Fachkräftemangel

Immer mehr Apotheker aus Drittstaaten kommen nach Deutschland

Remagen - 25.02.2019, 11:30 Uhr

Im Jahr 2017 erhielten mit 246 viermal so viele Apotheker die Anerkennung
ihrer im Ausland erworbenen Qualifikation wie noch sechs Jahre zuvor. ( r / Foto: Imago)

Im Jahr 2017 erhielten mit 246 viermal so viele Apotheker die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikation wie noch sechs Jahre zuvor. ( r / Foto: Imago)


Zwischen 2012 und 2017 haben 741 Apotheker aus Drittstaaten ihre Berufsqualifikation in Deutschland anerkennen lassen und es werden immer mehr. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von Abgeordneten und der Fraktion der FDP hervor. Sie beschäftigt sich mit der Zuwanderung und dem Aufenthalt ausländischer Fachkräfte.  

Eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion befasst sich mit der Fachkräftestrategie der Bundesregierung und dem Regierungsentwurf eines Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG). Beide wurden am 19. Dezember 2018 vom Bundeskabinett beschlossen. Mit diesen Maßnahmen will die Bundesregierung den Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten gezielt und nachhaltig steigern. Sie rechnet durch die vorgeschlagenen Änderungen mit einer zusätzlichen Zuwanderung von 25.000 Fachkräften pro Jahr. Dies wäre ein Anstieg um 89 Prozent gegenüber dem Jahr 2017. 

Ob der Zuzug wirklich hilft, weiß die Regierung nicht

Die Frage, inwieweit die Einwanderung qualifizierter Ausländer aus Drittstaaten heute und in Zukunft in einzelnen Regionen oder Berufsfeldern dabei hilft, den Fachkräftemangel zu beheben, hält sie allerdings für „insgesamt schwer prognostizierbar und nicht genau bezifferbar.“ Dies hänge von verschiedenen auch den Arbeitsmarkt betreffenden Faktoren ab, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die kleine Anfrage. Hierzu zählten unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung und der Fachkräftebedarf in Deutschland. Außerdem komme es darauf an, wie sich das Potential durch Aus- und Weiterbildung inländischer Beschäftigter und der Zuzug von Fachkräften aus EU-Staaten entwickle.

Wie viele kommen überhaupt und woher?

Nach den Zahlen, die die Bundesregierung präsentiert, sind im letzten Jahr insgesamt rund 47.500 qualifizierte und unqualifizierte Ausländer aus Drittstaaten nach Deutschland eingereist, um hier zu arbeiten. Im Vorjahr waren es 70.500 und 2016 56.700. In den Jahren 2015 bis 2018 kamen die meisten Menschen aus Indien (ca. 23.300), den USA (18.700, Bosnien und Herzegowina (18.400) und aus China (17.100) aus diesem Grund in unser Land. Unter den Drittstaatsangehörigen, die zu einem früheren Zeitpunkt einen Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken hatten und aktuell eine Niederlassungserlaubnis besitzen, stellten im Zeitraum von 2013 bis 2018 immer die Türken größte Gruppe (aktuell rund 20.000).

Entwicklung der Zuwanderung von Apothekern

Die Abgeordneten wollten auch wissen, wie hoch die Zahl der qualifizierten Ausländer aus Drittstaaten ist, deren Berufsqualifikation seit dem 1. April 2012 in einem nach Bundesrecht geregelten Beruf als gleichwertig anerkannt wurde, und zwar für die 25 häufigsten Referenzberufe. In der Antwort sind auch die Apotheker als einer dieser Referenzberufe gesondert erfasst. Die Tabelle zeigt das Ergebnis für die Jahre 2012 bis 2017. 

Anerkennung von Berufsqualifikationen von Apothekern aus Drittstaaten (Erteilung der Approbation) von 2012 bis 2017: 

Berichtsjahr Gesamt

Positiv: volle Gleichwertigkeit

 

Auflage einer

Ausgleichsmaßnahme, zum 31.12. des jeweiligen Jahres noch nicht absolviert

2012 60 51 9
2013 54 33 21
2014 87 69 18
2015 123 78 45
2016 171 99 72
2017 246 135 111

Hier ist zum einen zu erkennen, dass die Anzahl der zugezogenen Apotheker aus Drittstaaten gemessen an der Gesamtstatistik der Zuwanderung verschwindend gering ist. Es zeigt sich aber auch, dass sie in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Im Jahr 2017 erhielten mit 246 viermal so viele Apotheker die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikation wie noch sechs Jahre zuvor. Jeweils etwa die Hälfte der „Aspiranten“ musste noch eine Ausgleichsmaßnahme dafür durchführen.

Die Frage, wie hoch der Anteil der Personen mit anerkannten Qualifikationen an der Gesamtzahl der Personen ist, die gegenwärtig in dem jeweiligen Beruf in Deutschland arbeiten, kann die Bunderegierung leider nicht beantworten. Auch das hätten die Abgeordneten gerne gewusst.

Immer mehr Studierende

Nach den letzten verfügbaren Zahlen der ABDA gab es in Deutschland Ende 2017 mehr als 64.000 berufstätige Apotheker, Tendenz steigend. Der weitaus größte Teil arbeitet in öffentlichen Apotheken (knapp 51.100). Aber auch in der pharmazeutischen Industrie, in Krankenhausapotheken, Universitäten und Behörden finden Apotheker Beschäftigung. Die Zahl der Studierenden hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen.

Apotheker weiterhin Mangelware

Trotzdem haben sich die Apotheker in Deutschland als Mangelberuf etabliert. Zum ersten Mal waren sie im Dezember 2016 in der „Fachkräfteengpassanalyse“ der Bundesagentur für Arbeit (BA) aufgelistet worden. Im Januar 2019 hatte die BA den Apothekerberuf erneut offiziell als Engpassberuf definiert

Und was sagt die ABDA dazu?

DAZ.online hat im vergangenen Jahr bei der ABDA nachgefragt, was sie denn gegen den Apothekermangel tue. Aus Sicht der Standesvertretung weist die Analyse der Bundesagentur Schwächen auf. Dass es vielerorts zu wenig Apotheker gibt, begründet die ABDA unter anderem mit der demografischen Entwicklung und verweist auf mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Woher kommen die Daten

von Apotheker08 am 25.02.2019 um 13:39 Uhr

Hat denn mal irgendjemand die ganzen Daten zu Pharmaziestudenten geprüft? Laut Daten des IMPP für das erste Staatexamen sind die Teilnahme und Bestehenszahlen weitgehend konstant von 99-2018 (ca. 1200 WS plus 800 SS und etwa 200 überschneiden sich) Wie bitte sollen dann mehr Absolventen zu Stande kommen?

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