Weniger im 2. Halbjahr 2018

Filialen: Der Aufwärtstrend ist gebrochen

Süsel - 07.02.2019, 13:15 Uhr

Eins plus drei: Die SaniPlus Apotheken in München umfassen eine Haupt- und drei Filialapotheken. (j/Foto: imago)

Eins plus drei: Die SaniPlus Apotheken in München umfassen eine Haupt- und drei Filialapotheken. (j/Foto: imago)


Filialen: Von der Erfolgsgeschichte zur Sättigung

Die Filialen waren bisher eine Erfolgsgeschichte. Als 2004 die Filialen zugelassen wurden, war die Gesamtzahl der Apotheken bereits seit drei Jahren leicht zurückgegangen. Mit den Filialen drehte dieser Trend und die Gesamtzahl der Apotheken erreichte 2008 ihr Maximum bei 21.602. Seit 2008 sinkt die Zahl der Apotheken, aber bisher stieg die Zahl der Filialen gegen diesen Trend. Offenbar haben die Filialen den Abwärtstrend der Apothekenzahl gedämpft. Der Wachstumstrend der Filialen war bisher so robust, dass ihre Zahl sogar in den Jahren mit besonders stark sinkender Gesamtzahl der Apotheken anstieg. Bis 2016 stieg die Zahl der Filialen stets dreistellig, also um mehr als 100 pro Jahr. Alle diese Betrachtungen beziehen sich auf die Gesamtzahl. Diese ist immer ein Saldo aus Neueröffnungen und Übernahmen einerseits und Schließungen andererseits. Der resultierende Anstieg betrug im Jahr 2017 noch 96 Filialen. Dieser Vergleich zeigt den deutlichen Unterschied zu 2018 mit nur 29 Filialen mehr. Doch das ganze Ausmaß der Misere ergibt sich erst aus den Halbjahreszahlen. In der zweiten Jahreshälfte 2018 ist der seit 2004 bestehende Trend zu mehr Filialen gebrochen.

Filialen entstehen meist durch Übernahmen

Dabei ergab sich das Wachstum der Filialzahl schon seit einigen Jahren überwiegend aus Übernahmen. Bereits 2016 wurden 150 Filialen übernommen, aber nur 60 neu eröffnet. Im zweiten Halbjahr 2018 hat aber auch dies die Schließungen nicht mehr kompensiert. Damit wird verstärkt deutlich, dass auch Filialen von Schließungen betroffen sind. Einiges spricht dafür, dass Filialen bei wirtschaftlichen Problemen sogar eher als Einzelapotheken geschlossen werden. Denn die wirtschaftliche Existenz des Inhabers hängt nicht an der Filiale und eine verlustbringende Filiale ist nicht zu akzeptieren. Falls sich die Rahmenbedingungen für die Apotheken verschlechtern, drohen dann sogar vermehrte Schließungen.

Derzeit ist offenbar eine Sättigung bei der Zahl der Filialen erreicht. Dennoch spricht alles dafür, dass die Bedeutung der Filialen weiterwächst. Denn der Abwärtstrend bei der Gesamtzahl der Apotheken hat sich verschärft. Bei leicht sinkender Filialzahl nimmt damit der relative Anteil der Filialen weiter zu. Der Umgang mit Filialen wird daher weiterhin ein wichtiges Thema für Apotheker sein. 



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Anfang vom Ende, aber: Wird jemand das verstehen/was dagegen tun?

von Wolfgang Müller am 07.02.2019 um 14:25 Uhr

All die schlauen Strategen, die es ja zumindest außerhalb "Der Apothekerschaft" doch einige gibt, werden diese neuen Kennzahlen als dramatische Wende hin zu einem ziemlich steilen Abwärtstrend zu deuten wissen. Nur in einer gewissen Ruhe vor dem Sturm, der diese Zahlen nur ZUNÄCHST noch im mittleren dreistelligen Bereich so lala erscheinen lässt:

Denn das Zusammentreffen der Tatsache, dass es für halbwegs "normale", typische bis leicht überdurchschnittliche Apotheken fast keine jungen Nachfolger mehr geben wird, mit der Tatsache, dass diese Apotheken auch von Filialisten kaum noch übernommen werden dürften: Was ist daran jetzt noch NICHT eindeutig genug, wohin die Reise demnächst gehen wird? Nur leicht gebremst von der langen Laufzeit vieler Mietverträge?

Sorry FS, aber die Tatsache, dass es "immer weniger Inhaber" gibt, ist schade, aber nun wirklich das mit Abstand Harmloseste, weil einfach mal vollkommen unabhängig von den schlimmer werdenden Umständen absolut vorhersehbar Selbstverständlichste an diesen Zahlen!

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