Brandenburgs Gesundheitsministerin

Karawanskij: „Das Rx-Versandverbot stützt die Präsenzapotheke“ 

Berlin - 12.02.2019, 13:45 Uhr

Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij äußert sich zurückhaltend zur aktuellen Apothekenpolitik, favorisiert jedoch das Rx-Versandverbot. ( r / Bild: Apothekerkammer Brandenburg)

Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij äußert sich zurückhaltend zur aktuellen Apothekenpolitik, favorisiert jedoch das Rx-Versandverbot. ( r / Bild: Apothekerkammer Brandenburg)


Seit knapp vier Monaten ist die Linken-Politikerin Susanna Karawanskij nun als Brandenburgs Gesundheitsministerin im Amt. Im DAZ.online-Interview erklärte sie kürzlich, wie sie mit dem womöglich größten Arzneimittel-Skandal in der Geschichte ihres Bundeslandes umgeht. Aber wie steht eigentlich die Landesregierung zur Nachwuchsförderung und zur Apotheke vor Ort? DAZ.online hat bei Karawanskij nachgefragt.

Susanna Karawinskij hat von ihrer Vorgängerin Diana Golze (ebenfalls Linke) einen harten Brocken übernommen: die sogenannte Lunapharm-Affäre. Für das Ministerium war der Arzneimittel-Skandal rund um den Brandenburger Händler Lunapharm keine schöne Geschichte, schließlich wurde Golze und der zuständigen Arzneimittelbehörde des Landes vorgeworfen, trotz vorliegender Fakten erst viel zu spät eingegriffen zu haben. Kürzlich erklärte Karawanskij im DAZ.online-Interview, welche Schritte sie in dieser Sache seit Amtsübernahme im September 2018 unternommen hat.

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Aber wie steht die neue Ministerin zur aktuellen Apothekenpolitik? Zu den von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgelegten Eckpunkten will Karawanskij sich noch nicht äußern, schließlich müsse erst der Gesetzentwurf abgewartet werden.

Welche Stoßrichtung die Linken-Politikerin verfolgt, verrät sie aber trotzdem. So wie die Gesundheitspolitiker ihrer Partei im Bundestag scheint Karawanskij den Versandhandel eher kritisch zu sehen. Gegenüber DAZ.online sagte sie: „Aus Sicht eines Flächenlandes halte ich es für richtig, zur Sicherstellung der vollumfänglichen Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten an der Präsenzapotheke vor Ort festzuhalten. Ein Verbot des Versands mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist natürlich ein Punkt, der dieses Ziel stützt.“

Im Wahlprogramm der Linken zur Bundestagswahl 2017 war ein weiterer für die Apotheker wichtiger Punkt enthalten: die Abschaffung der Rabattverträge. Fordert Karawanskij diese Maßnahme ebenfalls? Auch da möchte sie sich nicht festlegen, vielmehr wolle sie sich zunächst mit den Apothekern besprechen, erklärte die Ministerin.

Wissenschaftsministerium prüft neuen Studiengang

Den Apothekern in Brandenburg liegt seit Jahren noch ein weiterer wichtiger Punkt auf dem Herzen: die Schaffung eines neuen Pharmazie-Studienganges. Hier hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass ein neues Institut in Cottbus errichtet werden könnte. Karawanskij erklärte auf Nachfrage, dass hierfür das Wissenschaftsministerium zuständig sei. Dort gebe es derzeit Prüfungen. Ob und falls ja, wo ein neuer Studiengang eingerichtet wird, solle davon abhängig gemacht werden.

Ebenso ist es aus Sicht von Karawanskij bedeutsam, die Arbeitsbedingungen auf dem Land für junge Apotheker attraktiver zu gestalten. Dazu schlägt sie unter anderem Mentoringprogramme, Hospitationen sowie Fortbildungsprogramme zur Vorbereitung einer selbstständigen Tätigkeit vor. Außerdem sollen die Möglichkeiten ausgelotet werden, mehr Frauen für die Übernahme von Apotheken zu gewinnen.

Kammer startet Mitgliedermagazin

Was die Kommunikation zwischen Brandenburgs Apothekern und der Politik betrifft, hat die Apothekerkammer nun das neue Mitgliedermagazin „Tacheles“ veröffentlicht. Auf der Kammerwebsite wird Brandenburgs Apothekerschaft dazu eingeladen, Meinungen und Standpunkte in Beiträge zu verfassen. Das Meinungsmagazin soll quartalsweise in gedruckter Form sowie online verfügbar sein.

„Ohne Umweg über Journalisten“

Nach Informationen der Kammer landet das Magazin, „ohne Umweg über Journalisten“ direkt bei den Entscheidern auf Landesebene – „vom Ministerpräsidenten über die Landtagsabgeordneten bis hin zu den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Städte“. Normale Pressearbeit reiche heute nicht mehr aus, um politische Entscheidungsträger für die Notwendigkeit der Vor-Ort-Apotheke zu sensibilisieren, erklärt die Kammer das Format ihres Magazins.

In der Ausgabe „0“, die Kammerpräsident Jens Dobbert den Delegierten auf einer Versammlung Ende November 2018 präsentierte, geht es unter anderem um den Fachkräftemangel in Brandenburg. Und in dem Zusammenhang auch um einen möglichen Pharmaziestudiengang in Brandenburg, wofür die Kammer seit Jahren kämpft. Der Gedanke: Wenn junge Leute zum Studieren in der Heimat bleiben können, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass mehr von ihnen den Apothekerberuf auch dort ausüben.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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