Flucelvax Tetra

Warum Grippeimpfstoffe aus Zellkulturen besser schützen könnten

Stuttgart - 06.02.2019, 07:00 Uhr

Hämagglutinin ist das primäre Ziel von neutralisierenden Antikörpern im Grippeimpfstoff. ( j / Foto: imago)

Hämagglutinin ist das primäre Ziel von neutralisierenden Antikörpern im Grippeimpfstoff. ( j / Foto: imago)


Im Dezember 2018 erhielt Seqirus die Zulassung für seinen zellkulturbasierten tetravalenten Grippeimpfstoff. Flucelvax® Tetra ist der erste in Europa erhältliche Influenzaimpfstoff, der nicht in Hühnereiern produziert werden muss. Was sind die Vorteile und warum könnte Flucelvax® Tetra tatsächlich besser vor Grippe schützen?

Grippeimpfstoffe scheinen öfter einmal Ärger zu machen: Entweder sie wirken in einer Saison, im Rahmen ihrer ohnehin begrenzten Möglichkeiten, nicht optimal, oder sie sind, wie im aktuellen Grippewinter, nicht zuverlässig lieferbar.

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Argumente, mit denen das Robert-Koch-Institut (RKI) und auch Pharmahersteller dann immer wieder aufwarten, sind, dass dies der hohen Variabilität der Grippeviren geschuldet ist – sowohl zwischen unterschiedlichen Grippesaisons als auch innerhalb derselben und sogar während des Produktionszyklus der Antigene.

Antigendrift und Antigenshift bei Influenzaviren

Das Grippevirus ist extrem wandlungsfähig, durch Antigendrift – kleine zufällige Punktmutationen – verändert es laufend seine immunitätsbildenden Oberflächenstrukturen. Das Influenzavirus ist segmentiert. Kommt es zu einem ganzen Antigenshift, wird ein komplettes Segment mit dem eines anderen Grippevirus ausgetauscht. Dass dies passieren kann, dafür muss die Wirtszelle mit zwei Grippeviren gleichzeitig infiziert sein, der Shift passiert nicht zufällig, die neuen Segmente werden jeweils während des Replikationszyklus in das andere Virus eingebaut. Bei Grippeviren reassortieren sich die Viren insofern neu, dass die Oberflächenantigene neu kombiniert werden,  zum Beispiel bei Influenza H5N1. Auf diese Art entstehen neue pathogene Varianten, die für Pandemien verantwortlich zeichnen.

Diesen Mutationsvarianten versucht man hinterherzukommen – und alljährlich empfiehlt die WHO somit eine neue Impfstoffzusammensetzung, von der sie ausgeht, dass diese die in der nächsten Saison zirkulierenden Viren am besten trifft. Dies steht nun bald wieder auf der Agenda der WHO, sie trifft sich von 18. bis 20. Februar 2019, um die Zusammensetzung der Influenzavakzine für die kommende Saison 2019/20 festzulegen. Die jährliche Prognose der potenziell zirkulierenden Influenzaviren resultiert in einer dahingehenden Adaption der Impfstoffe. Doch ungeachtet dieses Engagements kämpft die saisonale Influenzaimpfung stets mit einer mehr oder minder guten Wirksamkeit. Zuletzt lag sie laut Epidemiologische Bericht des RKI für den Grippewinter 2017/18 bei gerade einmal 15 Prozent. Doch auch die Herstellungstechnik – meist in Hühnereiern – scheint die Impfeffektivität zu reduzieren. Warum?



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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