werden. 240 Mio. Euro sind dafür bereits im Spahnschen Eckpunktepapier eingepreist. Aber um welche Dienstleistungen soll’s da gehen? Nichts Genaues weiß man nicht, nur allmählich sickern die Vorstellungen darüber durch. Laut Spahn-Papier heißt es dazu rudimentär: Medikationsanalyse, AMTS, Prävention, Erfassung definierter Gesundheitsparameter. Laut Schmidt sitzt die ABDA bereits an einer Definition solcher Dienstleistungen. Das Impfen in der Apotheke steht definitiv nicht in diesem Katalog, aber wohl die Folgeverordnungen, also Wiederholungsrezepte, ausgestellt vom Apotheker. Fritz Becker, Chef des Apothekerverbands, meinte dazu, Spahn sei gegen diesen Vorschlag nicht abgeneigt. Aber werden die Ärzte aufheulen, wenn sie das hören? Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, beschwichtigt: Das ist ein lösbares Problem. Sein Wort in Gottes und der Ärzte Ohr, mein liebes Tagebuch. Und er meinte noch, honorierte Dienstleistungen könnten nur eine zusätzliche Einkommensquelle sein. Die an die Stückzahl der abgegebenen Packungen geknüpfte Honorierung bleibt unsere Haupteinnahmequelle. Also ganz einfach: Apotheker = mehr Schächtele, mehr Kohle.
Er kämpft gegen den ganz Großen, gegen Amazon. Genauer gesagt: gegen Apotheker, die auf der Amazon-Plattform „Marketplace“ apothekenpflichtige Arzneimittel verkaufen. Der Münchner Apotheker Hermann Vogel klagt gegen diese Apotheker. Aber was ist da anders als bei einem ausländischen Versender? Für Vogel ist der Marketplace zum einen wie eine Freiwahl, bei der Arzneimittel im Rahmen der Selbstbedienung angeboten werden, und zum andern werden nach seiner Auffassung die geforderten Regelungen des Datenschutzes nicht eingehalten. Einen ersten Rechtsstreit gegen einen „Amazon-Apotheker“ hat er gewonnen, in einem weiteren Rechtsstreit hat das Gericht seine Klage abgewiesen. Doch Vogel will nicht aufgeben. Unterstützung von Kammern oder Verbänden erhält er nicht. Und Datenschutz- und Aufsichtsbehörden stellen sich taub und blind. Irgendwie seltsam, mein liebes Tagebuch, geht da eine Angst um, sich mit Amazon anzulegen? Vogel jedenfalls zeigt sich unerschrocken, er will weiter kämpfen, wenn nötig durch alle Instanzen. Was ihn antreibt: In Amazon sieht er eine weit aus größerer Gefahr als in den ausländischen Versendern: „Kein Apotheker vor Ort kann gegen Amazon konkurrieren“, meint Vogel, und „Amazon ist für DocMorris auch keine Konkurrenz, sondern die Existenzbedrohung“.
9 Kommentare
Das eigentliche Problem...
von Dr. Radman am 28.01.2019 um 10:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
honorierte Dienstleistungen
von Kleiner Apotheker am 28.01.2019 um 10:21 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Eine Seefahrt, die ist lustig ...
von Reinhard Herzog am 27.01.2019 um 13:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Schmidt
von Conny am 27.01.2019 um 13:15 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Welchen Gegner hätten´s denn gern?
von Bernd Jas am 27.01.2019 um 12:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Sündenfall
von Reinhard Rodiger am 27.01.2019 um 12:04 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Es entsteht langsam das Bild einer „Apotheker-Marionette“ ...
von Christian Timme am 27.01.2019 um 10:12 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Reicht „unschlagbar“ gut zu sein...?
von Gunnar Müller, Detmold am 27.01.2019 um 9:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Diskussionen im Schnee
von Ulrich Ströh am 27.01.2019 um 8:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.