CHMP-Zulassungsempfehlung

Fremanezumab: Migräne-Antikörper Nummer drei

Stuttgart - 04.02.2019, 14:30 Uhr

Mit Fremanezumab (Ajovy) erhält der dritte Antikörper zur Migräne-Prophylaxe die Zulassungsempfehlung in Europa. (s / Foto: lassedesignen / stock.adobe.com)

Mit Fremanezumab (Ajovy) erhält der dritte Antikörper zur Migräne-Prophylaxe die Zulassungsempfehlung in Europa. (s / Foto: lassedesignen / stock.adobe.com)


Der Humanarzneimittelausschuss der EMA empfiehlt einen weiteren Antikörper zur Migräneprophylaxe zur Zulassung. Fremanezumab – Handelsname Ajovy® – ist nach Erenumab (Aimovig®) und Galcanezumab (Emgality®) der dritte Antikörper, der in das Calcitonin-Gene-Related-Peptide-System eingreift.

Mit Fremanezumab kommt wohl bald der mittlerweile dritte Antikörper zur Migräne-Prophylaxe auf den Markt. In seiner Januarsitzung hat der Humanarzneimittelausschuss CHMP bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den CGRP-Antikörper zur Zulassung empfohlen. Über die Zulassung entscheidet letztendlich jedoch die Europäische Kommission. Diese folgt in der Regel den Empfehlungen des CHMP. In den Vereinigten Staaten hat Fremanezumab bereits seit September 2018 die Zulassung. Der pharmazeutische Hersteller hinter Ajovy® ist Teva.

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So die Europäische Kommission die Zulassung ausspricht, darf Fremanezumab – wie auch Erenumab und Galcanezumab – zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden, und zwar bei erwachsenen Migränikern, die an mindestens vier Tagen im Monat an Migräne leiden. Die Indikation laut Zulassungstext entspricht somit exakt denen von Erenumab und Galcanezumab. Alle drei Antikörper verfolgen einen gänzlich neuen Ansatz in der Migräneprophylaxe – sie zielen auf das Calcitonin-Gene-Related Peptide-System (CGRP) ab. Hier binden Fremanezumab und Galcanezumab direkt an das Neuropeptid, wohingegen Erenumab den CGRP-Rezeptor blockiert.

Fremanezumab ist ein humanisierter Antikörper, der in einer Dosierung von 225 mg monatlich subcutan injiziert wird. Es ist auch eine vierteljährliche Injektion mit 675 mg Fremanezumab möglich, es gibt jedoch kein Fertigarzneimittel in dieser Stärke. Das bedeutet, dass die Patienten dann drei Injektionen à 225 mg erhalten. Auch Erenumab und Galcanezumab erhalten die Patienten nur einmal im Monat subcutan, und zwar in Dosierungen mit 70 mg (Erenumab) beziehungsweise 120 mg, wobei bei Galcanezumab die Patienten initial eine Loading Dose von 240 mg erhalten.

Bislang nur Erenumab (Aimovig) erhältlich

CGRP spielt nach aktuellen Erkenntnissen eine wichtige Rolle im Entzündungsgeschehen und somit der Pathogenese bei Migräne: Man geht heute davon aus, dass der Migränekopfschmerz Folge einer erhöhten Aktivität von Trigeminusneuronen ist, die durch Vasodilatation via CGRP, Stickstoffmonoxid (NO), Vasoaktivem Intestinalem Peptid (VIP) und Substanz P vermittelt wird. Hierdurch kommt es zur Stimulation afferenter C-Fasern und einer, unter anderem durch Prostaglandine vermittelten, perivaskulären Entzündung. Die CGRP-Hypothese wird durch zwei Beobachtungen gestützt: So weisen Patienten während einer Migräne-Attacke erhöhte Spiegel an CGRP auf. Zudem sind Injektionen mit dem proinflammatorischen Neuropeptid in der Lage, bei Migränikern Anfälle auszulösen.

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Erenumab war sowohl in den Vereinigten Staaten (Mai 2018) als auch in Europa (Juli 2018) der erste Antikörper, der zur Prophylaxe der Migräne zugelassen wurde. Seit November 2018 vermarktet Novartis Aimovig® auch in Europa. Galcanezumab – Handelsname Emgality® – ist ebenfalls bereits in den USA (September 2018) und auch von der Europäischen Kommission zugelassen, allerdings lässt der Antikörper aus dem Hause Lilly derzeit noch auf sich warten. Die Lauer-Taxe listet Galcanezumab aktuell noch nicht (Stand: 4. Februar 2019).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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